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Netzbooster lassen das Stromnetz atmen

Dezentrale Batteriespeicher, groß wie Seecontainer, sollen von Schwaben aus helfen, das Stromnetz besser auszulasten. Ende 2025 gehen die ersten an den Start.

Foto: Negro Elkha/Adobe Stock

Mit der Energiewende dürften zentrale, fossil befeuerte Großkraftwerke bald der Vergangenheit angehören. Die umweltfreundliche Alternative sind Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien. Die dezentrale Erzeugung von Strom aus Sonne, Wind und Biomasse macht das gesamte Energiesystem allerdings komplexer. Um eine Überlastung des Netzes zu vermeiden, müssen die Produktion von Windkraftwerken im Norden gedrosselt und dafür herkömmliche Kraftwerke im Süden hochgefahren werden. Der Haken: Diese Ausgleichsmaßnahmen, genannt Redispatch, verschlingen Milliardensummen.

Um Geld zu sparen und gleichzeitig die Stromversorgung von Industrie und Haushalten zu stabilisieren, wollen der Übertragungsnetzbetreiber Amprion, der Energiekonzern E.on und die Lechwerke (LEW) in Schwaben und Oberbayern einen Verbund aus gewaltigen Batteriespeichern realisieren. Die modular zusammengesetzten Netzbooster an strategisch günstigen Netzknotenpunkten können überschüssigen Strom aufnehmen und in Sekundenschnelle wieder abgeben. Damit entlasten sie das Stromnetz. Ende 2025 soll der weltweit erste dezentrale Netzbooster an den Start gehen. „Der Netzbooster ist eine wichtige Innovation für das Stromnetz“, sagt Thomas Dederichs, Leiter Strategie und Energiepolitik bei Amprion. „Er wird uns als zusätzlicher Sicherheitspuffer dienen und helfen, das Übertragungsnetz höher auszulasten.“ In einem Verbund von fünf bis sechs Standorten sollen insgesamt 250 Megawatt Energie gespeichert und an das Verteilnetz von LEW angeschlossen werden. Im Bedarfsfall springen dann die Batteriespeicher im Verteilnetz ein und sorgen dafür, dass die konventionellen Kraftwerke seltener zum Einsatz kommen.

Welche Städte und Gemeinden sich an diesem Part der bayerischen Energiewende aktiv beteiligen, wird noch geprüft. Die besten Chancen haben Standorte, an denen sich schon heute Umspannanlagen befinden. Auch die Flächenverfügbarkeit spielt eine Rolle: Immerhin beansprucht jedes Modul eine Grundfläche von etwa 50 mal 100 Meter. Pluspunkte haben Kommunen, in den die Projektpartner über eigenen Flächen verfügen. Im kommenden Jahr wird Amprion die Errichtung und den Betrieb der Module für die ausgewählten Lokationen ausschreiben. 2026 sollen alle Batteriespeicher installiert sein. Wenn die Bundesnetzagentur die energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Vorhabens bestätigt, und die Zeichen hierfür stehen auf Grün, fließen ab dann die Gestehungskosten über die Netzentgelte an die Investoren zurück.

Die beiden derzeit größten Stromspeicher in Bayern stehen in den fränkischen Landkreisen Neustadt an der Aisch und Kitzingen. Sie haben eine Gesamtleistung von 42 Megawatt und sind an das Netz von N-Ergie angeschlossen. Betreiber ist die österreichische Verbund AG zusammen mit zwei Projektpartnern aus München. Womöglich bleibt auch der Energiestandort Grundremmingen erhalten. RWE hat soeben den Rückbau des Kernkraftwerks begonnen und erwägt Marktbeobachtern zufolge ebenfalls den Bau eines großen Batteriespeichers. Insofern ist LEW-Vorstand Christian Barr zuzustimmen: „Der Südwesten Bayerns ist eine echte Energiewende-Region.“ Wenn sich jetzt noch jemand etwas einfallen lassen könnte, um die unschönen Hochspannungsleitungen überflüssig zu machen, wäre allen geholfen. Aber an deren Anblick werden wir uns wohl oder übel gewöhnen müssen. Irgendwoher muss der Strom schließlich ins Haus kommen.

