Den Anfang der Mission machte bereits der Polestar 1, eine Ikone und begehrtes Sammlerstück mit einer limitierten Produktion von nur 1.500 Fahrzeugen. Der Polestar 1 beeindruckt durch seine leichte Karosserie aus kohlefaserverstärktem Polymer, durch zwei Elektromotoren, eine Gesamtleistung von 609 PS und eine rein elektrische Reichweite von 124 Kilometern – der beste Wert eines Hybridautos weltweit. Mit seinem unverwechselbaren Design überzeugt er nicht nur Automobilkenner und -fans, sondern machte sich auch schon in der Kunstszene einen Namen.
Tausche Kunstwerk gegen einen Polestar
Kreative, innovative Schaffensprozesse finden nicht hinter verschlossenen Türen statt, sondern brauchen Raum zur Entfaltung. Deshalb steht Polestar kontinuierlich im Austausch mit der Kunstszene und zeigte diese Verbundenheit im Sommer 2021 mit einer ungewöhnlichen Initiative, die großen Anklang bei Künstler:innen und Sammler:innen weltweit erfuhr: Menschen, die Kunst schaffen oder besitzen, konnten diese gegen einen Polestar 1 tauschen. Mehr als 500 Gemälde, Skulpturen, Drucke, Fotografien und Installationen wurden im Zuge der „Art for Art“-Initiative eingereicht und bewertet. Der erste Tausch fand bereits statt.
Das Design eines Elektrofahrzeugs bietet völlig neue Möglichkeiten, bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Vor welchen Herausforderungen steht Polestar in Bezug auf innovatives Design? Und wo sehen Sie die Vorteile im Vergleich zu klassischen Autos?
Maximilian Missoni: Es ist ein seltenes Privileg, Teil der Gründung und Etablierung einer komplett neuen Automarke zu sein. Bei mir erfüllte sich dieser Traum 2017, als ich Teil des Teams rund um die Entwicklung und Entstehung der Marke Polestar wurde. Daher empfinde ich es umso mehr als Pflicht, die klassischen Paradigmen zu überdenken und gesellschaftlich wichtige Themen wie Nachhaltigkeit ganz oben auf die Agenda zu setzen. Für uns war es von Anfang an klar, dass Design bei Polestar einen hohen Stellenwert einnimmt, jedoch auch als Vehikel für die Umsetzung unserer ambitionierten Nachhaltigkeitsziele dient. Ich persönlich möchte die Fähigkeiten, die ich mir über Jahre in der Autoindustrie erworben habe, also Produkte zu gestalten, die ein Verlangen hervorrufen, für die richtigen Ziele eingesetzt wissen. Wenn wir uns vor Augen führen, wie viele industriell hergestellte Produkte wir als Designer gestalten und sie damit für Kunden attraktiv machen, müssen wir uns auch bewusst werden, dass wir damit eine große Verantwortung tragen.
Wie sieht die Zukunft des Designs für Sie aus? Wohin geht die Reise – für die Automobilindustrie im Allgemeinen und für Polestar im Besonderen?
Maximilian Missoni: Persönlich sehe ich drei große Disruptionen auf die Automobilindustrie zukommen, die alle eine signifikante Relevanz für das Fahrzeugdesign haben werden.
Der erste große Schritt ist die Elektrifizierung, die bereits in vollem Gang ist. Der Wegfall großer Motoren erlaubt eine freiere Gestaltung des Vorderwagens und die Batteriemodule im Unterboden führen zu größeren Radständen und kürzeren Überhängen. Dies sind proportionale Faktoren, die wir Designer schon seit Jahrzehnten fordern, um dem Produkt Auto eine bessere visuelle Kraft und einen stärkeren Charakter zu verleihen. Der größte Vorteil der neuen Proportionen ist allerdings der relative Zugewinn an Raum im Interior. Generell werden die Innenräume bei gleicher Fahrzeuglänge um eine Fahrzeugklasse wachsen.

Die nächste, viel größere Disruption wird aber durch die flächendeckende Implementierung von autonomen Fahrzeugen stattfinden. Heute sind die Proportionen eines Autos förmlich um die Ergonomie und Übersicht des Fahrers herumgebaut. Sobald all diese Anforderungen wegfallen, können wir das sprichwörtliche „Wohnzimmer auf Rädern“ gestalten und wir werden ganz neue Fahrzeugtypologien sehen. Zum Beispiel wäre es vorstellbar, ein autonomes Fahrzeug für Mittelstrecken über Nacht zu entwickeln – als Ersatz für Kurzstreckenflüge.
Der dritte große Schritt ist die Entwicklung hin zur Zirkularität. Unsere komplexen Industrieprodukte so umzugestalten, dass sie an ihrem Lebensende hochgradig zerlegbar und recycelbar sind, ist eine enorme Aufgabe, die die gesamte Zulieferkette einschließt. Aber nur Zirkularität wird uns schlussendlich erlauben, komplett CO2-neutrale Fahrzeuge herzustellen. Wahre Klimaneutralität ohne Offsetting-Maßnahmen ist die größte Herausforderung der Automobilindustrie in den kommenden zehn Jahren.
