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Startups füllen Versorgungslücken

Ob digitale Angsttherapie oder Sprachbehandlung: Junge Unternehmen sorgen mit innovativen Ansätzen für eine bessere Gesundheitsversorgung. Krankenkassen können einiges dafür tun, damit ihre Ideen bei den Patientinnen und Patienten ankommen.

24. September 2021 - 8 Min. Lesezeit

Es ist lange her, dass Markus Schuster sich mit Freundinnen und Freunden getroffen hat. Essen gehen, Konzerte besuchen, gemeinsam in die Stadt fahren – all diese Situationen sind für ihn eine Herausforderung. Schon der Gedanke, in den Bus oder in die Bahn zu steigen, verursacht Nervosität. Denn Markus Schuster leidet unter einer Agoraphobie: eine Angststörung, deren Betroffene Angst vor Fahrten in öffentlichen Verkehrsmitteln, öffentlichen Plätzen oder Menschenmengen haben. Eine Angst, die so überwältigend und beherrschend sein kann, dass die Kranken die Situationen meist völlig vermeiden.

Doch Markus Schuster hat sich Hilfe gesucht: Er ist in Behandlung bei einer Therapeutin und macht zuhause Übungen, bei denen er sich gezielt den Situationen aussetzt, die ihm Angst machen. Dass er diese Übungen zuhause machen kann, ermöglicht das Hamburger Startup Sympatient: Das Unternehmen hat mit Hilfe von Virtual Reality, einer App und angebundenen Therapeuten eine Therapie entwickelt, um Patientinnen und Patienten mit Angststörungen digital zu helfen. Betroffene können sich mit einer Virtual-Reality-Brille direkt in die angstauslösende Situation versetzen, etwa in eine Vortragssituation, einen Supermarktbesuch oder eine Busfahrt. Mithilfe der App werden sie auf die Situation vorbereitet, die Intensität ihrer Angst und ihre Gefühle in der Situation werden nach der Übung ebenfalls in der App abgefragt. Die Behandlungsschritte werden von behandelnden Therapeuten überwacht und im direkten Gespräch mit den Betroffenen ausgewertet.

„Wir wollten eine Lücke füllen, in der es großes Leid aber noch nicht ausreichend Behandlungsmöglichkeiten gibt“, sagt Christian Angern, Mitgründer von Sympatient. Angern, der bei Sympatient für die Strategie zuständig ist, hat Sympatient gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Julian gegründet, der als Psychologe auf einer Angst- und Zwangsstation arbeitete. Er sah die Behandlungen im Klinikum und war sich der engen Versorgungslage bei psychischen Krankheiten in Deutschland bewusst: Viele Betroffene müssen lange warten, bevor sie einen Platz bei einem Therapeuten bekommen – ganz zu schweigen davon, dass Menschen mit einer Agoraphobie vor der Hürde stehen, dass sie sich für den Besuch beim Therapeuten womöglich ihren akuten Angstsituationen wie einer Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln aussetzen müssen. Nicht selten brauchen die Betroffenen viele Jahre, teilweise sogar Jahrzehnte, bis sie ihre Ängste überwinden und den Weg zu einem Therapeuten schaffen.

Die Zwillingsbrüder feilten an der Idee, eine technologische Lösung zu entwickeln, die Betroffene zuhause auf dem Handy nutzen können. Mit einem gemeinsamen Freund, Benedikt Reinke, fanden Christian und Julian Angern einen dritten Mitgründer – Reinke kümmert sich um die Finanzen und das operative Tagesgeschäft.

„Wir haben mittlerweile vierstellige Patientenzahlen versorgt“, sagt Angern. Mit Sympatient können Patienten Therapieübungen für soziale Phobien, Panikattacken und Agoraphobien machen. „Wir glauben nicht, dass digitale Versorgung gerade bei schweren Krankheiten der einzige Behandlungsbaustein sein sollte – deshalb ist der Einsatz unserer Invirtotherapie immer mit einer ärztlichen Versorgung verbunden“, so Angern.

„Wir haben mittlerweile vierstellige Patientenzahlen versorgt“, sagt Angern. Mit Sympatient können Patienten Therapieübungen für soziale Phobien, Panikattacken und Agoraphobien machen. „Wir glauben nicht, dass digitale Versorgung gerade bei schweren Krankheiten der einzige Behandlungsbaustein sein sollte – deshalb ist der Einsatz unserer Invirtotherapie immer mit einer ärztlichen Versorgung verbunden“, so Angern.

Nach einem Erstgespräch mit dem behandelnden Therapeuten bekommen die Patientinnen und Patienten das Invirto-Paket nach Hause. Darin finden sie einen Kopfhörer, die Virtual-Reality-Brille und ein Handbuch, das die Technik und den Einsatz der App erklärt. In acht Lektionen lernen sie, ihre Angst zu verstehen: woher sie kommt, und wie sie damit besser umgehen können.

