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Vollautomatisierte Fahrzeuge unter weiß-blauem Himmel

Die Zukunft der Mobilität gehört dem autonomen Fahren. Die Technik dafür entsteht überall im Freistaat – zum Beispiel in Coburg, München, Nürnberg, Ingolstadt und Stockdorf.

Der Übergang zum autonomen Fahren erfolgt stufenweise. Auf Level 3 muss der Mensch jederzeit ins Steuer greifen können, auch wenn das Auto immer mehr Funktionen übernimmt. Foto: © Brose Gruppe

Das autonome Fahren, bei dem der Mensch nicht mehr selbst zu jeder Zeit die Kontrolle über das Lenkrad haben muss, beginnt auf Level 3 (siehe Kasten). Überall auf der Welt arbeiten Ingenieure und Softwarespezialisten daran, diese Stufe zu erreichen – auch in Bayern.

Und so könnte es schon bald aussehen: Bei der autonomen Fahrt auf der Autobahn ertönt plötzlich ein Warnhinweis. Der Wagen erkennt in der Ferne ein Hindernis und bittet den Fahrer, die Steuerung zu übernehmen. Sekundenschnell bewegt sich der Sitz von der Liegeposition in eine aufrechte Haltung. Gleichzeitig wird der aus der Mittelkonsole ausgefahrene Tisch eingezogen, und das zuvor verschobene Lenkrad kehrt in die Fahrposition zurück. Jetzt kann der Fahrer das Steuer wieder übernehmen. „Um solche Zukunftsszenrien zu ermöglichen, vernetzen wir unsere mechatronischen Komponenten mit Sensorik und Software zu intelligenten Gesamtsystemen“, erklärt Andreas Jagl, Geschäftsführer Interieur der im bayerischen Coburgansässigen Brose Gruppe. Die müssen dann nur noch das Fahren lernen, damit die Menschen es bequem haben.

Wenn also die Nutzer künftig wählen können, was sie während der Autofahrt tun möchten, dann muss der Innenraum des Wagens völlig neu gedacht werden. Elektronisch gesteuerte Sitze, Bildschirme und Ablagen müssen aufeinander abgestimmte Positionen einnehmen, damit der Fahrer bei Bedarf oder auf Anforderung des Fahrzeugs eingreifen kann. Wie das genau funktioniert, konnten die Besucher der IAA Mobility 2021 in München sehen. Dort zeigte Brose den funktionalen, flexiblen und komfortablen Innenraum künftiger Fahrzeuggenerationen.

Um die Zukunft der Mobilität voranzutreiben, müssen Unternehmen aber nicht nur technische Lösungen finden. Nötig sind auch Kooperationen, die unter den rivalisierenden Wettbewerbern lange Zeit undenkbar schienen. In München arbeitet die BMW Group seit 2006 am hochautomatisierten Fahren.


Sie hat für die Entwicklung zur Serienreife eine nicht-exklusive Plattform mit Technologie-, Zuliefer- und OEM- Partnern begründet. Rund 40 Fahrerassistenz-Funktionen, darunter Rückfahrkameras, Fernlichtassistenten und Abstandstempomaten mit Quer- und Längsführung sowie Ampelerkennung sorgen für mehr Sicherheit beim Fahren. „Neben der Weiterentwicklung unserer Fahrerassistenz-funktionen auf Level 2 arbeiten wir parallel intensiv an der Befähigung unserer Fahrzeuge für hochautomatisiertes Fahren, das heißt Level 3“, sagt Nicolai Martin, Bereichsleiter Entwicklung Automatisiertes Fahren BMW Group.

