Anzeigensonderveröffentlichung

Die große regionale Wirtschaftsbeilage

Versuchungen im Obstzentrum

In Hallbergmoos werden köstliche neue Sorten von Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Kirschen gezüchtet

Eine beliebte Anlaufstelle für Hobbygärtner: das Bayerische Obstzentrum in Hallbergmoos. Foto: Paul Kannamüller

Eine beliebte Anlaufstelle für Hobbygärtner: das Bayerische Obstzentrum in Hallbergmoos. Foto: Paul Kannamüller

Kenner wissen sowas natürlich: Bei der „Natalie“ handelt es sich ausnahmsweise Mal nicht um einen hübschen Vornamen, sondern um eine Süßkirsche, die im Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos am Baum reift. Sie ist aus einer Mutation der Süßkirschensorte ‚Regina“ entstanden und wurde vom fränkischen Obstanbauer Gerhard Och in Pfarrweisach entdeckt. Wie alle Kirschen ist Natalie natürlich rot gefärbt, aber im Gegensatz zu anderen Kirschensorten trägt die Frucht an der Bauchnaht einen dunkelroten Streifen, der exakt vom Stielansatz bis zum Stempelpunkt reicht. Und dieser Streifen macht die Frucht unverwechselbar, sagt Michael Neumüller, Betreiber des Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos, wo auch die Sortenrechte dieser interessanten Züchtung liegen.  Natalie reift übrigens spät bis sehr spät und hat ein größtenteils gelbes Fruchtfleisch. Größe und Geschmack entsprechen ansonsten den Früchten der Sorte Regina. Mit dieser kann sie übrigens nicht befruchtet werden, da Natalie ja eine Mutante dieser Sorte ist.

Dieses Beispiel zeigt: Die Züchtung von Obstsorten ist eine Wissenschaft, der man sich am Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos mit Hingabe widmet. Das Ergebnis sind neue, qualitativ hochwertige Apfel-, Birnen- und Zwetschgensorten, „die eine echte Innovation darstellen“. Tausende Sämlinge werden hier alljährlich angezogen und einem strengen Selektionsprozess unterworfen, wie Neumüller schildert. Dazu unterhält das Obstzentrum auch insektendichte Gewächshäuser, in denen die Pflanzen mit Schaderregern infiziert werden können, um sie so beispielsweise auch auf Krankheitsresistenz selektieren zu können. Vom Sämling bis zur sprichwörtlichen Marktreife einer neu kreierten Obstsorte dauert es laut Neumüller bis zu zwölf Jahre. Zuvor würden Neuzüchtungen unter Praxisbedingungen auf Herz und Nieren geprüft. Es ist diese Kombination aus Forschung, Züchtung und Praxis, die in Europa als einzigartig gilt.

Das Bayerische Obstzentrum in Hallbergmoos ist übrigens rein privatwirtschaftlich, auch wenn es ein wenig nach einer staatlichen Einrichtung klingt.

Neue Sorten von Avalon bis Santa Maria

Zum Bayerischen Obstzentrum, gelegen südlich des Münchner Flughafens, gehören knapp zehn Hektar landwirtschaftliche Fläche, drei Gewächshäuser, Maschinen- und Lagerhallen mit Labor, Büroräume und ein Lehrsaal. In den Versuchsparzellen wachsen Obstsorten aus aller Welt, die mit einem feinmaschigen Netz vor Hagelschlag geschützt werden. 