Die Nutzer können die App zu allen Tages- und Nachtzeiten verwenden – also ganz nach den individuellen Bedürfnissen der Betroffenen. Für den Fall, dass Betroffene sich von den Übungen überfordert fühlen, bietet Sympatient Notfallnummern und einen fortlaufenden Telefonservice an. Und auch die Suizidalität fragt die App explizit ab und verständigt umgehend Therapeuten. „Unser Therapie ist leitliniengerecht und die Patienten können die Übungen jederzeit beliebig oft wiederholen“, erklärt Christian Angern. „Außerdem können unsere Nutzer direkt starten, sobald sie das Start-Paket in den Händen halten. Das oft monatelange Warten auf einen Therapieplatz entfällt.“

Die Kosten der Invirtotherapie werden von der Techniker Krankenkasse (TK) im Rahmen eines besonderen Versorgungsvertrags übernommen. „Wir haben die TK sehr früh nach unserer Gründung kennengelernt, um die Jahreswende 2017/18“, sagt Angern. „Für uns war das ein unglaubliches Vertrauen. Weil die TK früh signalisiert hat, dass sie ein solches System unterstützen und die Kosten übernehmen würde, konnten wir den Versorgungsplan in seiner Gänze so entwickeln.“ Inzwischen sind acht weitere Kassen dem Vertrag beigetreten. Versicherte von anderen gesetzlichen Krankenkassen können sich die App mit der VR-Brille als sogenannte digitale Gesundheitsanwendung verschreiben lassen. Dann müssen die Teilnehmer sich allerdings selbst Therapeuten suchen, die sie bei der Therapie begleiten.

Die TK sieht in der Zusammenarbeit mit Startups große Chancen, um Versorgungslücken in der Gesundheitsversorgung zu füllen. „Startups sind im deutschen Gesundheitswesen ganz wichtig, weil sie einen jungen, frischen und kreativen Blick mitbringen – und vor allem einen nutzerzentrierten Blick“, sagt Julia Scheumann vom Versorgungsmanagement bei der TK. Häufig seien die jungen Gründer auch selbst Betroffene des Problems, das ihr Startup anspricht, beobachtet Scheumann.

Um mit der Krankenkasse zusammenzuarbeiten, müssen Jungunternehmen einen gewissen Reifegrad haben: Sie müssen den Markt für ihr Produkt oder ihre Dienstleistung verstehen, ihr Versorgungsangebot genau definieren und das rechtliche Umfeld überblicken. Scheumann weiß, dass es für Startups eine Vielzahl von Herausforderungen gibt, gerade im Gesundheitswesen. „Es gibt enormen Wettbewerbsdruck, weil das deutsche Gesundheitssystem mittlerweile auch auf Startups im europäischen Ausland schaut“. Jungunternehmer müssen Rechtsfragen, Finanzierung, die digitale Infrastruktur und das Thema Datenschutz berücksichtigen.

Schon allein die Regeln im deutschen Gesundheitswesen sind nicht immer leicht zu durchschauen. Um Startups dabei zu helfen, hat die TK Anfang des Jahres ein Innovationsportal aufgelegt, das seit Kurzem auch auf Englisch verfügbar ist.

Dort finden Startups hilfreiche Informationen zur Produktentwicklung im Gesundheitswesen und zu den Zugangsmöglichkeiten und -anforderungen des ersten Gesundheitsmarktes. Bei Interesse an einer Zusammenarbeit können die Jungunternehmer eine Bewerbung zusammenstellen, die sie über einen strukturierten Fragebogen auf dem Innovationsportal direkt an die TK schicken können. „Auf bestimmte Fragen wollen wir genaue Antworten“, sagt Scheumann. „Wir wollen den Startups zeigen: Ihr müsst euch damit genau auseinandersetzen.“ Weil die Bewerbungen dadurch standardisierter bei der TK eingehen, kann die Krankenkasse die gebündelten Informationen schneller prüfen und Rückmeldung geben. „Wir sehen darin einen Mehrwert für uns und für die Startups. Wir wollen jedem Startup eine Chance geben“, sagt Scheumann.

Dort finden Startups hilfreiche Informationen zur Produktentwicklung im Gesundheitswesen und zu den Zugangsmöglichkeiten und -anforderungen des ersten Gesundheitsmarktes. Bei Interesse an einer Zusammenarbeit können die Jungunternehmer eine Bewerbung zusammenstellen, die sie über einen strukturierten Fragebogen auf dem Innovationsportal direkt an die TK schicken können. „Auf bestimmte Fragen wollen wir genaue Antworten“, sagt Scheumann. „Wir wollen den Startups zeigen: Ihr müsst euch damit genau auseinandersetzen.“ Weil die Bewerbungen dadurch standardisierter bei der TK eingehen, kann die Krankenkasse die gebündelten Informationen schneller prüfen und Rückmeldung geben. „Wir sehen darin einen Mehrwert für uns und für die Startups. Wir wollen jedem Startup eine Chance geben“, sagt Scheumann.

