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Alle reden von der Energiewende. In Bayern wird sie gemacht.

Klassenbester ist Bayern bei der Wirtschaftsleistung, beim schnellen Internet und in der Bundesliga. Da ist klar, wer als eines der ersten Bundesländer klimaneutral werden will. Immerhin hat man einen Ruf zu verteidigen.

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Foto: Pixabay

Struktur der Bruttostromerzeugung in Bayern 2021

STRUKTUR DER BRUTTOSTROMERZEUGUNG IN BAYERN 2021

Heute schon stammt fast die Hälfte des in Bayern erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Um die natürlichen Quellen noch effizienter nutzen zu können, ist aber noch mehr menschliche Energie nötig. Da die sich ebenfalls erneuert, sollte das machbar sein. Grafik: Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie

Ziele, das lernt man im allerersten Führungsseminar, sollen herausfordernd, aber auch realistisch sein. Indien will bis 2070 Klimaneutralität erreichen, also weniger Treibhausgase ausstoßen, als es der Atmosphäre entzieht, China bis 2060, die USA bis 2050 und Deutschland bis 2045. Allerdings machen die CO₂-Emissionen bislang keine Anstalten, sich den Beschlüssen zu beugen. Ohne weitere Maßnahmen als die bereits auf den Weg gebrachten werde das angestrebte Netto-Null-Ziel in der selbstgesteckten Frist nicht zu erreichen sein, alarmierte das Umweltbundesamt im Juli 2023 – just im heißesten jemals in Deutschland gemessenen Monat. In Bayern freilich konnte man es aushalten. Die ergiebigen Starkregen brachten so viel Abkühlung, dass es nur zum sechsten Platz im alljährlichen Bundessommerwärmewettkampf reichte. Man muss nicht immer Erster sein, mag sich manch Bayer denken. Schließlich hatte der viele Regen auch sein Gutes: Die Grundwasservorräte wurden aufgestockt, und die Wasserkraftwerke lieferten reichlich Energie.

 

Wasserkraft und andere umweltfreundliche Energiequellen benötigt der Freistaat dringend, schließlich will Bayern schon 2040 klimaneutral sein, früher noch als die meisten Klimaklassenkameraden in den Ländern. Man kann es kaum glauben, aber bis Mitte der 1920er-Jahre konnte der Strombedarf zwischen Würzburg und Rosenheim fast ausschließlich mit Wasserkraft gedeckt werden. Noch heute liegt weit mehr als die Hälfte aller deutschen Wasserkraftanlagen in Bayern. Allerdings haben die verführerisch preisgünstigen fossilen Energieträger den Anteil der Wasserkraft an der Bruttostromerzeugung auf weniger als 15 Prozent zurückgedrängt. Durch den Ausbau von Speicherkapazitäten und grundlastfähigen Pumpspeicherkraftwerken sollen es 2040 wieder 25 Prozent sein. Das ist ein ambitioniertes Ziel, denn der Rückgriff auf die Tradition gestaltet sich zäh: Flächenmangel, behördliche Auflagen, lange Genehmigungsverfahren und Naturschutzbedenken trotzen der Anweisung „Wasser, Marsch!“ Gleich nach der Kernkraft hat die Wasserkraft den schwersten Stand unter den erneuerbaren Energien. 

Wasserstoff bietet eine langfristige Perspektive

Ad fontes, zu den Quellen, mag manchem da in den Sinn kommen, der in der Bayerischen Wasserstoffstrategie eine verheißungsvolle Parallelspur erkennt. Was das chemische Element mit der Ordnungszahl 1 für das Periodensystem, will der Freistaat für Europa werden: Klassenprimus bei möglichst grünem Wasserstoff. Dafür soll die Weiterverarbeitung des gehaltvollen Gases – ein Kilogramm komprimierter Wasserstoff liefert drei Mal mehr Energie als ein Liter Diesel – zu synthetischen Kraftstoffen forciert, die Gasnetze zur Heranschaffung von Wasserstoff ertüchtigt und eine neue Südpipeline von der Adria bis nach Bayern gebaut werden. Das böte dem projektiv in Afrika erzeugten Stoff eine komfortable Anreise und den bayerischen Abnehmern Versorgungssicherheit. Nur: Das kostet. Das dauert. Und wo sollen die benötigten riesigen Mengen des energetischen Heilsbringers gespeichert und wie in die vorhandene Erdgas-Infrastruktur eingespeist und durchgeleitet werden?

