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Die große regionale Wirtschaftsbeilage

Kultur für „Freuwillige“

Der Freisinger Lindenkeller hat ein pointiertes Winterprogramm

Münchner mit dem Sound der Welt: Jamaram sind auf Jubiläumstour. Foto: Julie Key

Münchner mit dem Sound der Welt: Jamaram sind auf Jubiläumstour. Foto: Julie Key

6000 Kilometer. Die muss man sich erstmal vorstellen. So eine Distanz nehmen viele nicht mal für ihren langersehnten Jahresurlaub in Kauf. Und wenn, dann bequem im Flieger oder auf dem Schiff. Dirk Rohrbach ist diese Strecke gepaddelt. Gut, er ist kein „Normalo“ mit Bürojob, aber selbst für einen versierten Abenteurer wie ihn ist das schon etwas sehr Besonderes. Zumal er auf dem Missouri und Mississippi unterwegs gewesen ist, den längsten Flüssen Nordamerikas. Von der Quelle bis zur Mündung und sogar als erster Europäer, wie er sagt. Dabei passierte er die Rocky Mountains und die Great Plains und arbeitete sich vom Mittleren Westen bis zum Golf von Mexiko vor. Und es sind nicht nur die unvergesslichen Eindrücke der beeindruckenden Landschaften, die er mitnimmt, sondern vor allem auch die Begegnungen mit Menschen. Alle haben sie eine Geschichte zu erzählen, und ihm, dem verwegenen Paddler, Arzt und Fotografen aus Germany, haben sie sie anvertraut. Daran, und an seinen Kämpfen mit sich und der Naturgewalt lässt uns Dirk Rohrbach auf beindruckende Art teilhaben. „Im Fluss“ heißt sein Vortrag am 16. November 2022. 

Feiner Jazz und freche Sprüche

Die Freisinger Jazz-Sängerin Julia Schröter hat sich ganz anders von einem fernen Land inspirieren lassen. Die Musik hat sie gefangen. Seit ihrer Reise nach Brasilien ist sie dem Samba, Choro und dem Bossa Nova auf beste Weise verfallen, und präsentiert die Songs aus diesem mitunter wenig bekannten Songbook, mit südamerikanischer Lebensfreude und gefühlvollem Timbre. Auch die Klassiker und Preziosen aus Jazz und Pop hat sie drauf.

    Die Julia Schröter Band spielt echte Klassiker und neue eigene Songs. Foto: Christian Stockmann

    Die Julia Schröter Band spielt echte Klassiker und neue eigene Songs. Foto: Christian Stockmann

    Von Ella Fitzgerald bis Amy Winehouse reicht dabei ihr Repertoire. Unterstützt von ihrer vierköpfigen Band, mit der sie bis zu diesem Herbst am Debut-Album „Happy Clown“ gearbeitet hat. Das mit Sicherheit hochklassige Ergebnis und noch mehr zeigt die Julia Schröter Band am 17. November 2022. Das Mehr besteht bei Simon Pearce aus seinem zweiten Solo-Programm, das der Comedian am 18. November 2022 auf die Freisinger Bühne bringt. In „Pearce on Earth“ reflektiert er seine Suche nach dem inneren Frieden, den er als eigentlich recht gelassener Mensch auch schon hätte. Wären da nicht Hausmeister, die einen frühmorgens mit Laubbläsern belästigen oder sonstige Zeitgenossen, die einem bescheuert und immer unnötig auf die Nerven gehen. Pearce versteht es dabei, immer genau den richtigen Punkt zu treffen. Mit frechen Sprüchen und glaubhaft echten Anekdoten. Niemals aber mit erhobenem Zeigefinger, sondern einfach mit genau der treffenden Beschreibung, die einen unwillkürlich zum Lachen bringt. Sogar wenn man es vielleicht selber sein sollte, der oder die um sieben Uhr morgens den Startknopf am röhrenden Gartengerät drückt.

    Harte Sounds und schräge Reime

    Hits kommen und gehen – aber es gibt auch Musik, die bleibt. Metal zum Beispiel, auch wenn man das als Mensch ohne Band-Kutte gar nicht so unbedingt mitbekommt. Und es ist schon was dran: So hart die Musik, umso netter die Musiker und Fans. 

      Comedian Simon Pearce hat die Ruhe weg. Wenn da nicht der Alltag wäre. Foto: Luis Zeno Kuhn.

      Comedian Simon Pearce hat die Ruhe weg. Wenn da nicht der Alltag wäre. Foto: Luis Zeno Kuhn.

      Das dürfte also ein cooler Gig werden am 19. November 2022 beim „Metal Masters“. Dass die Bands vorhaben nett rüberzukommen das ist wohl zu bezweifeln. Da geht es eher um Credibility, und die bringen sie mit: Hammer King mit traditionellem Heavy Metal mit Hymnen-Charakter, Lost Sanctuary als Projekt mit dem sich der Ausnahme-Gitarrist Dan Baune endgültig ins strahlende Solo-Spotlight wagt, und Ravenfield, die dem Metal sogar eine hart melancholische Seite entlocken können. Hart sind bei Willy Astor dagegen höchstens seine Reime, beziehungsweise das, was er daraus macht. Das ist schon mal schräg – aber gleichzeitig irgendwie richtig – und vor allem eines: lustig. So wie sein persönliches Best Of der Pointen, die bei „Pointe of no Return“ aufs nächste Level gehoben werden. Astor einen Wortakrobaten zu nennen scheint schon fast etwas abgedroschen nach all den Jahrzehnten, in denen ihm so viele witzige Wort-Wurschteleien eingefallen sind. Aber es stimmt einfach: Humorvolleres bringt einfach keiner aus den Buchstaben raus. Für alle „Freuwilligen“ will er am 27. November spielen, und das dürften wieder viele sein, denn schließlich bietet er ja „das Beste aus dem Einfallsreich“.

      Chiemgauer Djangos und krautiger Rock

      Wenn der Dezember naht, klingen im Lindenkeller weniger die Glöckchen, dafür aber die Instrumente von gleich drei echt kultigen Bands: Jamaram aus München brauchen keine runde Zahl um ihr Band-Jubiläum zu feiern, sie zelebrieren am 3. Dezember 2022  einfach „20 plus 1 Jahre“ Reggae, Dub und World Music.

        Willy Astor: Seit Jahrzehnten Meister des lustigen Worts. Foto: Heiko Neumann PR

        Willy Astor: Seit Jahrzehnten Meister des lustigen Worts. Foto: Heiko Neumann PR

        Über 2000 Liveshows haben sie inzwischen gespielt, mit immer noch andauerndem Bock darauf, die Genres durcheinander zu würfeln und mit diesem ganz speziellen Sound die Bühne zu rocken. Genauso wie Django 3000 aus dem Chiemgau. Die lassen am 9. Dezember 2022  die Stöpsel ihres Equipments draußen, denn sie sind unplugged unterwegs. „Gipsy Soul“ nennen sie das, was sie da machen. Man könnte aber auch sagen: einfach gute Musik, die keinen auf den Stühlen hält. Und einen Tag später geht es in Freising mit echten Legenden ins Wochenende: Kraan gehören seit den frühen Siebzigern zu den großen Pionieren des Krautrocks, haben vor zwei Jahren sogar mal wieder ein neues Album gemacht, und klingen jeden Abend neu, denn die Improvisation ist und bleibt ihre Königsdisziplin.

        Kai-Uwe Digel