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Cloud Expo Europe in Frankfurt

Gaia-X: Digitale Souveränität

Gaia-X: Digitale Souveränität

Foto: Adobe Stock

Zwei Jahre Pandemie und jetzt Krieg in der Ukraine: Europa durchlebt historische Zeiten. Die Erfahrungen aus der Gesundheitskrise und der russischen Aggression geben der Idee einer souveränen Staatengemeinschaft wieder überraschende Aktualität. Denn beide Entwicklungen zeigen auf, wie wichtig Unabhängigkeit ist – bei Lieferketten, Energiereserven und im digitalen Raum.

Die Situation ist auch ein schmerzhafter Fingerzeig auf verpasste Chancen. War die europäische Industrie einst der wichtigste Treiber von Wachstum und Innovation, sorgen heute Lieferverzögerungen bei einem Chip im Warenwert von 50 Cent zu monatelangen Verzögerungen beim Ausliefern eines Produkts im Gesamtwert von 100.000 Euro. Videokonferenzen in Unternehmen, Gesundheitsdaten beim Arzt, Lernsysteme für die Schulen, Suche im Internet: überall dominieren außereuropäische Anbieter.

Digital gesehen hat sich Europa in eine Abhängigkeit begeben – und das ist am Ende politisch heikel. „Ohne digitale Souveränität können wir eine digitale Wirtschaft nicht vorantreiben oder umgestalten“, sagt Francesco Bonfiglio, CEO der europäischen Digitalisierungsinitiative Gaia-X. „Ein Land zu regieren, bedeutet auch, dass die Absicht und Bereitschaft besteht, Datensouveränität zu gewährleisten und zu ermöglichen.“

Francesco Bonfiglio, CEO von Gaia-X – Foto: Cloud Expo Europe

Bonfiglio skizziert das Bild einer intelligenten Wirtschaft, die zunehmend digital vernetzt ist und Wertschöpfung im digitalen Raum generiert. Energieunternehmen, Autounternehmen, Straßenbauer verlassen ihre Silos und teilen Daten, um neue Konzepte für die Mobilität der Zukunft zu bauen, was wiederum das Bild von europäischen Städten und Dörfern prägen wird.

 

Aber diese Welt ist anfällig. Sie basiert auf Daten – und wer die Daten kontrolliert, hat Zugriff auf das Gehirn der modernen Gesellschaft. Es ist deshalb zwingend erforderlich, dass so etwas wie eine digitale Souveränität entsteht, damit sich die Wirtschaft und Gesellschaft in einem kollaborativen und sicheren Datenraum bewegen kann. Das verhindert Machtballungen und Machtmissbrauch. Unterm Strich steigt aber auch die Innovationskraft. Die Lücke im Digitalen, die in den letzten zwei Jahrzehnten entstand, beginnt sich zu schließen.

Europäische Infrastruktur entsteht

„Gaia-X ist der erste Schritt in diese Richtung“, sagt Bonfiglio. Europa habe mit der neuen Datenschutzverordnung (GDPR) das Fundament für einen souveränen digitalen Raum geschaffen. Mit Gaia-X entstehe nun eine europäische Cloud- und Daten-Infrastruktur auf diesem Fundament.

 

Die Initiative startete als deutsch-französisches Projekt. Mittlerweile gehören über 300 Firmen und Organisationen zum Verbund. Gemeinsam arbeiten sie an der Vision eines Software-Werkzeugkastens, dessen Code transparent für alle einsehbar sein soll. Ein Open-Source-Projekt, das weit über die Grenzen der Union heraus strahlt. „Es gibt 15 Hubs in Europa, einen in Südkorea, ein weiterer ist geplant für Japan. Mit Brasilien, Mexiko und Indien sind wir im Austausch“, sagt Andreas Weiss, Geschäftsführer des eco-Verbands der Internetwirtschaft.

 

Das Thema geht um den Globus und beschäftigt sämtliche Hierarchien in allen Unternehmen. Vom KMU-Patron bis zum Konzernchef. Vom Projektleiter bis zum C-Level-Manager. „Nach den letzten zwei Jahren sehen wir die Dinge neu – im Sinne einer Resilienzbetrachtung. Der Handlungsbedarf ist groß“, so Weiss.

