Zu den schönsten Dingen im Leben gehört die Kunst. Sie bereichert unsere Existenz, sie sorgt dafür, dass wir die Welt mit anderen Augen sehen. Kein Wunder, dass Kunstliebhaber auch einen ausgeprägten Sinn für die Ästhetik des Alltags haben.
Eine Ästhetik, wie sie uns nicht nur in Museen und Galerien begegnet, sondern auch in Gegenständen, die wir täglich nutzen. In einem attraktiven Auto, zum Beispiel. Kein Zweifel: Kunst und Autos, das ist eine perfekte Liaison. Wie wäre es also, wenn man ein besonderes Auto nicht mit Geld, sondern mit einem Kunstwerk bezahlen könnte? Sagen wir es so: Es wäre außergewöhnlich.
Der Polestar 1 ist streng limitiert
Der schwedische Automobilhersteller ist dafür bekannt, neue Wege zu gehen. Mit seinen beiden Modellen Polestar 1 und dessen vollelektrischem Nachfolger Polestar 2 sorgt die Firma immer wieder für Aufregung in der Branche – und für Begeisterung bei den Kunden. Das junge Unternehmen aus Göteborg wurde 2017 von Volvo Cars und der Geely Holding gegründet. Sein erstes Modell Polestar 1 wird nur noch bis Ende 2021 gebaut, dann läuft die Kleinserie aus. Die Folge: Das streng limitierte Fahrzeuge gilt schon jetzt als Sammlerstück.
Ein paar Fakten zu diesem besonderen Wagen? Leichte Karosserie aus kohlefaserverstärktem Polymer, zwei Elektromotoren, 609 PS und eine rein elektrische Reichweite von 124 Kilometern – der beste Wert eines Hybridautos weltweit. Der Polestar 1 ist ein Performance-Fahrzeug, das im Alltag als vollwertiges Elektroauto gefahren werden kann. Gebaut in der hochmodernen Polestar-Fabrik in Chengdu. Erdacht für Menschen, die Wert auf Exklusivität legen – und auf modernste Technik und Design.
„Die Idee, Polestar 1 mit Kunstwerken zu bezahlen, hat mich sofort begeistert“, sagt Polestar-CEO Thomas Ingenlath. „Es ist ein ganz besonderes Auto, und wir wollten einen einzigartigen Weg finden, es zu zelebrieren, bevor wir sein Produktionsende einläuten. Es ist handgefertigt, wertvoll und emotional – eben wie ein Kunstwerk.“ Noch bis zum 15. August läuft die Aktion.
Mit welcher Art von Kunst kann man nun einen Polestar 1 erwerben? An dieser Stelle kommt Theodor Dalenson ins Spiel. Der international führende Kunstberater aus Schweden hat sich auf moderne und zeitgenössische Kunst spezialisiert; er ist in der Kunstwelt als Wohltäter bekannt und engagiert sich als Vorstandsmitglied von Institutionen wie dem Moderna Museet in Stockholm oder dem Guggenheim Museum and Foundation.
Picasso tauschte Skizzen gegen Restaurantessen
Mit seiner aktuellen Aktion beweist Polestar, dass man neue Wege manchmal auf sehr traditionelle Art beschreiten kann. Kunst als Zahlungsmittel – das gab es schon immer. Albrecht Dürer reiste von Stadt zu Stadt, um seine Werke selbst anzubieten. „Seit mehreren hundert Jahren findet der Kunsthandel hauptsächlich zwischen Künstlern und Förderern statt“, sagt Theodor Dalenson. „Maler wie Picasso waren dafür bekannt, Skizzen gegen Restaurantessen einzutauschen.“ Für den Kunstexperten steht fest: „Die Initiative von Polestar ist im Grunde eine ganz natürliche Erweiterung der Tradition, dass Kunst als Zahlungsmittel für wertvolle Güter verwendet wird.“
Neue Wege beschreiten oft auch Sammler und Kunstliebhaber. Der Kunstmarkt ist im Umbruch, in unsicheren Zeiten bewähren sich Kunstwerke aus dem oberen Preissegment als Renditeobjekte. Aufgrund der Pandemie mussten die großen Branchentreffs wie die Art Basel abgesagt werden. Die Auktionen wurden ins Internet verlegt und es etablierten sich „Private Sales“. Immer wieder treibt der Markt auch seltsame Blüten – so wurden die Sneakers „Yeezy 1“ des Rappers Kanye West im April dieses Jahres für 1,5 Millionen Euro versteigert. Es sind wohl die teuersten Schuhe aller Zeiten.
Marktbeobachter sehen auch eine Zunahme von Luxusgütern wie Oldtimern, Uhren oder Wein als Anlageobjekte. Was Autos betrifft: Der Dienstleister Classic Cars Analytics aus Bochum schätzt den Markt, auf dem Sammlerfahrzeuge gehandelt werden, allein in Deutschland auf 16 Milliarden Euro. Wer auf diese Segmente setzt, sollte allerdings seine Leidenschaft in den Vordergrund stellen. Sich an einer edlen Uhr freuen oder das gute Gefühl genießen, dass ein luxuriöses Auto in der Garage steht – Experten nennen es „ästhetische Rendite“.
Die ästhetische Rendite
Kein Wunder, dass Menschen, die sich für Bildende Kunst begeistern, auch die ästhetische Qualität von Autos schätzen. Seit Jahrzehnten rollt das Auto durch die Kunstgeschichte: Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Robert Rauschenberg machten mit ihren Paintings Limousinen zu Pop-Art-Objekten. Auf den übermalten Fotos von Gerhard Richter spielen Autos eine wichtige Rolle. Schon immer waren Autos der Ausdruck von Sehnsüchten – nach Freiheit, nach Spaß, nach dem aufregenden Leben.
Die Liebe zu Kunst und Autos passt eben perfekt zusammen. Es ist dieser Gedanke, der hinter der Initiative steht, Kunstwerke als Zahlungsmittel für einen Polestar 1 zu begreifen.
Nur noch wenige Monate ist der Polestar 1 auf dem Markt. Dann beginnt der vielleicht ungewöhnlichste Handel des Jahres: Kunst gegen Auto.
In der Kunstszene stößt die Idee auf enorme Resonanz: Schon 150 Sammler und Künstler haben sich angemeldet, um ihre Gemälde, Skulpturen oder Installationen bewerten zu lassen.