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Oberpfalz

Naturerlebnisse im Naabtal

Foto: Andreas Friedrich

Die Oberpfälzer Wasserachse fernab von Besucher-Hotspots hat für Aktiv-Urlauber viel zu bieten

Im Westen das gut frequentierte Altmühltal, weiter östlich der beliebte Bayerische Wald: es wirkt ein wenig, als würde das Naabtal links und rechts auf der Bayernlandkarte flankiert und in den Schutz genommen vor mehr „Auftrieb“ der nicht zuletzt durch Corona frisch gebackenen Regionalurlauber. Doch auch hier, entlang des Oberpfälzer Flüsschens, lassen sich gelungene Auszeiten nehmen – vielleicht gerade weil es nicht so oft Urlaubszielgebiet ist.

Gemäßigt sportlich, familienfreundlich und noch einigermaßen günstig finden sich hier Unternehmungen zu Land und zu Wasser. Neun Kilometer südlich von Weiden fließen Haidenaab und Waldnaab zusammen, dann sind es 97 Flusskilometer als Naab, die bei Mariaort am westlichen Regensburger Stadtrand in die Donau fließt. Die Naab ist der wasserreichste linke Nebenfluss der Donau oberhalb von Wien, ihre Schüttung beträgt 50 Kubikmeter in der Sekunde, beim historischen Hochwasser im Jahr 1909 waren es nach Schätzungen 950 Kubikmeter pro Sekunde. Die Naab hat ein großes Einzugsgebiet. Früher war sie schiffbar, von Amberg aus die Vils abwärts befuhren Händler die Wasserstraße mit Ruderschiffen und erreichten ab Kallmünz auf der Naab die mächtige Donau.

Kallmünz ist die „Perle des Naabtals“

Kallmünz ist die „Perle des Naabtals“ – das historische Ensemble macht Lust auf eine Pause, drumherum gibt es einige Wandermöglichkeiten. Foto: Andreas Friedrich

Kallmünz ist denn auch das erste kleine Zwischenziel nach Start im Verkehrsknotenpunkt Regensburg. An kleineren Stränden noch auf Stadtgebiet bietet sich an heißen Tagen für Tourenradler noch ein Badesprung ins Donauwasser an, dann gelangt man zur Eisenbahnbrücke und quert längs der Gleise auf einer Fahrradspur und in luftiger Höhe die Donau. Am gegenüberliegenden Ufer ist man praktisch schon im Naabtal und passiert die Wallfahrtskirche Mariaort, in Etterzhausen quert man das Flüsschen.

Sehr angenehm ist, dass es so gut wie keine Berührung mit Autoverkehr gibt, denn die Autostraße verläuft auf der gegenüberliegenden Talseite. Auf dem Wasser ist an Wochenenden ein gewisser Betrieb, paddelnde Familien in Kanadiern sind unterwegs und der anhaltende Trend zum Stand-up-Paddling hat sich auch hier längst etabliert. Die Strecke ist mal geteert, mal natürlicher Untergrund und oft schattig, denn der Flusshang ist gut bewaldet, Teile davon werden von den Bayerischen Staatsforsten bewusst naturbelassen, wie eine Infotafel aufklärt.

Das ehemalige Zisterzienserkloster Pielenhofen beherbergt schulische Einrichtungen.

Foto: Andreas Friedrich

In Pielenhofen gibt es einen besonderen kulturellen Hingucker: Das Zisterzienserkloster strahlt mit seiner weißen Fassade ehrwürdig durch das Flusstal, eine Realschule sowie eine Fachoberschule für Gestaltung sind heute in den Räumen untergebracht. Bei einem SUP-Verleih gibt es Kaffee und Bier, in der Naab wird gebadet. Etwa 30 Kilometer nach Regensburg radelt man nach Kallmünz hinein, die „Perle des Naabtals“. Hier fließt die Vils in die Naab, unweigerlich geht der Blick hinauf zur Burgruine auf dem Schlossberg, das gesamte Ensemble wirkt wie eine mittelalterliche Ansicht in einem alten Stich, besonders schön ist die historische Steinbrücke. Der kleine Ort weist nicht nur eine historisch wichtige, strategische Lage auf, sondern genießt eine gewisse Bedeutung in der Kunstszene: Hier lernten sich Gabriele Münter und Wassily Kandinsky kennen. Auch der Maler kam seinerzeit mit dem Rad von Regensburg, um dort seine Sommermalschule abzuhalten, wohin er Münter als Schülerin einlud.