Bei einigen Teilaufgaben funktioniert das bereits. Mittels Smartphone kann der Fahrer beim sogenannten Remote Control Parking das Fahrzeug in engste Parklücken lotsen, ohne selbst ins Lenkrad greifen zu müssen. Der nächste Entwicklungsschritt ist Level 4, bei dem das Auto im Parkhaus selbstständig nach einem freien Platz sucht. Von dort ist es dann nicht mehr weit zum autonomen Fahren. „In Zukunft wird die Intelligenz eines Fahrzeugs immer wichtiger“, erläutert Martin. „Die Automatisierung der Fahraufgabe nimmt darin einen maßgeblichen Platz ein.“ Vor vier Jahren hat BMW deshalb die Entwicklung am Autonomous Driving Campus in Unterschleißheim gebündelt. Mehr als 70 Testfahrzeuge sind dort für neue Funktionen von Level 2 bis Level 5 im Einsatz. Sie sammeln Daten, um die Autos durch maschinelles Lernen mit künstlicher Intelligenz in der virtuellen Simulation weiter zu verbessern.

Damit Fahrzeuge bald autonom unterwegs sein können, müssen ihre Architekturen erheblich weiterentwickelt werden. Daran arbeitet die in Nürnberg beheimatete Leoni AG, die sich auf den Bau von Bordnetz-Systemen und Leistungsverteilung spezialisiert hat. Schließlich müssen Autos künftig ungeheure Datenmengen in Echtzeit verarbeiten können. Sie stammen nicht nur von eigenen Sensoren und Fahrerassistenzsystemen, sondern auch von Fahrzeugen in der unmittelbaren Umgebung sowie von der Infrastruktur. Ampeln funken ihren Status, Fahrbahnsensoren melden, ob die vorausliegende Straße trocken, nass oder gefroren ist. All das muss ein Bordsystem verarbeiten, um angemessen darauf reagieren können.

Gemeinsam mit dem französischen Unternehmen Valeo will Leoni verbesserte Zonen-Steuergeräte entwickeln. Sie dienen als Nervenzentrum der neuen Fahrzeugarchitekturen und sorgen für einen schnellen Datenfluss zwischen Sensoren und Fahrerassistenzsystemen sowie für die Kommunikation mit anderen Fahrzeugen und der Infrastruktur. „Zonale Architektur wird eine Schlüsselrolle in der künftigen elektrischen Fahrzeugarchitektur spielen“, sagt Walter Glück, Chief Technology Officer der Leoni Wiring Systems Division. Sie reduziert zudem die Komplexität und den enormen Kabelsalat im Auto. Der erste VW Golf, der 1974 vom Band lief, kam mit 214 Metern Kabel aus. Heute sind in einem durchschnittlich ausgestatteten Golf mehr als 1,5 Kilometer stromführender Drähte verbaut.

Ganz ohne Kabel wird es künftig auch in Ingolstadt nicht gehen. Denn die vielen Funktionen, die Audi in seinem rein elektrischen Showcar grandsphere concept auf der IAA 2021 in München präsentierte, benötigen nun einmal Strom. Im Level 4-Modus verwandelt sich das Interieur ohne Lenkrad, Pedalerie und Anzeigen in einen Erlebnisraum. Das Fahrzeug übernimmt nicht nur das Fahren wann immer möglich, sondern bietet seinen Insassen viele Möglichkeiten zur Entspannung, Arbeit oder Unterhaltung. Mit Cariad, der Softwaretochter des Volkswagen Konzerns, arbeitet Audi auf die Einführung dieser Technologie in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts hin. Das Ziel der Ingolstädter ist dabei klar definiert. „Für uns ist das automatisierte Fahren eine Schlüsseltechnologie, die den Verkehr sicherer und die Mobilität komfortabler und inklusiver machen kann“, sagt Audi-Vorstandschef Markus Duesmann. Wer hier die Nase vorn hat, kann das große Geschäft machen. Berater von Deloitte gehen davon aus, dass 2035 allein in deutschen Städten mit dem autonomen Fahren 16,7 Milliarden Euro umgesetzt werden.