Wie beeinflusst die Kunstszene das Design von Polestar? Welche Methoden, Ideen und Ansätze werden in den Designprozess eingebunden? Und welche Rolle spielen Kollaborationen in diesem Kontext?
Maximilian Missoni: Unser Markenkern besteht
aus Design, Innovation und Nachhaltigkeit. Durch die besondere Konstellation in unserem Managementteam mit Thomas Ingenlath, der nicht nur CEO der Marke ist, sondern auch selbst einen Design-Hintergrund hat, sind wir in einer einzigartigen Situation in der Automobilindustrie. Der Fokus auf Design und Markenprofil hat bestimmt auch zur schnellen Etablierung Polestars in den Märkten beigetragen. Wir sind ein kleines kreatives Team, das extrem selektiv mit der Auswahl von neuen Mitgliedern umgeht, um diesen starken Charakter beizubehalten. Wir alle haben eine Affinität zu Kunst und Design und so sehr wir selbst anderen manchmal als Inspirationsquelle dienen, so sehr profitieren wir auch von Kollaborationen mit Künstlern und anderen Design-Marken, sei es im Marketing oder direkt in unseren Projekten.
Austausch ist wichtig. Wichtig für neue Perspektiven und Innovationen. Diesen Austausch sucht und findet Polestar in den zahlreichen und vielfältigen Kollaborationen mit Kunstschaffenden auf der ganzen Welt. Kollaborationen können nämlich dazu beitragen, zukunftsfähige Produkte zu entwickeln, die unser Leben besser und nachhaltiger machen.

Mit dem Robotik-Ingenieur und Musiker Moritz Simon Geist ging Polestar auf die Suche nach Musik im Polestar 2. Mithilfe seiner Roboter fand der Künstler Schallwellen, die von elektronischen Komponenten im Fahrzeug ausgingen. Geist konnte wie mit einem Instrument Töne und Musik erzeugen. In einer anderen Kollaboration mit dem renommierten Künstler und Wandmaler Tristan Eaton wurde der Polestar 1 neu in Szene gesetzt: Eaton bemalte das Sammlerstück und interpretierte es auf seine Weise: „Mein Ziel war es, eine chaotische, lockere und disruptive Ästhetik auf dieses wundervoll designte Fahrzeug zu bringen“, erklärt der Maler seinen künstlerischen Ansatz.
In seinem Studio „Woven“ und mit seinem Team bestehend aus Wissenschaftlern, Künstlern und Experten schuf Thjis Biersteker auf dieser Grundlage die Installation „We Harvest Wind“. Thjis Biersteker und Polestar haben viele gemeinsame Werte und sie vereint der Wille, auf die Dringlichkeit eines sofortigen Umstiegs auf erneuerbare Energien und nachhaltige Materialien aufmerksam zu machen. Den LCA-Bericht durch ein Kunstwerk noch greifbarer zu machen, unterstreicht die Leidenschaft für dieses wichtige gesellschaftliche Thema. Thomas Ingenlath, CEO von Polestar, sieht in der Kollaboration eine Bewusstseinsschärfung für grüne Energie: „Biersteker ist ein wirklich interessanter Künstler und es war großartig zu sehen, wie er unsere Ökobilanz in ein Kunstwerk verwandelt hat, das nun im fortschrittlichen und schönen Stedelijk Museum ausgestellt wird. Grünes Laden ist ein so wichtiger Faktor, um das volle Potenzial von Elektroautos auf dem Weg zur Klimaneutralität auszuschöpfen.“ Das Kunstwerk „We Harvest Wind“ besteht aus aufgereihten Flügeln mit einem Durchmesser von drei Metern, die sich um eine sechs Meter hohe Spitze drehen. Die Besucher der Ausstellung richten Ventilatoren aus verschiedenen Winkeln auf die Installation, um die Flügel zu drehen und die gesamte Konstruktion in Bewegung zu setzen. Thjis Biersteker legt die Kraft des Windes buchstäblich in die Hände der Menschen.
Für „We Harvest Wind“ kooperierte Thjis Biersteker mit Polestar und Bcomp, um ein Zeichen zu setzen, mit nachhaltigen Materialen verantwortungsvoll umzugehen. Die Flachsverbundstoffe enthalten einen Klebstoff, der teilweise aus Erdölnebenprodukten hergestellt wird. Für das Kunstprojekt konnte sogar noch weitergedacht werden: So wurde auch ein biologisch abbaubarer Klebstoff auf Maisbasis verwendet, der in zukünftigen Polestar Fahrzeugen zum Einsatz kommen könnte.
Die Zukunft ist klimaneutral
Die Elektromobilität steht erst am Anfang. Und Polestar ist Vorreiter, wenn es um nachhaltige Automobilentwicklung geht. Branchenübergreifende Kollaborationen, ein Blick über den Tellerrand und ein offenes Ohr für innovative Ideen schaffen ein neues Bewusstsein für unsere Umwelt. Dieses Bewusstsein und die Faszination für Performance schließen einander nicht aus. Im Gegenteil: Zusammengedacht schaffen sie vielversprechende Möglichkeiten und definieren zukunftsweisende Ziele – wie eine CO2-freie Mobilität.