 

„Tatsächlich könnte Wasserstoff die Industrie und den Verkehr revolutionieren“, sagt Stefan Penthin, Globaler Leiter Markets beim Beratungsunternehmen BearingPoint in München. „Doch für die flächendeckende und nutzungsübergreifende Verwendung von Wasserstoff ist eine erhebliche Infrastrukturleistung zu erbringen.“ Die Pläne hierfür liegen auf dem Tisch. Bis 2025 will der Freistaat 300 Megawatt Elektrolyseleistung installieren, 500 Wasserstoffbusse im öffentlichen Personennahverkehr und ebenso viele wasserstoffgetriebener Lastwagen über die Straßen rollen lassen – mindestens. Die sollen an erheblich mehr als den heute nur zwanzig H2-Tankstellen in Bayern befüllt werden können. Künftige Europa-Champions in der Energieklasse Wasserstoff denken freilich auch an den grenzüberschreitenden Handel und Verkehr. „Die internationale Versorgung mit Wasserstoff ist eine komplexe, nationale und europäische Herausforderung“, deutet Penthin die Herausforderung an. „Die Infrastruktur mit allen logistischen Komponenten zu erschaffen, ist eine Aufgabe für Jahrzehnte.“

 

Noch liefert vor allem der Wind an den flachen Küsten Nord- und Ostdeutschlands die zur Wasserstoffproduktion notwendige Energie. Ein Bundesland, dessen Topografie großflächig aus malerisch aneinandergereihten Bergen und Tälern besteht, könne bei der Windernte keine Wunder erwarten, trösten die Nordlichter. 432 bayerische Bürgermeister halten dagegen und versichern: Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, rentieren sich Windräder allemal – für das Stadtsäckel, für die Wirtschaft und für die Ortsbewohner. Umfragen zeigen, dass Bayerns Bürger dem Bau von Windkraftanlagen durchaus etwas abgewinnen können – wenn sie finanziell davon profitieren. Also fordern die Stadtoberhäupter die Politiker auf: Lasst Euch etwas einfallen! Nach einem Gespräch mit Ministerpräsident Markus Söder zeigte sich Claus Schwarzmann, Bürgermeister aus dem oberfränkischen Markt Eggolsheim, stellvertretend für seine Kolleginnen und Kollegen zuversichtlich, dass die behördlichen Genehmigungsverfahren künftig „schneller gehen, bei den Regierungen und den Landratsämtern.“ Sicherheitshalber, man denke an das Klassenziel, bleibt das Thema auf Wiedervorlage.

 

Dass die Windenergie mit einer hohen Flächeneffizienz punktet und auch nachts und besonders im Winter klimafreundlichen Strom liefert, ist unumstritten. Rückenwind für die Energiewende, mit der Bayern einmal mehr zum Musterschüler Deutschlands werden kann, blasen die Rotorblätter auf jeden Fall heran. Daher wurde gleich nach der Landtagswahl im Herbst die strenge Mindestabstandregel zu Siedlungen („10H“) gelockert. In Wäldern, nahe Gewerbegebieten, an Autobahnen, Bahntrassen und in Wind-Vorranggebieten dürfen Windräder künftig bis auf 1000, teilweise sogar nur bis auf 800 Meter an Wohnhäuser heranrücken. Dank dieser Maßnahme soll sich die Zahl und die Gesamtleistung der in Bayern installierten Windräder, im November waren es genau 1150, schon in wenigen Jahren verdoppeln. „Die Windkraft in Bayern steht vor einem Boom“, sagt Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger voraus. „Wir sind in Bayern bei Sonne, Biomasse und Wasserkraft schon bundesweit führend und holen jetzt auch bei Wind massiv auf.“

Windkraft und Photovoltaik passen gut zusammen

Die Windkraft konkurriert mit der Photovoltaik (PV) nur aus politischer Sicht. Physikalisch verstehen sich die beiden bestens, und überhaupt: Standortvorteile muss man nutzen. Bei der Sonneneinstrahlung ist Bayern heute schon die Nummer 1 in Deutschland. „Mit Blick auf die Stromerzeugung harmonisieren Windkraft und Photovoltaik sehr gut“, bestätigt Thorsten Häusler, Leiter Erzeugung/Projekte bei den Allgäuer Überlandwerken in Kempten. „Sonnige Tage mit hoher PV-Erzeugung sind in der Regel eher windschwach, während sehr windige Tage häufig wenig Sonneneinstrahlung mit sich bringen.“ Auch jahreszeitlich passen Wind und Sonne gut zusammen: Während der Sommer den Solarmodulen Dauerflutlicht und den Betreibern Erlöse aus dem Verkauf des überschüssigen Stroms spendet, liegt der Hauptertrag der Windenergie in den Wintermonaten. Ein Vorzeigeprojekt für das Zusammenspiel von Wind und Sonne wird der Windpark Ohmenheim auf der Schwäbischen Alb, dem der Energieversorger aus Kempten einen Solarpark an die Seite stellen will. „Das dem Windpark eigene Umspannwerk kann beide Erzeugungstechnologien mit einer Abregelung von maximal 2,5 Prozent der eingespeisten Erzeugung aufnehmen“, sagt Häusler. Bis 2030 soll das Allgäu mit erneuerbaren Energien vollversorgt werden können.

