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Digitale Hilfen für Patienten und Ärzte
„Apps auf Rezept“ bieten eine digitale Therapiebegleitung. Sie erinnern Patienten an ihr Übungsprogramm oder an Medikamente. Foto: Svitlana/Adobe Stock
Wer bislang orthopädische Hilfsmittel wie Schienen und künstliche Gliedmaßen benötigt, muss Geduld aufbringen und teils klebrig-kalte Gipsabdrücke ertragen. Die Anfertigung einer individuell angepassten Orthese oder Prothese ist ein aufwändiger Prozess. Eine Kombination aus 3D-Scan und 3D-Druck erleichtert sowohl Patienten als auch Orthesen- und Prothesenherstellern das Leben. Die für das Zusammenspiel der Hardware-Komponenten notwendige Software wird von Mecuris in München programmiert. Sie steht beispielhaft für die zunehmende Digitalisierung in der Gesundheitsbranche.
„Wir möchten mit unserer intuitiven Software Arbeitsschritte des Technikers vereinfachen, Ressourcen im Herstellungsprozess einsparen und vor allem Zeit gewinnen“, sagt Peter Fröhlingsdorf, CEO der Mecuris GmbH. Zeit, die in das Patientengespräch investiert werden könne, so der Manager. Gerade der kontaktlose und daher angenehmere Prozess des 3D-Scannens wird von Patienten als Vorteil empfunden. Die Software setzt die Scan-Ergebnisse in Druckbefehle für den additiven Fertigungsprozess um und lässt den 3D-Drucker eine passgenaue Prothese herstellen. „Sowohl die Anzahl an Arbeitsaufträgen als auch der Bedarf an Individualisierung ist im Bereich der Orthetik sehr hoch, sodass die Orthopädietechniker hier besonders stark von der digitalen Unterstützung profitieren können“, erklärt Fröhlingsdorf.
Diese Unterstützung ist auch nötig, denn die Gesundheits- und Pflegewirtschaft wächst in Bayern jedes Jahr um fast sechs Prozent. Das schließt die Forschung und Entwicklung sowie die Produktion und den Vertrieb von Medizintechnik, Biotechnologie und E-Health mit ein. Im Jahr 2018 lag ihr Beitrag zur Wertschöpfung in Bayern bei rund 12,6 Milliarden Euro. Der dürfte seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie deutlich zugenommen haben. Covid-19 und die damit verbundene Infektionsgefahr zeigt den Nutzen der Digitalisierung an einer neuralgischen Stelle.
Das gilt beispielsweise für das von Siemens Healthineers in Erlangen entwickelte Blutanalysesystem epoc mit einem Kommunikationssystem auf Android-Basis. Es liefert in weniger als einer Minute Blutgas-, Stoffwechsel-, Hämatokrit- und Laktatwerte. Das Pflegepersonal wird audiovisuell schnell und einfach durch die Schritte des Testverfahrens geführt. Die farblich codierten Ergebnisse sind dank des mobilen Displays direkt am Behandlungsort, dem sogenannten Point of Care, verfügbar. Dadurch kann das Pflegepersonal bei kritischen Ergebnissen sofort lebensrettende Maßnahmen einleiten. „Für eine effektive Point-of-Care-Analytik werden Systeme benötigt, die rasch Ergebnisse liefern, einfach zu bedienen sind und Sicherheitsfunktionen bieten, die sowohl dem Schutz der Patienten als auch der Qualität der Testergebnisse dienen“, sagt Christoph Pedain, Leiter Point of Care Diagnostics bei Siemens Healthineers.
Gerade in Pandemie-Zeiten ist das von unschätzbarem Wert, weil die Beatmungsteams von Covid-19-Patienten die zur Blutgasmessung notwendigen Proben entnehmen und auswerten können, ohne den Raum verlassen zu müssen. Die Testergebnisse werden über eine sichere drahtlose Verbindung auch an das Labor- und Krankenhausinformationssystem übertragen, sodass Daten archiviert und jederzeit nachverfolgt werden können.
Was die meisten Menschen erst durch die Corona-Pandemie erkannt haben, ist vielen bayerischen Start-ups schon länger klar: Zahlreiche Prozesse können durch digitale Lösungen schneller und patientenfreundlicher werden. Ein ganzes Cluster von etablierten Medizintechnikunternehmen und Start-ups findet sich im sogenannten Medical Valley rund um Erlangen. Eines davon ist PrehApp, ein Hersteller medizinischer Software. Gemeinsam mit dem Bayreuther Hilfsmittelanbieter medi hat er eine digitale Gesundheitsanwendung (DiGa) für Patienten mit Vorderem Knieschmerz entwickelt. Sie läuft auf allen browserfähigen Endgeräten und erlaubt den Patienten eine 90-tägige Bewegungstherapie mit täglichen Übungen. „Die Idee hierzu kommt aus der Praxis“, erklärt Maximilian Schenke, medizinischer Leiter der PrehApp und Leitender Oberarzt in der Abteilung Unfallchirurgie und Orthopädie am Regiomed Klinikum Lichtenfels. Ziel sei es, „die Versorgung für Patienten mit Schmerzen im Patellofemoralgelenk mit einem digitalen Begleiter zu verbessern“, so der Mediziner.
Solche digitalen Gesundheitsanwendungen werden auch als „Apps auf Rezept“ bezeichnet. Sie werden vom Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte geprüft und bei Erfolg in das Verzeichnis erstattungsfähiger digitaler Gesundheitsanwendungen aufgenommen. In diesem Fall übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten, bei privaten Krankenversicherungen muss individuell angefragt werden.
Jacob Neuhauser
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