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Traditonsunternehmen
Traditionsunternehmen

Die Welt im Wandel

Welche Auswirkungen haben die neue geopolitische Ordnung und die digitalen Herausforderungen auf die bayerischen Traditionsunternehmen?

Foto: iStock/Martin Barraud

Die Weltwirtschaft steht ständig vor neuen Herausforderungen. Schon die Geschichte zeigt, dass Zeiten des Aufschwungs nie von Dauer sind: Wirtschaftswunder folgten auf Weltkriege, Börsencrashs und Finanzkrisen reißen vermeintlich sichere und erfahrene Unternehmen von heute auf morgen in den finanziellen Ruin.

 

Auch die Entwicklungen auf dem digitalen Weltmarkt setzen viele Unternehmen unter Druck und sorgen dafür, dass alte Strukturen immer wieder neu gedacht werden müssen. Unternehmerinnen und Unternehmer müssen heute mehr denn je auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Das haben nicht zuletzt die letzten drei Jahre gezeigt, die wirtschaftlich erst von der Corona-Pandemie und nun vom russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine dominiert wurden.

Bayerische Betriebe zwischen Pandemie und Krieg

Für Liebhaberinnen und Liebhaber westlicher Konsumgüter wird das Warenangebot in Russland nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 ziemlich dünn geworden zu sein – zumindest auf einen ersten Blick. Denn viele Unternehmen haben den Handel mit Russland als Reaktion auf den Konflikt stark eingeschränkt.

Krieg

Krieg, Pandemie, Klimawandel: viele Faktoren treffen und betreffen auch die deutsche Wirtschaft. Foto: iStock/vadimrysev

BMW hat den Export und die lokale Produktion für den russischen Markt komplett eingestellt, ebenso wie der Volkswagen-Konzern, der Opel- Mutterkonzern Stellantis und fast alle übrigen Autohersteller. Auch Sony, Nintendo, zahlreiche Energiekonzerne und große US-Marken wie McDonald’s, Starbucks, Coca-Cola oder Pepsi haben ihre Geschäfte in Russland beendet und ihre Filialen geschlossen.

Die amerikanische Yale-Universität hat analysiert, dass sich insgesamt über 830 Firmen aus Russland zurückgezogen haben oder keine Waren mehr dorthin liefern. Aber es gibt das Schlupfloch der Parallelimporte über Drittländer, wie ein ZDF-Bericht im Februar 2023 aufdeckt. „Schon kurz nach Kriegsbeginn in der Ukraine hatte die russische Duma Parallelimporte erlaubt. Auf einer Liste des Moskauer Handelsministeriums stehen hunderte Marken, deren Einfuhr über ein anderes Land legal ist“, so der Bericht.

Auch einige bayerische Firmen liefern noch nach Russland

Der Wirtschaftsprofessor Jeffrey Sonnenfeld der Yale University hat mit dem Yale Research Team über 1.000 Firmen bezüglich ihrer Geschäfte mit Russland überprüft und listet in einer Studie diejenigen, die nach wie vor eine Handelsbeziehung mit Russland vorweisen oder sogar weiterhin exportieren. Die Unternehmen werden dabei in fünf Kategorien unterteilt, die vom klaren Abbruch aller Geschäftsbeziehungen bis hin zu „Business-as-usual“ reichen. 

Liste der Schande

Einige der Firmen auf der „Liste der Schande“. Foto: Politiken/Yale University

In der sogenannten „Liste der Schande“ finden sich aktuell noch 227 Firmen (Stand: 2. Juni 2023), die weiterhin mit Russland direkt oder indirekt Geschäfte machen. Darunter sind auch 28 deutsche Unternehmen.

Exporte aus Bayern brachen überwiegend ein 

Natürlich stellen diese wenigen Firmen die Ausnahme von der Regel dar. Die „wertmäßig wichtigsten Exportgüter Bayerns in die Russische Föderation sind Maschinen, pharmazeutische Erzeugnisse, Personenkraftwagen und Wohnmobile sowie medizinische Geräte und orthopädische Vorrichtungen“, so das Bayerische Landesamt für Statistik (LfStat). Diese sind in 2022 um 50,3 Prozent zurückgegangen, womit Russland von Rang 17 der Exportländer der bayerischen Wirtschaft im Jahr 2021 auf Rang 29 im Jahr 2022 rutschte.

Wie stark haben Corona und Krieg die bayerische Wirtschaft geschädigt?

