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Spuren der Geschichte

Südtiroler Burgenbummel

Foto: TV Sterzing/Albert Gruber

Auf dem Weg von Sterzing bis Brixen lohnen sich Abstecher zu Bilderbuch-Burgen wie Reifenstein

Der Brenner war bereits im Mittelalter der meistbenutzte Übergang der Ostalpen. Schätzungsweise 6500 Frachtwagen pro Jahr machten sich auf den Weg von Augsburg über den Brenner nach Verona und Venedig und in die Gegenrichtung. Die Verbindung über die Alpen war schon seit Urzeiten bekannt und wurde zur Römerzeit im 3. Jahrhundert unter Septimius Severus ausgebaut. Die zahlreichen mittelalterlichen Schlösser und Burgen Südtirols zeugen von der Bedeutung des Übergangs über die Alpen und zeichnen ein beeindruckendes Bild der florierenden Wirtschaft und Kultur des Landstriches. Wer heute mit dem Auto über den Brenner zu den bekannten Urlaubszielen in Südtirol und weiter zum Gardasee fährt, dem fallen spätestens ab Sterzing zahlreiche Burgen und Schlösser ins Auge. Es lohnt sich, dem Lockruf des Südens zu widerstehen und einige der erstaunlich gut erhaltenen Burganlagen auf geschichtsträchtigem Boden zwischen Sterzing und Brixen zu besichtigen.

Burg Reifenstein

Die Burg Reifenstein auf einem felsigen Burghügel im Eingang zum Wipptal bei Sterzing gilt als eine der am besten erhaltenen und kunsthistorisch wertvollsten Burganlagen Südtirols. In ihrer über 900-jährigen Geschichte wurde sie nie erobert oder zerstört.

Die 900 Jahre alte Burg Reifenstein bei Sterzing hat auch einen Folterkeller.

Foto: TV Sterzing/Klaus Peterlin

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts befindet sie sich im Besitz der Familie Thurn und Taxis. Besichtigen kann man in der Burg unter anderem die original erhaltene mittelalterliche Rauchküche, getäfelte Stuben oder den vor rund zehn Jahren restaurierten grünen Saal mit seinen einzigartigen gotischen Fresken. Dass das Leben im Mittelalter seine Schrecken hatte, bezeugen eine Folterkammer und ein unterirdischer Kerker. Die Besichtigung der Burganlage kann mit einem schönen Talrundgang von Stilfes aus verbunden werden. Öffnungszeiten in der Hauptsaison (1. März bis 31. Oktober: Täglich außer Samstag, 10 bis 18 Uhr. Geführte Rundgänge ab sieben Personen nach telefonischer Anmeldung vom 1. April bis 31. Oktober täglich außer Samstag um 11 Uhr, 12.30 Uhr, 14 Uhr).

Schloss Sprechenstein

Gegenüber der Burg Reifenstein auf der anderen Talseite fällt mit dem imposanten Rundturm des Schlosses Sprechenstein eine weitere gut erhaltene Burganlage ins Auge. Die im 13. Jahrhundert erbaute Burg besteht aus einer Unter- und einer Oberburg mit einem Burgfried und wird bewohnt. Sie kann daher nur von außen besichtigt werden. Gleich neben der Burg kann man sich aber bei Gastgeber Soufien Kasmi in einem der drei Apartments einmieten und sich von ihm im angeschlossenen Restaurant bei Feiern bis zu 50 Personen bekochen lassen. Sein Farming-to-Table-Konzept verspricht Feinschmeckern bestes Fleisch von Wagyu-Rindern sowie Pata-Negra und Duroc-Schweinen von Höfen aus der Umgebung.

Burg Welfenstein und Festung Franzensfeste

Nach dem gelungenen Auftakt in Südtirols Burgenwelt kann es gestärkt vorbei an der Burg Welfenstein im Wipptal, die im 13. Jahrhundert zum Schutz der Brennerstraße errichtet wurde, zur Festung Franzenfeste weitergehen. Die mächtige Festung neben der Autobahn dominiert das Tal. Sie ist kein mittelalterlicher Bau, sondern das einzige Beispiel neupreußischer Befestigungskunst auf dem ehemaligen österreichischen K.-u.-k.-Gebiet. Die Franzenfeste wurde von 1833 bis 1838 unter Kaiser Ferdinand I. erbaut, benannt wurde sie aber nach Kaiser Franz I., der die Festungsanlage geplant hatte.

