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Auf die Inneren Werte achten

In Alter, Geschlecht und Herkunft gemischte Mitarbeitergruppen gelten als besonders leistungsstark. Aber stimmt das wirklich? Diverse Teams laufen nicht immer rund, warnt Florian Becker, Psychologieprofessor an der Technischen Hochschule in Rosenheim, und erklärt die Gründe.

Dr. Florian Becker

Foto: Jörg Eberl

Vielfalt im Team ist heute erwünscht. Warum eigentlich?

Becker – Der Wunsch nach Diversity folgt dem Zeitgeist und der politischen Ideologie. Darüber hinaus ist Vielfalt eine gesellschaftliche Tatsache. Aber was will der Praktiker? Zufriedene Mitarbeiter mit hoher Bindung, wenig Konflikten und einer guten Teamleistung. Wer eine Behörde mit Menschen aus mehr als zehn Kulturen leitet, erlebt Diversity zwiespältig. Unterschiedliche Werte, Kommunikations- und Verhaltensweisen führen auch zu Spannungen.

 

Ganz vorne bei der Teambildung stehen Lebensalter, Geschlecht und Herkunft. Zu Recht?

Becker – Nein. Alter, Geschlecht und Herkunft sind nur oberflächliche demografische Merkmale der Verschiedenheit. In der Psychologie erforschen wir Diversity viel tiefer. Welche Werte haben Menschen, welche Persönlichkeit, welche Kompetenzen? Wie verhalten sie sich, wie gehen sie mit anderen um? Jemanden oft für Jahre in ein Team aufzunehmen, viele Stunden am Tag zu sehen, das ist fast wie eine Ehe. Da zählen innere Werte.

 

Im öffentlichen Dienst sind psychologische Tests nicht die Regel. Wie findet man heraus, ob jemand zum Team passt?

Becker – Kluge Fragen stellen, genau zuhören, sorgfältig hingucken und ehemalige Arbeitgeber kontaktieren. Nach wenigen Minuten Gespräch wissen wir, ob unser Gegenüber eher extrovertiert oder introvertiert ist. Man erfährt schnell, wie gründlich er oder sie arbeitet, ob sich jemand ins Team einordnet oder für sich die Hauptrolle fordert. Aber natürlich ist dieses Vorgehen anspruchsvoller, als angesichts äußerer Merkmale den Daumen zu heben oder zu senken.

 

Hält Diversität Konflikte im Zaum?

Becker – Die Forschungsdaten dazu stimmen mich skeptisch. Äußerliche Buntheit im Team führt tendenziell zu intensiveren Diskussionen und zu mehr Blickwinkeln. Für den Zusammenhalt, die Teamleistung und das Konfliktniveau sieht es aber nicht gut aus. Sehr unterschiedliche Charaktere und Sichtweisen machen Teams instabil. Man muss also sehr genau hinschauen. Diversität ist ein zweischneidiges Schwert.

 

Personalentscheidungen im Amt unterliegen oft Vorgaben. Wie begründet man den Fokus auf die inneren Werte, ohne als rückständig zu gelten?

Becker – Auch der öffentliche Dienst leidet unter dem Fachkräftemangel. Viele Leitende sind schon froh, wenn sie überhaupt Mitarbeiter finden, um die drängendsten Aufgaben zu bewältigen. In dieser Mangellage nach Stabilität im Team zu streben, ringt mir großen Respekt ab. Doch dafür sind eben nicht die offensichtlichen Unterschiede, sondern Persönlichkeit und Kompetenzen der Teammitglieder von entscheidender Bedeutung.

 

Waren sie das nicht schon immer?

Becker – Der Fokus auf äußere Merkmale als Eignungskriterium war ziemlich genau vor 200 Jahren schon mal in Mode. Damals hat man aus Schädelmaßen auf Charaktereigenschaften geschlossen. Eine moderne Perspektive blickt auf die inneren Werte. Je wissenschaftlicher wir Persönlichkeit und Kompetenzen erheben, je standardisierter und valider Auswahlprozesse sind, desto mehr Gleichbehandlung bei gleicher Eignung gibt es dann automatisch. Das ist der faire Weg.

Karen Engelhardt

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anderem im Geschäftsbereich Personal und Organisationsentwicklung der Zentrale arbeitete. Von 2018 bis 2023 war Brehm in leitender Funktion bei der Fränkischen Verlagsanstalt und Buchdruckerei. 

  • Kerstin Dübner-Gee

    ist seit März 2018 Leiterin der Abteilung Personalentwicklung & Chancen in der Generalverwaltung der Max-Planck-Gesellschaft (MPG).

    Zuvor war sie unter anderem Leiterin des Munich Dual Career Office und Koordinatorin des Zukunftskonzepts Exzellenzinitiative der Technischen Universität München. Zuletzt verantwortete sie das Geschäftsfeld Interne Angebote der Fraunhofer Academy. Seit 2021 ist sie Mitglied im Vorstand der German Scholars Organization.

  • Dr. Nicole

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  • Andreas Mickisch

    ist seit Juli 2022 Personal- und Organisationsreferent der Landeshauptstadt München. 

    Der 1972 in München geborene Jurist und Verwaltungsexperte arbeitet seit 2001 für die Landeshauptstadt. Erfahrung sammelte er im Baureferat, im Personal- und Organisationsreferat und in der Stadtkämmerei sowie als stellvertretender Büroleiter bei Oberbürgermeister Christian Ude und als Büroleiter bei Oberbürgermeister Dieter Reiter. Von September 2017 bis Juni 2022 war er stellvertretender Kreisverwaltungsreferent.

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