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Radtouren

Auf alter Bahntrasse unterwegs

Foto: IDM Südtirol Alto Adige/Harald Wisthaler

Der landschaftlich einmalige Dolomitenradweg verläuft auf einem Zubringer aus dem Ersten Weltkrieg

Rötlich leuchtende Bergmassive in der Abendsonne, legendäre Bergsteigerrouten und traumhaft schöne Wanderungen zwischen Bergseen und Gipfeln – dies alles findet man in Südtirol und in den Dolomiten. Doch die Freizeitmöglichkeiten sind wesentlich vielfältiger, denn zunehmend entdecken Zweiradfans die Reviere südlich des Brenners und genießen landschaftliche Tourenschmankerl und kulinarische Spezialitäten. Ein besonderes Highlight ist der Dolomitenradweg, der auf Italienisch gerne als „La pìu bella pista ciclabile del mondo“ bezeichnet wird, als „der schönste Radweg der Welt“. Er ist ein Teil der beliebten Radfernstrecke von München nach Venedig und etwa 68 Kilometer lang, davon verlaufen 30 Kilometer im deutschsprachigen Südtirol zwischen Toblach und Cortina d‘Ampezzo.

Die Strecke im Überblick

Wer konditionsstark oder mit Akkuladegerät bereits in Bruneck startet, radelt zu Beginn schon mal 30 Kilometer nach Toblach bei etwa 400 Höhenmetern. Von Toblach zum Pass Cimabanche sind es dann nochmal 330 Höhenmeter und Cortina liegt bergab auf derselben Höhe wie Toblach, zurück sind es daher 330 Meter hoch und 700 Meter runter nach Bruneck, eine wunderbare lange Abfahrt. Für eine „normale“ Tagestour empfiehlt sich daher die Etappe von Toblach nach Cortina und retour, was zumindest bei stärkerem E-Bike-Akku mit 625 Watt kein Problem sein sollte. Beim Transport hilft aber auch die Bahn zwischen Bruneck und Toblach und in der Touristensaison verkehren Shuttlebusse, die auch Fahrräder mitnehmen.

Die Bahntrasse wurde als Zubringer für die Alpenfront gebaut

Viele touristisch attraktive Radrouten verlaufen auf alten Bahntrassen, wie in Spanien die „vias verdes“, so auch der Dolomitenradweg. Er folgt größtenteils der alten Trasse der ehemaligen Schmalspurbahn von Toblach nach Calalzo di Cadore.

Buchtipp: Bikeline Radtourenbuch München–Venezia mit genauer Beschreibung auch des Dolomitenradwegs und GPS-Tracks, Esterbauer Verlag Wien.

Die Bahnstrecke wurde für den Materialtransport an die Alpenfront im Ersten Weltkrieg erbaut, sie erlangte dann neue Popularität durch die Olympischen Spiele in Cortina d‘Ampezzo (1956). Die Bahn wurde mit einem Haufen Geld modernisiert, Kurven begradigt und neue Triebwagen angeschafft. Im Jahr 1964 folgte dann schließlich die Einstellung des Zugbetriebs. Der heutige Radweg verbindet die Regionen Südtirol und Venetien, man radelt also deutschsprachig los ins „eigentliche“ Italien und entlang ehemaliger kleiner Bahnhöfe, sodass die Route auch einen historischen und technikgeschichtlichen Reiz hat.

Start im mittelalterlichen Bruneck

Das Unterrainertor und der Platz Oberragen sind Schmuckstücke des historisch geprägten Bruneck, wo auch das Messner Mountain Museum „Ripa“ zu einem Besuch reizt. An der Rienzbrücke geht es auf den Radweg, der teils asphaltiert der Bahnlinie nach Toblach folgt, immer mit gewisser Steigung nach Oberolang und zum Olanger Stausee. Tunnels und kurze Waldstücke machen den Verlauf abwechslungsreich, über Welsberg und Niederdorf erreicht man dann Toblach.

Wem die Kernstrecke von Toblach zu kurz ist, verlegt den Startpunkt zurück nach Bruneck.