 

Er spricht von einem »Dreiklang an Zielsetzungen«: Datensouveränität, Datenverfügbarkeit und Innovation. „Souveränität bedeutet, Dienste selbstbestimmt nutzen zu können“, so Weiss. „Dazu bedarf es neben einer ausreichenden Kompetenz zur Bewertung und Nutzung solcher Dienste auch angemessener Garantien zur zuverlässigen Bereitstellung.“

 

Das heißt konkret: Das vielzitierte smarte Zuhause kann sein volles Potenzial nur dann ausschöpfen, wenn ein Miteinander stattfindet. Ein Austausch, der auf Vertrauen und klaren Regeln basiert. Vergleichbar mit einem Orchester: Die erste Violine kann kräftig sein, aber abgestimmt mit den anderen Streich- und Blasinstrumenten entsteht etwas Größeres.

Kooperation bringt Innovation

Ein Beispiel, wie das in der Datenwelt aussieht, liefert das Projekt Catena-X. Es gehört zu den internationalen Leuchtturmprojekten, die bis Ende 2024 mit einem dreistelligen Millionenbetrag unterstützt werden. Zu den Förderern zählen unter anderem Deutschland, Frankreich und Luxemburg. Jedes dieser Projekte soll zeigen, wie Europa souverän mit Daten umgehen kann – und wie die Gesellschaft davon als Ganzes profitiert.

 

Catena-X ist eine Plattform, über welche die ganze Autoindustrie sicher und in anonymisierter Form Daten austauschen kann. Über zwei Dutzend Firmen sind beteiligt, darunter BMW, Daimler, Volkswagen, SAP und Bosch. Zu den Gründungsmitgliedern gehört als Industriezulieferer auch der Chemie-Konzern BASF.

Das gemeinsame Ziel: Optimierung und Stärkung der Lieferkette durch Kollaboration. Denn die ganze Industrie profitiert letztlich, wenn die Resilienz entlang der Wertschöpfungskette steigt. So ist etwa vorgesehen, dass die Hersteller Daten teilen über ihre Lieferanten, über essenzielle Umwelteinflüsse bei der Produktion gewisser Bauteile und über allfällige Flaschenhälse in der Lieferkette.

 

Funktioniert die Datenkollaboration wie geplant, hinterlegt jeder Teilnehmer auf Grundlage der gemeinsamen Standards Daten zu seinem Lieferantennetzwerk. Das ergibt unter anderem Rückschlüsse darauf, wie viel Kohlendioxid in der Produktion eines bestimmten Gegenstands entsteht. Die Plattform aggregiert die Daten, bereitet sie auf, macht sie vergleichbar und hilft dabei, Emissionen zu verringern.

Leben retten

„So entsteht ein globales Ökosystem“, sagt Bonfiglio. „Nicht nur in der Autoindustrie, sondern in allen wichtigen Branchen: Energie, Bildung, Transport, Mobilität, Gesundheit.“ Der gebürtige Italiener hebt das Projekt »Health-X« hervor – ein offener Gesundheitsdatenraum. „Das Projekt begann in den Niederlanden, mittlerweile wollen fast alle Länder in Europa mehr darüber erfahren.“

 

Bei Health-X geht es um nichts weniger als darum, die Gesundheitsversorgung aufzuwerten und gleichzeitig den Bürgerinnen und Bürgern die Hoheit über die eigenen Daten zu geben. Gesundheitsinstitute sollen kooperieren, um bessere Resultate zu erzielen. Labore sollen zusammenarbeiten. Forscher sollen zusammenkommen. Das kann Leben retten.

Selbst im vom Brexit durchgeschüttelten Großbritannien lösen die Gaia-X-Projekte ein Echo aus. Amanda Brock von der Organisation OpenUK Open Technology sieht die paneuropäische Allianz als Instrument zur Förderung einer innovativen Wirtschaft. Sie betont aber auch ihren nachhaltigen Charakter.

Amanda Brock, CEO von OpenUK – Foto: Cloud Expo Europe

„Wir brauchen Transparenz und Kollaboration“, sagt Brock – und vergleicht die aktuelle Datenwelt mit der Situation beim Einwegplastik, wo nur ein Bruchteil wiederverwendet wird und der Großteil als Müll rumliegt, obschon er wiederverwendet werden könnte. „Wir müssen verhindern, dass Daten zum nächsten Einweg-Plastik werden“, sagt sie. Die Voraussetzung aber sei: Hoheit über den Datenraum.

 

In anderen Worten: Souveränität im digitalen Raum.

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