 „Auch wir haben natürlich Störungen in der Supplychain verzeichnen müssen, aber sie waren nicht so gravierend“, erklärt Max Meister, Mitglied der Geschäftsführung des Familienunternehmens Ludwig Meister aus Dachau, das 1939 gegründet wurde und zu den führenden Handels- und Dienstleistungsunternehmen für Antriebstechnik gehört. „Den Verkauf nach Russland haben wir komplett eingestellt. Größere Kunden von uns haben viel in die Ukraine und auch nach Russland verkauft. Dort gab es dementsprechend starke Einbrüche, aber wir konnten das in diesen Märkten weggefallene Business sehr gut ausgleichen.“

 

Die 1974 gegründete Dennree GmbH aus Töpfen im oberfränkischen Landkreis Hof hat als Großhandel und Marke für Bio-Lebensmittel und Naturkosmetik erst auf der zweiten Ebene mit den Folgen des Krieges zu kämpfen: „Aus Russland beziehen wir beim BioMarkt Verbund direkt keine Waren und pflegen keine direkten Geschäftsbeziehungen zu russischen Lieferanten“, so Pressereferentin Julia Leiber. Kostensteigerung in der Energieversorgung und die steigende Inflationsrate sind in den eigenen Bio- Märkten aber durchaus spürbar, weil sie die Haushaltsbudgets der Kunden belasten. „Gleichzeitig zeigen sich die Preise unseres Bio-Vollsortiments im Vergleich zu konventionellen Produkten preisstabiler.“

 

Der Automobilzulieferer Webasto aus Gauting-Stockdorf hat kurz nach Beginn des Krieges die Produktlieferung nach Russland eingestellt. Die 60 russischen Kolleginnen und Kollegen in der Zentrale in Lobnja und in vier russischen Vertriebsniederlassungen wurden an anderen Standorten übernommen, zirka 20 Beschäftigte haben sofort eine neue Stelle in einem anderen Unternehmen angetreten, erörtert Vorstandsvorsitzender Holger Engelmann. Webasto hat auch ein paar Lieferanten in der Ukraine. „Um die Versorgung mit wichtigen Komponenten für unsere Produktion sicherzustellen, haben wir im letzten Jahr Lagerbestände aufgebaut und alternative Quellen außerhalb der Ukraine lokalisiert“, so Engelmann.

Stärkere Wertschöpfung vor der eigenen Tür

 „Sowohl die Corona-Pandemie als auch der Ukraine-Krieg haben gezeigt […] welche großen Verwerfungen Lieferengpässe, Absatzausfälle und gestörte Transportwege hervorrufen“, erörtert eine Sprecherin des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (STMWI) auf Nachfrage. „Um bei künftigen Krisen für mehr Resilienz zu sorgen, geht es darum, ein bestmögliches Gleichgewicht zu finden aus internationalem Handel und Stärkung der Wertschöpfung in Europa/Deutschland/Bayern. Wichtiger Ansatzpunkt dabei ist, die heimische Produktion wettbewerbsfähig zu halten, Abwanderung zu verhindern und eine Rückverlagerung zu unterstützen, wo es nötig, möglich und sinnvoll ist.“

Exportsicherheit

Nach Einbruch der Exportsicherheit zeigen Unternehmen gesteigertes Interesse an heimischen Märkten. Foto: iStock/sculpies

 

Die Rückverlagerung von Produktionen und die Verkürzung der Lieferketten sind nicht nur für Bayern, sondern für die ganze westliche Welt eine längst überfällige Schlussfolgerung aus unsicheren geopolitischen Entwicklungen in Russland, China, der Türkei und vielen anderen Ländern, die in die Herstellung vieler Konsumgüter, Maschinen und medizinischen Produkte involviert sind. „Ganz entscheidend kommt es aber vor allem darauf an, Lieferländer und Absatzmärkte möglichst breit auf der ganzen Welt zu diversifizieren“, so die Sprecherin des STMWI. „Hierbei stehen vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor besonderen Herausforderungen. Deswegen unterstützt das Bayerische Wirtschaftsministerium zusammen mit seinen Partnern, vor allem den Kammern, Verbänden und Clustern im Rahmen seiner Außenwirtschaftsförderung gerade diese bei der Erschließung neuer (Chancen-)Märkte.“

Auch der digitale Wandel stellt eine Herausforderung für die Wirtschaft dar 

Nicht nur weltpolitische Kriegs- und Pandemiesituationen stellen die Wirtschaft des Landes vor zahlreiche Herausforderungen, die zu Veränderungen in den Unternehmensstrukturen führen werden und müssen. Auch allgemeine Entwicklungen in der Wirtschaft wie der digitale Wandel müssen berücksichtigt werden. 

Es ist ein Themenfeld, das in Deutschland oft stiefmütterlich behandelt wird. Papier ist nun einmal geduldig und nach wie vor das bevorzugte Arbeitsmedium mancher Menschen. Dabei kann der digitale Wandel erhebliche Auswirkungen auf die Marktposition eines Unternehmens haben und bietet neben kritischen Themenbereichen auch zahlreiche, zum Teil beeindruckende Chancen für wirtschaftliches Wachstum. 