 

Erneuerbare Energien liegen nicht nur auf, sondern auch unter der Erde. Forscher der Technischen Universität München sehen großes Potenzial für den Ausbau der tiefen Geothermie in Bayern. Ihren Berechnungen zufolge könnten bis zu 40 Prozent des bayerischen Wärmebedarfs aus der tiefen Geothermie in Südbayern bedient werden. Der Forschungsverbund Geothermie-Allianz Bayern hält es sogar für möglich, mithilfe von Wärmeverbundleitungen geologisch benachteiligte Regionen im Freistaat mit nachhaltiger Fernwärme zu versorgen. Bis 2040 will Bayern ein Viertel der benötigten Wärme für das ganze Land aus der Tiefe holen. Eine Herausforderung ist das. Ob es Realität und Bayern einmal mehr Klassenerster wird – schau’n wir mal.

Karen Engelhardt

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RUNDER TISCH – KLIMANEUTRALE ENERGIE

Die Stadt München möchte bis 2035 klimaneutral werden, der Freistaat Bayern bis 2040. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, ist der rasche Ausbau von erneuerbaren Energien und Verteilnetzen erforderlich. Dafür notwendig ist unter anderem die Ausbildung von Fachkräften, um von der Planung schneller ins Handeln zu kommen.

1 – Aktuelle Herausforderungen der Energiewende2 – Wer soll die Energiewende bezahlen?3 – Wie Klimaneutralität erreicht werden kann

Der runde Tisch teilnehmer

  • DETLEF FISCHER

    DETLEF FISCHER

    ist seit Mai 2022 Hauptgeschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft e.V. (VBEW) in München. 

    Der gelernte Maschinenschlosser arbeitete nach seinem Maschinenbaustudium zunächst im Sicherheitswesen für die Kernkraft der Bayernwerk AG. 2001 wechselte er zum VBEW, dessen Geschäftsführung er 2008 übernahm.

  • Dr. Claudia Häpp

    Dr. Claudia Häpp

    ist seit Juni 2023 Senior Vice President Solutions Excellence bei E.ON Deutschland in München. 

    Die Ökotrophologin kam bereits während ihrer Dissertation zum Thema „Smart Home“ in Kontakt mit der BSH Hausgeräte GmbH, für die sie im Anschluss arbeitete. Im Mai 2018 wechselte sie zu E.ON Deutschland, wo sie sich für nachhaltige Produkte und Services einsetzt. 

  • Pascal Lang

    Pascal Lang

    ist seit Mai 2014 Vorstandsvorsitzender der EnergieGenossenschaft Inn-Salzach eG (EGIS eG) in Neuötting.

    Seit 2020 ist er hauptamtlicher Geschäftsführer der EGIS Verwaltungs GmbH. Nach seinem Diplom-Geographie-Studium in Heidelberg arbeitete er fast fünf Jahre als Projektmanager in einem Ingenieurbüro. 2012 wurde er Energie- und Klimaschutzmanager des Landkreises Altötting und baute die EGIS eG mit auf.

  • Dr.-Ing. Christoph Pellinger

    Dr.-Ing. Christoph Pellinger

    ist seit September 2021 Geschäftsführer der Forschungsstelle für Energiewirtschaft e.V. (FfE) in München. 

    Er studierte Physik an der TU München, begann 2011 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FfE und promovierte 2016 in der Energiesystemanalyse an der TU München. Anschließend übernahm er die Stelle der strategischen Projektentwicklung.

  • Timo Sillober

    Timo Sillober

    ist seit März 2023 CEO der Energiekonzepte Deutschland GmbH in Leipzig. 

    Nach seinem Studium an der LMU zum Diplom-Kaufmann arbeitete er zunächst im IT-Bereich bei Siemens und Vodafone, ehe er 2016 zur EnBW Energie Baden-Württemberg AG wechselte. Dort war er hauptverantwortlich für den Ausbau des größten Schnellladenetzes für E-Autos in Deutschland. 

  • Dr. Karin Thelen

    Dr. Karin Thelen

    ist seit Juni 2023 Geschäftsführerin Regionale Energiewende der Stadtwerke München (SWM).

    Die gebürtige Münchnerin ist promovierte Biologin und hat berufsbegleitend einen wirtschaftswissenschaftlichen MBA-Abschluss erworben. Sie arbeitet seit elf Jahren bei den SWM, zuletzt mehrere Jahre als Leiterin der Technischen Qualitätssicherung.

DER RUNDE TISCH – KLIMANEUTRALE ENERGIE

Ob Sonne, Wind, Wasser oder Geothermie – über, auf und unter der Erde gibt es reichlich klimafreundliche Energien. Die warten nur darauf, von zupackenden Bürgern, innovativer Technik und einem beherzt in die Zukunft investierenden Freistaat erschlossen zu werden.

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