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Der heiße Schatz für warme Wohnungen
Heizen mit Geothermie hat in Bayern ein enormes Potenzial. Vor allem im Großraum München stammt immer mehr Wärme und Strom aus entsprechenden Kraftwerken. Foto: Geber86/Adobe Stock
Island bekommt die brodelnde Gewalt der Natur immer wieder zu spüren. Seit dem 11. November 2023 müssen die Einwohner der Hafenstadt Grindavik ihre Häuser immer wieder vorübergehend verlassen, weil Geologen mit stärksten Lavaeruptionen rechnen. Auch das geothermische Kraftwerk Svartsengi wurde sicherheitshalber heruntergefahren. Es versorgt mit fünf weiteren Anlagen dieser Art fast 90 Prozent der isländischen Haushalte mit Wärme. Auf der Insel im Nordatlantik muss dafür oft nur wenige hundert Meter in den Untergrund vorgedrungen werden. Die technisch machbare Grenze liegt bei etwa 7000 Metern Tiefe.
Damit bietet Geothermie ein gewaltiges Reservoir, für das sich auch der Freistaat erwärmt. „Im Süden Bayerns, insbesondere im Großraum München, wird die Nutzung der tiefen Geothermie für die Produktion von Strom und Wärme bereits in zahlreichen Projekten erfolgreich praktiziert“, erklärt Harald Stollhofen, Professor und Lehrstuhlinhaber am GeoZentrum Nordbayern der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg. „Nördlich der Donau beschränkt sich ihre Nutzung auf die therapeutische Anwendung in Thermen, etwa in Bad Staffelstein oder Bad Rodach“, ergänzt der Forscher.
Wie hoch das Potenzial für die Energiegewinnung mittels tiefer Geothermie in Bayern ist, hängt davon ab, was man dabei berücksichtigt. „Die tiefe Geothermie hat viele Spielarten und entwickelt sich ständig weiter“, erläutert Michael Drews, Professor für Geothermal Technologies an der TUM. Während in München beispielsweise Projekte mit mehreren Bohrungspaaren an einem Standort umgesetzt werden, erprobe man in Südbayern tiefe geschlossene Systeme, die zwar teurer, aber dafür fast überall einsetzbar sind. Mit der petrothermalen Geothermie, für die Wasser in heiße Gesteinsschichten gepresst wird, steht eine weitere Form in den Startlöchern. Die kommt zwar noch nicht zum Einsatz, kann aber in Zukunft eine wichtige Rolle beim flächendeckenden Ausbau der geothermischen Energieversorgung in Bayern spielen. „Das Geothermische Informationsystem GeoIS und der Geothermieatlas weisen 85 Prozent der Fläche Bayerns als untersuchungswürdige Gebiete mit tiefengeothermischem Potenzial aus“, bestätigt Stollhofen. Bisher werden in Bayern aber nur die niedrig hängenden Früchte geerntet. Das ist wirtschaftlich logisch, denn je tiefer gebohrt wird, desto teurer wird es.
Ein wichtiger Ansatzpunkt für eine umfangreichere Nutzung liegt deshalb in der weiteren Erforschung des Untergrunds. „Es wurden noch lange nicht alle für die tiefe Geothermie in Frage kommenden geologischen Formationen ausreichend untersucht und getestet“, sagt Drews. Das Ausbaupotenzial sei daher in jedem Fall riesig. Besonderen Nachholbedarf bei der Erforschung des Untergrunds gibt es in Nordbayern. „Weder Umfang, Inhalt und Belastbarkeit der Daten, noch Methodenspektrum und Stand der Forschung entsprechen dem für ein finanzielles Engagement erforderlichen Technology Readiness Level von Fördereinrichtungen der EU und des Bundes sowie privater Investoren“, erklärt Stollhofen. Bis Bayern isländische Verhältnisse erreicht, ist es noch ein weiter Weg.
Jacob Neuhauser
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