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Bayern ist das Land der Familienunternehmen“, verkündete Markus Söder (CSU) noch im April auf Instagram. Der bayerische Ministerpräsident war zu Gast bei der Stiftung Familienunternehmen und forderte: „Der Staat muss den Mittelstand stärken“.
Tatsächlich zeigt eine diesjährige Erhebung des ZEW Mannheim, dass der Wirtschaftsstandort Deutschland für Familienunternehmen immer weniger attraktiv wird. Im Vergleich mit 20 anderen Wirtschaftsnationen landet die Bundesrepublik auf dem 18. Platz. Verantwortlich für die unattraktive Bewertung des Landes sind unter anderem hohe Steuerlasten, Arbeits- und Energiekosten sowie bürokratische Hürden.
Die Nachfolgeregelung ist die Achillesferse der Familienunternehmen
Dabei machen Familienunternehmen den größten Anteil aller Betriebe in Deutschland aus, mehr als eine halbe Million von ihnen gibt es alleine in Bayern. Nahezu 36.500 davon, an denen über 610.000 Arbeitsplätze hängen, stehen bis 2026 vor einem Generationenwechsel. Viele von ihnen sind in dynamischen Branchen wie Handel und Gastgewerbe aktiv. Schnelle Lösungen für einen vereinfachten Generationenwechsel sind jedoch nicht in Sicht. Dabei ist dessen Gelingen „von fundamentaler Bedeutung, um das wirtschaftliche Rückgrat Bayerns zu erhalten“, wie Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) im Mai 2022 auf dem Mittelstandskongress in Nürnberg erklärte. Schließlich fokussieren sich Familienunternehmen auf einen gesunden Fortbestand – und nicht auf den nächsten Quartalsabschluss. „Entscheidend ist, wie das Unternehmen am besten an den familieninternen Nachfolger übertragen werden kann“, berichtet der Bundesverband der deutschen Industrie e.V. in einer Publikation. In der Finanzierung spiegele sich das Streben nach Unabhängigkeit und Konsistenz durch eine hohe Eigenkapitalquote wider. Trotzdem belegen Zahlen, dass eine reibungslose Übergabe von einer Generation zur nächsten immer seltener zu gelingen scheint.
Gefahren des Generationenwechsels
Neben administrativen und rechtlichen Hürden sind es vor allem strategische und persönliche Herausforderungen, die einen Generationenwechsel begleiten. Schließlich bedeutet dieser in den meisten Fällen einen grundlegenden Wandel im Unternehmen. Das bringt unbequeme Fragen mit sich: Soll der Betrieb weiterhin in Familienhänden bleiben oder sollte die Gelegenheit genutzt werden, ihn in fremde Hände zu geben?
Wer übernimmt die Firma? Nicht immer ist die nächste Generation die Nachfolge. Foto: iStock/Hakase
Sollen sich die Werte und Ziele einer Firma verändern, oder soll an den vertrauten Traditionen festgehalten werden? Gerade diese emotional aufgeladenen Fragen führen häufig dazu, dass Unternehmensinhaber und -inhaberinnen das Thema Nachfolgeregelung zu lange verdrängen. Gesellschaftliche Veränderungen wirken sich auch auf die persönliche Lebensplanung aus, immer wieder stellt sich die Frage, ob die Freizeit oder der Beruf priorisiert werden müssten. Unternehmerinnen und Unternehmer können trotz des oft fortgeschrittenen Alters nicht „loslassen“, potenzielle Nachfolger tun sich mit der Akzeptanz gewachsener Unternehmenswerte schwer. Die Konsequenz sieht in den Zahlen dramatisch aus: So gelingt der Gründergeneration nur in gut der Hälfte der Fälle eine Übertragung an die zweite Generation. in die dritte Generation schaffen es nur noch 32 Prozent und in der vierten Generation bleiben nur noch 16 Prozent der Betriebe in Familienhand (Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen (BDU)).
Generationenwechsel: Fremdpersonen als Hoffnungsträger
Der Trend in der Generationenfolge geht also in Richtung Fremdbesetzung – was nicht unbedingt ein schlechtes Zeichen sein muss. Es gibt viele Beispiele für Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihre Firma dadurch in den Ruin getrieben haben, weil sie Fakten und Veränderungen ignorierten. Ein neuer Blick auf die vertraute Firma kann helfen, Prioritäten zu setzen und echte Probleme als solche zu erkennen.
Es muss nicht immer die eigene Familie sein, die das Familienunternehmen in die Zukunft führt. Foto: iStock/Mongkolchon Akesin
Aber auch wenn potenzielle Nachfolgerinnen und Nachfolger von außen kommen, stehen sie bei der Unternehmensübernahme vor den gleichen Herausforderungen wie Erben aus der Familie. Skeptiker im Unternehmen wollen überzeugt werden, dass die neuen Eigentümer auch wissen, was sie tun. Der frische Wind soll für alle spürbar sein. Gleichzeitig ist es unabdingbar, dass neue Inhaberinnen und Inhaber eines Betriebs Respekt für die Leistungen der bisherigen Belegschaft zeigen. Bei aller Änderungsbereitschaft sollten nie die Wurzeln einer Firma vergessen werden.
Hilfe von außen: die Aussicht für Familienunternehmen
Damit der Generationenwechsel gelingt, gibt es mittlerweile neben privaten Institutionen, die den Übernahmeprozess begleiten, auch übergreifende Angebote: So fördert die Stiftung Familienunternehmen Studien und bietet sich als fachlicher Ansprechpartner an. Das Wittener Institut für Familienunternehmen (WIFU) betreibt praxisbezogene Forschung, um die Zukunftsfähigkeit des generationenübergreifenden Familienunternehmertums zu unterstützen. In Bayern initiierte das Wirtschaftsministerium gemeinsam mit dem bayerischen Industrie- und Handelskammertag sowie der Arbeitsgemeinschaft der bayerischen Handwerkskammern eine „Offensive Unternehmensnachfolge“, mit dem Ziel, insbesondere mittelständische Betriebe frühzeitig zu sensibilisieren und über Unterstützungsangebote zu informieren.
Alexander Diehl
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