Die riesige Anlage der Festung Franzensfeste hat jeder schon mal von der Brennerautobahn aus erspäht.

Die riesige Anlage der Festung Franzensfeste hat jeder schon mal von der Brennerautobahn aus erspäht. Foto: Georg Hofer

Der Bau sollte die wichtige transalpine Verkehrsverbindung sichern und bot Platz für eine Garnison mit 1000 Mann. Mit ihren 65.000 Quadratmetern Fläche ist sie die größte historische Anlage Südtirols. Die Dimensionen der Festung überstiegen bald die geplanten Kosten und betrugen am Ende geschätzte 2,6 Millionen Gulden. Hauptgrund war der Mangel an Granitvorkommen vor Ort. Der Granit musste aus dem mittleren Pustertal herangeschafft werden. Bis zu 4600 Männer waren zeitweise auf dem Bau beschäftigt. Ihre Anzahl wurde durch eine Ruhrepidemie erheblich dezimiert. Die Tauglichkeit als „Alpenfestung“ musste Franzenfeste nie beweisen. Dennoch baute die italienische Armee 1930 neue Bunkeranlagen zur Verstärkung. Gerüchte ranken sich um Depots für Raubgüter der SS im Zweiten Weltkrieg und Goldtransporte der italienischen Nationalbank in die weitläufigen unterirdischen Gänge.

Die Franzensfeste kann auch Kunst.

Die Franzensfeste kann auch Kunst. Foto: Alessandra Chemollo

Seit dem Juli 2008 wird die Festung Franzenfeste für Kunstausstellungen, wie etwa die Manifesta-Biennale für zeitgenössische Kunst, genutzt. 2009 fand in der Franzenfeste die Landesausstellung der beteiligten Länder Südtirol, Tirol und Trentino statt. 2013 übergab der italienische Staat die Festung an das Land Südtirol, das die Franzenfeste in die Südtiroler Landesmuseen eingliederte. Die zahlreichen hochkarätigen Ausstellungen sind heute für Einheimische und Touristen ein beliebter Anziehungspunkt. Öffnungszeiten Franzensfeste: Mai bis Oktober täglich außer Montag von 10 bis 18 Uhr, von November bis April nur bis 16 Uhr. Dazu gibt es Führungen: Mai bis Oktober täglich außer Montag jeweils um 11 und 15 Uhr.

Schloss Rodenegg

Wem nach dem Gang durch die Franzenfeste wieder eher nach einer überschaubaren, mittelalterlichen Burg zumute ist, sollte einen Abstecher zum Schloss Rodenegg in aussichtsreicher Lage hoch über der Rienzschlucht im Eisacktal einplanen. Die 1140 errichtete Wehrburg zählt zu den größten ihrer Zeit. Hauptattraktion ist dort der erst 1972 entdeckte und freigelegte Freskenzyklus zum Iwein-Epos von Hartmann von der Aue, einem mittelhochdeutschen, höfischen Roman über die Ritter der Tafelrunde am Hofe des Königs Artus. Die zwischen 1200 und 1230 entstandene profane Wandmalerei gilt als älteste im deutschen Sprachraum. Lohnenswert ist auch ein Besuch im Museum des Schlosses mit Originalmöbeln aus der Spätrenaissance. 

Die Wehrburg Schloss Rodenegg thront mächtig über der Rienzschlucht.

Die Wehrburg Schloss Rodenegg thront mächtig über der Rienzschlucht. Foto: Hannes Niederkofler

Ab 1. Mai starten wieder die geführten Touren (bis 15. Oktober). Rodenegg kann nur mit einem Schlossführer besichtigt werden. Hierzu braucht es jedoch keine vorherige Anmeldung. Die Führungen finden täglich um 11.30 Uhr (außer Samstag) und um 14.30 Uhr statt. Dass viele Burgen und Schlösser in Südtirol noch gut erhalten sind, ist dem weit verbreiteten Porphyrgestein zu verdanken, das sehr witterungsbeständig ist und auch Erdbeben standhält. Die Erkundung der einzigartigen Burgenlandschaft Südtirols kann auf dem Weg von Brixen aus weiter fortgesetzt werden. Über 800 Schlösser, Burgen und mittelalterliche Ansitze sind in Südtirol gelistet. Da bleibt nur die Qual der Wahl..


Wolfram Seipp

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