 An den für das autonome Fahren notwendigen Komponenten arbeiten sie auch in Stockdorf bei München. Die Ingenieure der Webasto Gruppe haben unter anderem ein sogenanntes Roof Sensor Module entwickelt, um vom höchsten Punkt des Fahrzeuges aus ein genaues Bild der Umgebung zu erhalten. Die darin integrierten Lidar-Sensoren, das steht für Light ranging and detecting, können mittels Lichtstrahlen das Umfeld des Autos dynamisch und dreidimensional erfassen. Diverse Kameras komplettieren dieses Bild durch eine präzise Objekterkennung und reichern es mit weiteren Informationen wie Verkehrsschildern oder Markierungen an. Auch einem Komfortproblem von Elektrofahrzeugen haben sich die Stockdorfer angenommen: Ohne Verbrennungsmotor fehlt die interne Heizquelle, um den Innenraum im Winter angenehm warm zu halten. Der Hochvoltheizer, ein elektrisches Wasserheizsystem für Fahrzeuge mit Hochvolt-Bordnetzen, sorgt Batterieschonend für Abhilfe. Dank dieser Erfindung werden sich die Passagiere von autonom und elektrisch fahrenden Autos künftig nicht zwischen Wärme, Reichweite und Unterhaltungsprogramm entscheiden müssen.

 Jacob Neuhauser

Auto, fahr!

 

Die amerikanische Society of Automotive Engineers hat fünf Stufen des autonomen Fahrens definiert: Level 0 beschreibt dabei ein Fahrzeug, mit dem die meisten heute unterwegs sind, nämlich ohne jegliche Funktion für auto-matisiertes Fahren.

 

Level 1: Beim assistierten Fahren beherrscht der Mensch dauerhaft das Lenkrad. Fahrerassistenzsysteme greifen ein, wenn bestimmte Parameter wie zum Beispiel der Abstand zu einem vorausfahrenden Auto nicht eingehalten werden.

Level 2: Auch beim teilautomatisierten Fahren ist die Person am Lenkrad jederzeit für die Fahrzeugführung verantwortlich. Ein Assistenzsystem kann dem Fahrer dabei helfen, in seiner Spur zu bleiben.

Level 3: Das hochautomatisierte Fahren erlaubt es dem Wagenlenker, die Steuerung für einen begrenzten Zeitraum an das Auto zu übergeben. Er darf sich Nebentätigkeiten widmen, muss aber stets übernahmebereit sein.

Level 4: Beim vollautomatisierten und autonomen Fahren, das zu Beginn nur auf definierten Strecken wie Autobahnen oder Innenstädten möglich sein wird, kann die Person am Steuer die Kontrolle über das Auto für einen beliebig langen Zeitraum an die Technik übergeben.

Level 5: Das Ziel der höchsten Stufe des autonomen Fahrens ist dessen vollumfängliche Verfügbarkeit auf allen Verkehrswegen. Niemand an Bord muss dabei fahrtauglich oder wach sein. Das Fahrzeug kann alle Aufgaben selbst lösen und theoretisch auch führerlos unterwegs sein.

Jacob Neuhauser

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„MÜNCHEN IST DIE HÖLLE – UND DIE HÖLLE WIRD HEISSER

IT-Fachkräfte sind eine knappe und darum hochbegehrte Spezies. In Bayern will sie jeder haben, etablierte Platzhirsche ebenso wie  amerikanische Digitalkonzerne und pfiffige Start-ups. Dabei wird mit harten Bandagen gekämpft. Ring frei!

1 - München contra Bayerns Regionen2 – Herausforderungen für Organisationen und Unternehmen3 – Arbeitsmarkt: IT-Kräfte finden und halten

Der runde Tisch teilnehmer

  • MARKUS HERTRICH

    Brunata Metrona

    CIO und Bereichsleiter Informationstechnik

    startete 2005 als Projekt- und Programmleiter für die Geschäftstransformation nach SAP und leitet seit April 2013 den Bereich Informationstechnologie bei Brunata-Metrona München. Er ist dort verantwortlich für die digitale Transformation und die Verschmelzung von Technologie- und Marktentwicklungen sowie Geschäftsstrategie. Davor war er in leitenden Positionen bei führenden Unternehmen der Luft- und Raumfahrt-industrie sowie im Bereich Management-Beratung tätig.