    Die Auswahl ist groß – von Beerenobst bis zu kleinkronigen Obstbäumen gibt es hier nahezu alles. Foto: Paul Kannamüller

    Die Auswahl ist groß – von Beerenobst bis zu kleinkronigen Obstbäumen gibt es hier nahezu alles. Foto: Paul Kannamüller

    Sie sind das Ausgangsmaterial für die Züchtung neuer Apfel- und Birnensorten und -unterlagen, wie Neumüller beim Gang durch die weitläufige Plantage erläutert. Das Ergebnis sind etwa geschmacklich „herausragende, knackige Äpfel, rote Birnen, würzige Zwetschgen, süße Tafelpflaumen, aromatische Mirabellen und vieles mehr!“  Abnehmer neuer Züchtungen sind nach Angaben von Neumüller insbesondere Obstbaubetriebe, die ihre Vermarktung in Eigenregie betreiben. Diese zahlten dann auch eine Art Lizenzgebühr, aber vertragliche Bedingungen seien daran nicht geknüpft. Nur den Namen, den die neuen Sorten im Obstzentrum bekommen, müssten sie behalten. Es sind so klingende Namen dabei wie Graf Luckner (Apfel), Santa Maria (Birne) oder Avalon (Pflaume); und für Regionalität steht etwa der Hallbergmooser Zauberapfel. 

      Dr. Michael Neumüller ist ein leidenschaftlicher Züchter von neuen Obstsorten. Foto: Paul Kannamüller

      Dr. Michael Neumüller ist ein leidenschaftlicher Züchter von neuen Obstsorten. Foto: Paul Kannamüller

      Es sind hohe Anforderungen, die Neumüller und sein Team an Neuzüchtungen stellen: Sie sollen an möglichst vielen Standorten wachsen, widerstandsfähig gegen Krankheiten sein, gut aussehen, gut schmecken, und sich möglichst lange lagern lassen. Neumüller hat sich übrigens auf kleinwüchsige Obstgehölze spezialisiert, die auch in kleineren Gärten Platz finden. Im Hallbergmooser Obstzentrum werden aber nicht nur Obstbäume verkauft, sondern die Ernte auch selbst vermarktet. Ein guter Seismograph sei dabei der eigene Hofladen. „Hier bekommen wir die direkte Rückmeldung, ob eine neue Selektion gut ankommt“, sagt Neumüller, der bislang zehn neue Apfel-, zwei Birnen- und vier Zwetschgensorten gezüchtet hat. Ein bisschen stolz ist Neumüller auch darauf, „dass so viele unserer Neuzüchtungen dem Verbraucher so viel besser schmecken als das, was er sonst kaufen kann“. Im Angebot außerdem: Vorträge, Schnittkurse und Führungen durch den Schaugarten. Die Anfänge des Obstzentrums gehen auf das Jahr 2002 zurück, als Michael Neumüller die ersten Obstbäume kultivierte, nachdem er zuvor an der TU Freising-Weihenstephan Gartenbauwissenschaften studiert und später an der Uni Hohenheim promoviert hatte.

        Paradiesische Zustände in Sachen Vielfalt

        Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass am Bayerischen Obstzentrum in Hallbergmoos nahezu paradiesische Zustände herrschen, was Qualität und Vielfalt an Obstsorten betrifft. Jedenfalls lässt sich auf dem Parkplatz an den Autokennzeichen gut ablesen, von woher die Besucher überall angereist kommen, um einen Apfel- oder einen Zwetschgenbaum, eine Birne oder Beerensträucher zu erstehen. Neumüllers Kunden kommen jedenfalls von weit her, um sich mit bodenständiger, heimischer Ware einzudecken. Allerdings sei Züchtung weit mehr als nüchterne Analyse und handwerklich perfekte Arbeit bei der Bestäubung, Anzucht und der Selektion, erläutert Neumüller. Hilfreich sei auch ein wenig Fingerspitzengefühl, auch „gewisses Händchen“ genannt. Es sei auch ein Stück Kunst, bemerkt der Obstbaum-Experte. Vor allem aber sei bei der Züchtung von Obstgehölzen auch Weitblick gefragt. Was beispielsweise wünschen Konsumenten und Handel in 20 oder 30 Jahren? Davon „leiten wir unsere Zuchtziele ab“, sagt Neumüller. Ständig müsse man nach „dem Besseren Ausschau halten, um wettbewerbsfähig zu bleiben“.

        Paul Kannamüller