In Kallmünz würde man dem Fünf-Flüsse-Radweg nach Norden die Vils entlang nach Amberg folgen, die Naab geht es jedoch weiter entlang nach Nordosten. Auf dem Wasser wird es ruhiger, links der Naab radelt man nach Burglengenfeld mit seiner großen Burganlage. Der Ort wurde 1986 bekannt, als drei Monate nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 100.000 Menschen den Protest und die Konzerte beim „WAAhnsinnsfestival“ besuchten. Die Wiederaufbereitungsanlage (WAA) im nahen Wackersdorf scheiterte drei Jahre später dank des misstrauischen damaligen Landrats Schuierer. Man radelt also in der Region auch ein Stück weit durch bundesdeutsche Zeit- und Industriegeschichte. Hiervon zeugt auch bei Schwandorf das Oberpfälzer Seenland, ein Seitenschlenk weg von der Naab und eine auf Basis ehemaliger Tagebaugruben errichtete Freizeitlandschaft mit Badeufern und Campingplätzen.

Der Murner See bietet Naturnähe und einen Campingplatz mit tollem Sonnenuntergang

Der Murner See bietet Naturnähe und einen Campingplatz mit tollem Sonnenuntergang. Auch Baden ist im Murner See möglich, allerdings wird weiße Badebekleidung ihre Farbe eher nicht behalten … Foto: Andreas Friedrich

Tom Bittl, ehemaliger Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts Weiden, erinnert sich mit einem Lächeln an einen Beschwerdeanruf einer besorgten Mutter, deren Tochter mit einem neuen weißen Bikini ins Wasser und mit einem braunen aus dem Wasser gestiegen war. „Klar, denn das Wasser hat Eisenerze gelöst“, sonst gebe es aber keine Bedenken, so Bittl. Über Nabburg und Wernberg-Köblitz radelt man weiter die Naab entlang bis Weiden, wo man auf dem historischen Stadtplatz hervorragend sitzt und günstig zu Mittag essen kann. Für weitere Radlkilometer kann man Richtung Fichtelgebirge der Waldnaab folgen oder der idyllischen Haidenaab in Richtung Bayreuth.

Eine dreitägige, familientaugliche Tour mit dem Kanadier beginnt in Schwandorf, unterwegs wird an der Naab auf den Plätzen von Kanuclubs gezeltet. Los geht’s beim Kanuclub Schwandorf an einer geeigneten Einbootstelle. Zwar trifft man jeweils kurz auf Zivilisation in Form von Autobahnnähe oder bei einem Kraftwerk, doch die Flussromantik wiegt das mehr als auf. In Naturschutzzonen sind Reiher und Störche zu sehen, mit Glück sogar der eine oder andere Eisvogel. Ein paar Wehre als Paddelhindernis gibt es auch, doch kann man diese gut umtragen wie bei Burglengenfeld. Das letzte Flussstück ab Pielenhofen ist das schönste, hier paddelt man, vermehrt in Gesellschaft entpannter Stand-up-Paddler, die restlichen Flusskilometer nach Mariaort oder gar bis Regensburg.

Mehrtägige Wanderungen sind beliebt, und auch an der Naab kann man bestens mit Übernachtungsstationen unterwegs sein. Einer der fünf Regensburger Burgensteige beispielsweise führt durch das Naabtal. Die Tour verbindet das historische Ensemble von Kallmünz mit der Burggemeinde Wolfsegg, dem Klosterort Pielenhofen und Etterzhausen. Die Burgruine Kallmünz und die Burg Wolfsegg mit der Legende der sagenumwobenen „Weißen Frau“, einem Museum und unterirdischen Gängen sind empfehlenswerte Haltepunkte auf dieser Wanderung entlang des Flusstals. Hinweistafeln informieren über die früheren Wehrsitze und Bauten in den einstigen Burganlagen. Die Gesamtlänge der Tour beträgt 36 Kilometer.

Naturerlebnisse im Naabtal

Die Naab weist immer wieder kleine Flussinseln auf, wo es Treibholz, Schilfgürtel und vieles mehr zu sehen gibt. Foto: Andreas Friedrich

Weiden

Endstation des Naabtals ist Weiden mit seinem historischen Stadtplatz – von hier kann man weiter entlang Haidenaab oder Waldnaab. Foto: Andreas Friedrich

Wer einfach eine abwechslungsreiche Tagestour unternehmen möchte, kann in Kallmünz starten und erstmal über den Schlossberg wandern, von wo aus sich tolle Ausblicke ergeben. Über Traidendorf und Rohrbach im Vilstal geht es weiter nach Loisnitz und zurück ins Naabtal. Vom Tal aus kann man am besten in das Naturschutzgebiet Eichenberg mit seinen Felsformationen schauen. Über den Hirmesberg mit Aussicht auf die Naab geht es dann wieder zurück nach Kallmünz. In der hervorragenden Thermik tummeln sich an warmen Tagen viele Gleitschirmflieger – auch aus der Luft lässt sich die wunderbare Flusslandschaft bestens genießen.

Andreas Friedrich

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