Wem die Kernstrecke von Toblach zu kurz ist, verlegt den Startpunkt zurück nach Bruneck. Foto: IDM Südtirol Alto Adige/Fabian Leitner

Der Toblacher See liegt in den Alpen auf 1259 Metern im Höhlensteintal, das Toblach mit Cortina verbindet.

Der Toblacher See liegt in den Alpen auf 1259 Metern im Höhlensteintal, das Toblach mit Cortina verbindet. Foto: IDM Südtirol Alto Adige/Harald Wisthaler

Das „Filetstück“ der Route ab Toblach

Toblach, der Startpunkt der Kernstrecke nach Cortina, ist ein alter Handelsknotenpunkt und einer der wichtigsten Fremdenverkehrsorte in Südtirol. Rudolf Schraffl errichtete die prächtige spätbarocke Pfarrkirche in den Jahren 1764 bis 1774 mit vielen Stuckelementen und vergoldeten Details. Das Naturpark-Haus informiert multimedial über Geologie, Tierwelt und Almwirtschaft in den Sextener Dolomiten und im Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Fernab vom Verkehr radelt man ab Toblach durch die herrliche Gebirgswelt der Dolomiten. Zwischen dem Ortsteil Lette und dem Naturpark-Haus führt der Radweg pfeilgerade nach Süden und nach ein paar Kurbelumdrehungen ist man schon am malerischen Toblacher See, einem Schutzgebiet und Lebensraum für Lurche und Vögel.

Die Radroute führt durch das Höhlensteintal, welches durch einen Gletscher tief eingeschnitten wurde. Beiderseits erheben sich die Bergriesen wie der Dürrenstein, die Drei Zinnen und der Monte Cristallo. Von einer Hochfläche aus gibt es einen weiteren Hingucker: Die pittoresken Drei Zinnen grüßen!

Der Dürrensee ist der wärmste der Seen im Hochpustertal.

IDM Südtirol Alte Adige/Harald Wisthaler

Kurz danach passiert man wieder eine kleine Wasserfläche, den Lago di Landro, auf deutsch den „Dürrensee“. Der Osten des Sees wird geprägt von den Wänden des Monte Piana, alte Stellungen aus dem Ersten Weltkrieg sind in einem Freilichtmuseum zugänglich gemacht. Pause gefällig? Am Lago auf der Restaurantterrasse gibt es das Regionalgericht „Knödeltris“ (ein farbenfrohes Knödeldreierlei mit den Zutaten Spinat, Rote Bete und Käse) mit bester Aussicht. Gut gestärkt ist man dann auch zum Passo Cimabanche hinaufgerollt, auf deutsch „Gemärkpass“ und auf einer Höhe von 1530 Metern noch in der Provinz Belluno gelegen. Der Pass bildet die Wasserscheide zwischen der Etsch im Norden und dem Piave im Süden. Die Dolomitenbahn verlief hier wegen der günstigen Hangneigung oberirdisch, am Passo befand sich früher ein Bahnhof.

Die letzte Etappe nach Cortina

Leicht bergab und an einer Kapelle vorbei erlebt man jetzt den spektakulärsten Abschnitt des Dolomitenradwegs. Es geht zunächst durch einen ehemaligen Bahntunnel, dann überquert die Radtrasse in luftiger Höhe eine tief eingeschnittene Schlucht. An Fianes vorbei radelt man nach toller Etappe in das Zentrum von Cortina hinein. Der Ort heißt nicht umsonst auch „Königin der Dolomiten“ – das ehemalige Bergdorf entwickelte sich durch internationalen Tourismus zu einem Urlaubsort mit luxuriösen Hotels. Außer dem Ambiente kann man beispielsweise den Musei delle Regole in einer ehemaligen Sägemühle einen Besuch abstatten und sich über Geschichte und Tradition des Ortes informieren. Wer noch weiterradeln will, kommt auf dem Dolomitenradweg entlang kleiner ehemaliger Bahnstationen bis Calalzo di Cadore als Endstation der historischen Bahntrasse, wunderbar gelegen am Lago di Centro di Cadore.


Andreas Friedrich

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