Karen Engelhardt

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RUNDER TISCH – KLIMANEUTRALE ENERGIE

Die Stadt München möchte bis 2035 klimaneutral werden, der Freistaat Bayern bis 2040. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, ist der rasche Ausbau von erneuerbaren Energien und Verteilnetzen erforderlich. Dafür notwendig ist unter anderem die Ausbildung von Fachkräften, um von der Planung schneller ins Handeln zu kommen.

1 – Aktuelle Herausforderungen der Energiewende2 – Wer soll die Energiewende bezahlen?3 – Wie Klimaneutralität erreicht werden kann

Der runde Tisch teilnehmer

  • DETLEF FISCHER

    DETLEF FISCHER

    ist seit Mai 2022 Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (VBEW) in München. 

    Der gelernte Maschinenschlosser arbeitete nach seinem Maschinenbaustudium zunächst im Sicherheitswesen für die Kernkraft der Bayernwerk AG. 2001 wechselte er zum VBEW, dessen Geschäftsführung er 2008 übernahm.

  • Dr. Claudia Häpp

    Dr. Claudia Häpp

    ist seit Juni 2023 Senior Vice President Solutions Excellence bei E.ON Deutschland in München. 

    Die Ökotrophologin kam bereits während ihrer Dissertation zum Thema „Smart Home“ in Kontakt mit der BSH Hausgeräte GmbH, für die sie im Anschluss arbeitete. Im Mai 2018 wechselte sie zu E.ON Deutschland, wo sie sich für nachhaltige Produkte und Services einsetzt. 

  • Pascal Lang

    Pascal Lang

    ist seit Mai 2014 Vorstandsvorsitzender der EnergieGenossenschaft Inn-Salzach eG (EGIS eG) in Neuötting.

    Seit 2020 ist er hauptamtlicher Geschäftsführer der EGIS Verwaltungs GmbH. Nach seinem Diplom-Geographie-Studium in Heidelberg arbeitete er fast fünf Jahre als Projektmanager in einem Ingenieurbüro. 2012 wurde er Energie- und Klimaschutzmanager des Landkreises Altötting und baute die EGIS eG mit auf.

  • Dr.-Ing. Christoph Pellinger

    Dr.-Ing. Christoph Pellinger

    ist seit September 2021 Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE) in München. 

    Er studierte Physik an der TU München, begann 2011 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FfE und promovierte 2016 in der Energiesystemanalyse an der TU München. Anschließend übernahm er die Stelle der strategischen Projektentwicklung.

  • Timo Sillober

    Timo Sillober

    ist seit März 2023 CEO der Energiekonzepte Deutschland GmbH in Leipzig. 

    Nach seinem Studium an der LMU zum Diplom-Kaufmann arbeitete er zunächst im IT-Bereich bei Siemens und Vodafone, ehe er 2016 zur EnBW Energie Baden-Württemberg AG wechselte. Dort war er hauptverantwortlich für den Ausbau des größten Schnellladenetzes für E-Autos in Deutschland. 

  • Dr. Karin Thelen

    Dr. Karin Thelen

    ist seit Juni 2023 Geschäftsführerin Regionale Energiewende der Stadtwerke München (SWM).

    Die gebürtige Münchnerin ist promovierte Biologin und hat berufsbegleitend einen wirtschaftswissenschaftlichen MBA-Abschluss erworben. Sie arbeitet seit elf Jahren bei den SWM, zuletzt mehrere Jahre als Leiterin der Technischen Qualitätssicherung.

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Ob Sonne, Wind, Wasser oder Geothermie – über, auf und unter der Erde gibt es reichlich klimafreundliche Energien. Die warten nur darauf, von zupackenden Bürgern, innovativer Technik und einem beherzt in die Zukunft investierenden Freistaat erschlossen zu werden.

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