Dann geht es daran, die Anforderungen für eine Zusammenarbeit zu erfüllen: Medizinprodukte brauchen etwa eine CE-Zertifizierung, außerdem ist ein Wirksamkeitsnachweis vonnöten. Der belegt, dass das Produkt hält, was es verspricht. „Häufig gibt es zur Technologie oder dem Thema eines Startups schon veröffentlichte Studien, die die Unternehmen nach Möglichkeit auf das eigene Produkt übertragen und mit Anwendungsbeobachtungen in Verbindung bringen können“, sagt Scheumann. Die TK unterstützt die Startups bei ihrem Weg ins Gesundheitswesen.

Am Ende steht ein Versorgungsvertrag, der die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Krankenkasse definiert – vom Behandlungsangebot über die Anbindung von Ärzten bis zum Preis für das Produkt oder die Dienstleistung. Aktuell hat die TK Versorgungsverträge mit 10 bis 15 Startups abgeschlossen, 5 weitere sind auf dem Weg zu einer Kooperation.

Neben dem Innovationsportal stützt die TK junge Gründer auch mit der Initiative Health-i: Gemeinsam mit dem Handelsblatt kürt die Krankenkasse Innovationen für ein smartes Gesundheitswesen – und das bereits im sechsten Jahr. Die Gewinner-Projekte aus diesem Jahr werden am 24. November bekannt gegeben, aber schon jetzt können auf der Webseite der Health-i Initiative Bewerbungen für 2022 abgegeben werden. Besonders häufig, sagt Scheumann, seien Unternehmensideen rund um die Fernbehandlungen, die in der Corona-Zeit einen deutlichen Aufschwung erlebt haben. Aber auch in den Bereichen mentaler Gesundheit und Physiotherapie gibt es zahlreiche Startups mit Ideen. Oft basieren sie auf digitalen Komponenten wie Portalen, Plattformen oder mobilen Apps.

So auch die Logopädie-App Neolexon, die die beiden Gründerinnen von Limedix entwickelten: Die Sprachtherapeutinnen Mona Späth und Hanna Jakob erkannten bei ihrer Arbeit mit Patienten mit Hirnschädigungen in einer Klinik und in einer ambulanten Logopädie-Praxis den Bedarf für digitale Lösungen: „In der Therapie stand hauptsächlich analoges Therapiematerial wie Bildkarten und Übungsblätter zur Verfügung. Die wenigen digitalen Therapieansätze boten lediglich pauschale Übungseinheiten, die nicht an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden konnten“, sagt Hanna Jakob. Die Patienten bekamen auch oft nur 1 Stunde Therapie pro Woche, obwohl laut Behandlungsleitlinie 5–10 Stunden notwendig wären. Deshalb gründeten die beiden das Unternehmen Limedix. Kinder im Vor- und Grundschulalter können mit der Neolexon-App spielerisch Aussprachestörungen wie Lispeln überwinden. In fünf Spielmodulen hören sie Laute, üben die Lautproduktion und die Verwendung der Laute. Die Aufbereitung in der App ist kindgerecht und motivierend: die Kinder müssen zum Beispiel einem Papageien das Sprechen beibringen. Sie werden von einem Hauptcharakter „Lino“ in der App begleitet und können durch ein Belohnungssystem Münzen sammeln.

Neolexon will den Kontakt mit Logopäden nicht ersetzen, sondern vervollständigen: „Wir haben unser System so aufgebaut, dass es eine Ergänzung zur Therapie vor Ort beim Logopäden ist. Es braucht den persönlichen Kontakt und das individuelle Einstellen der Übungen auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten, das kann nur die Logopädie leisten“, sagt Jakob. Die behandelnden Logopäden können den Fortschritt überwachen und die Übungen im Schwierigkeitsgrad anpassen. Dafür sind über 860 kindgerechte Wörter und 1500 Silben in der App eingespeist, aus der die Therapeuten beim Design der Übungen wählen können.

Auch Limedix hat einen Versorgungsvertrag mit der TK. Die Kasse war die erste, die beim Erscheinen der Artikulationsapp für Kinder im April 2019 die Kosten übernahm – mittlerweile sind es 70 Krankenkassen. Mit der Krankenkasse als Partner konnten Limedix und Sympatient ihre Vision für die Gesundheitsversorgung verwirklichen: Betroffene nicht allein zu lassen und bei ihrer Behandlung zu begleiten.

Über Die Techniker

Mit fast 11 Millionen Versicherten ist die Techniker Krankenkasse (TK) die größte Krankenkasse in Deutschland. Die rund 14.000 Mitarbeitenden setzen sich tagtäglich dafür ein, den TK-Versicherten eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu gewährleisten. Mit zahlreichen Innovationen – wie zum Beispiel der elektronischen Gesundheitsakte TK-Safe – ist es das Ziel der TK, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben und ein modernes Gesundheitssystem maßgeblich mitzugestalten. Focus-Money (Ausgabe 7/2022) zeichnete die Techniker bereits zum 16. Mal in Folge als „Deutschlands beste Krankenkasse“ aus.

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