  • ESTHER LÖB

    Director Talent Acquisition und VP Learning & Development bei Rohde & Schwarz

    Ist seit April 2018 beim Münchner Technologie-Unternehmen Rohde & Schwarz als Director Talent Acquisition und seit Januar 2021 zusätzlich als VP Learning & Development beschäftigt. Nach ihrem Studium der Organisations- und Wirtschaftspsychologie begann Löb ihre berufliche Laufbahn als Beraterin und Trainerin bei Rau Consultants. Anschließend arbeitete sie mehrere Jahre für die Debis Systemhaus GEI GmbH (später T-Systems), ehe sie zur Microsoft Deutschland GmbH wechselte. Dort war sie zunächst als Senior HR Business Partner und dann als Talent Acquisition Lead tätig.

  • RALF MALTER

    Chief Operating Officer bei NTT Data

    Ist seit April 2020 Chief Operating Officer (COO) bei dem auf IT-Dienstleistungen spezialisierten Unternehmen NTT Data. Zuvor war er dort Geschäftsführer für das Ressort Automotive & Manufacturing sowie Leiter Digital Business Solutions in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Malter ist seit Juli 2014 bei NTT Data und baute den Bereich Application Management aus. Zuvor war er als Partner und Executive bei IBM Global Business Services tätig.

  • DR.-ING
    JÖRG OCHS

    Stadtwerke München

    Leiter der Informationstechnologie

    Ist seit September 2019 Leiter der Informations- technologie der Stadtwerke München (SWM). Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruk- tur Region GmbH und der Regio Netz München GmbH. Nach seiner Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker studierte er die ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge der Elektro- (FH) und Nachrichtentechnik (Univ.). Seine Promotion in Informationstechnik schloss an der Universität der Bundeswehr in München ab.

  • GEORG RINGMAYR

    Polizei Bayern

    Leitender Ministerialrat und IT-Chef

    Ist seit 2001 IT-Chef der Bayerischen Polizei im Bayerischen Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration. Darüber hinaus ist er einer der beiden Stellvertreter des Bayerischen Landespolizeipräsidenten und Leiter der vorgesetzten Dienststelle für den Digitalfunk BOS im Freistaat Bayern. Der Leitende Ministerialrat und Diplom-Informatiker kam 1992 zur Polizei und verantwortet die Informations- und Kommunikationstechnik für rund 44.000 Mitarbeiter der Polizei sowie den Digitalfunk für knapp 500.000 Nutzer bei allen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben.

  • PROF. DR. CLAUDIA WÖHLER

    BARMER

    Landesgeschäftsführerin Bayern

    Ist seit Januar 2017 Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern. Nach dem Abschluss ihres Studiums der Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin und anschliefiender Promotion begann sie ihre Karriere bei der Allianz Lebensversicherung AG und dem Bundes- verband der Deutschen Industrie e. V. in Berlin. 2005 wechselte sie nach München zur Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., wo sie unter anderem als Geschäftsführerin und Leiterin der Abteilung Sozial- und Gesellschaftspolitik tätig war. 

  • GÜNTER ZUCHTRIEGEL

    Bayerische Versorgungskammer

    Abteilungsleiter IT-Anwendungen und stellv. Bereichsleiter IV

    Ist seit Januar 2004 Abteilungsleiter IT-Anwendungen und stellvertretender Bereichsleiter IV bei der Bayerischen Versorgungskammer (BVK). Seitdem hat sich sowohl sein Aufgabenspektrum als auch die Mitarbeiteranzahl verdreifacht. Die BVK beschäftigt aufgrund von Insourcing-Mafinahmen sowie durch Ausweitung der Entwicklung auf Portallösungen, diverse Web-Applikationen und Apps heute mehr als 100 Software- Entwicklerinnen und Entwickler.

DER RUNDE TISCH – IT-STANDORT BAYERN

Der Onlineshop rattert. CAM- und ERP-Systeme laufen. Der 3D-Drucker spuckt aus, was er soll. Das Bürgerbüro ist digitalisiert. Unternehmen und Verwaltung sind nur dann erfolgreich, wenn sie die besten Informatiker, Programmierer und Administratoren haben. Grüß Gott in Bayern!

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