Foto: iStock/Victoria Gnatiuk

Der Digitalisierungsindex des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz zeigt, dass die Digitalisierung in Deutschland nach einem starken Anstieg im Jahr 2021 aktuell zu stagnieren droht. Baden-Württemberg und Bayern sind aber nach wie vor die klaren Vorreiter in der Bundesrepublik. Nachholbedarf bei der Digitalisierung besteht vor allem in kleinen Unternehmen und im ländlichen Raum, während Kernstädte und Ballungsräume besser abschneiden.

Dennoch kann sich Deutschland bei der Digitalisierung weiterhin nur im europäischen Mittelfeld behaupten. Nach dem Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI-Index) der Europäischen Kommission erreichte die Bundesrepublik Ende 2022 einen Indexwert von 52,9 Punkten und liegt damit weit hinter Ländern wie Finnland (69,6), Dänemark (69,33) oder den Niederlanden (67,37) zurück. Der DESI-Index misst den Fortschritt der EU-Mitgliedstaaten in den fünf Kategorien Konnektivität, digitale Kompetenz, Internetnutzung durch Privatpersonen, Integration digitaler Technologien in Unternehmen und Digitalisierung im öffentlichen Sektor. 

Digitale Transformation – notwendig für den langfristigen Erfolg der Wirtschaft

Die Digitalisierung von Geschäftsprozessen ist heute unerlässlich, um interne Betriebsabläufe zu optimieren. Sei es die Automatisierung von Prozessen oder der Einsatz von Cloud- Computing-Lösungen: Die digitale Transformation einer Firma sorgt für ein effizienteres Arbeiten, das langfristig Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens steigern kann.

Auch die Zukunft vieler Branchen kann als digital betrachtet werden. Der geschickte Einsatz neuer Technologien kann neue Geschäftsmodelle eröffnen, Start-ups mit innovativen Ideen können entstehen und sich am Markt etablieren. Digitale Plattformen, E-Commerce und On-Demand-Dienste bieten Marktchancen, auf die die alte Schule der Wirtschaft oft nur langsam reagiert. Auch traditionelle Unternehmen müssen sich dieser Herausforderung stellen und dafür sorgen, dass der frische Wind der Wirtschaft nicht an ihnen vorbeizieht.

Der digitale Wandel hat das Potenzial, die deutsche Wirtschaft zu stärken, neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Innovationskraft zu fördern. Wichtig ist jedoch, dass sich Unternehmen und Gesellschaft auf die Veränderungen einstellen und in die notwendigen Ressourcen und Kompetenzen investieren, um die Vorteile des digitalen Wandels optimal nutzen zu können. Nur Unternehmen, die bereit sind, sich immer wieder neu zu erfinden, können über Generationen hinweg bestehen.

Generationenwechsel als Motor der Digitalisierung

Viele bayerische Familien- und Traditionsunternehmen stehen in den nächsten Jahren vor einem Generationswechsel. Diese Herausforderung für die Unternehmen kann bei der Digitalisierung zu einem großen (Markt-)Vorteil werden – denn jüngere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Spitze sind oft eher bereit, die Unternehmen an die Anforderungen des digitalen Zeitalters anzupassen.

Bauer Generationenwechsel

Ein Generationenwechsel kann interne Firmenentwicklungen positiv beeinflussen. Foto: iStock/JackF

Aufgeschlossenheit gegenüber Veränderungen und eine moderne Denkweise sind die Basis für einen erfolgreichen digitalen Wandel in traditionellen Unternehmen. Jüngere Generationen, die mit modernen digitalen Technologien aufgewachsen sind, haben ein intuitives Verständnis für das Potenzial, das sich ihnen bietet. Eine hohe digitale Kompetenz kann zum Innovationsmotor für das gesamte Unternehmen werden. Denn nur wer die Chancen und Möglichkeiten neuer Technologien versteht, kann sie auch gewinnbringend einsetzen.

Dabei sollte immer die Zusammenarbeit der Generationen im Vordergrund stehen. Nur so können erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Wissen und ihre Expertise einbringen, während jüngere Teammitglieder neue digitale Lösungsansätze vorantreiben. Ein kontinuierlicher und vertrauensvoller Wissensaustausch sorgt zudem für ein gutes Arbeitsklima, in dem sich alle Beteiligten wertgeschätzt und respektiert fühlen.

Auch generell braucht es ein unterstützendes Umfeld, eine klare Strategie, die Bereitschaft aller Beteiligten zur Zusammenarbeit sowie Investitionen in Aus- und Weiterbildung der Firmenmitglieder, um eine Firma für den langfristigen digitalen Erfolg am Markt vorzubereiten. Mit Geduld, Kommunikationsbereitschaft und generationsübergreifender Unterstützung können Firmen das Problemfeld des digitalen Wandels jedoch mit großem Erfolg meistern. Hier beweisen besonders Unternehmen mit großem Vertrauen in ihr eigenes Team, dass auch etablierte Traditionsunternehmen die notwendigen digitalen Kompetenzen und Ressourcen aufbauen können, um langfristig am Markt relevant zu bleiben.

Klaas Tigchelaar

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