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Über das Vergessen sprechen

Alzheimer: ein Thema, das Millionen Menschen auf der ganzen Welt betrifft

5 Minuten Lesezeit

Der jährliche Welt-Alzheimertag am 21. September macht weltweit auf die Situation von Menschen mit einer Alzheimer-Erkrankung und ihren Angehörigen aufmerksam und soll das Bewusstsein für die Krankheit in der Öffentlichkeit erhöhen. Obwohl es aktuell keine Heilung gibt, so können doch präventive Maßnahmen den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

„Wo ist mein Portemonnaie? Ich bin ja schon ganz dement.“ Ein Satz, der im Alltag schnell dahingesagt und selten ernst gemeint ist. Aber was steckt eigentlich hinter dem Begriff „dement“ und wie lässt er sich von einer Alzheimer-Erkrankung abgrenzen? Unter „Demenz“ werden über 50 Krankheiten zusammengefasst, bei denen die Gehirnleistung abbaut. Demenz ist kein Krankheitsbild, sondern die Beschreibung eines bestimmten Musters an Symptomen. In Deutschland leben derzeit rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz und circa 300.000 Menschen erkranken jährlich neu. Die Alzheimer-Erkrankung ist mit rund zwei Drittel aller Fälle die häufigste Ursache der Demenz und eine unheilbare Erkrankung des Gehirns. Quelle¹ Namensgeber ist der Nervenarzt Alois Alzheimer, der die Krankheit im Jahr 1906 zum ersten Mal beschrieb. Durch Eiweißablagerungen im Gehirn funktioniert die Kommunikation zwischen den Nervenzellen nicht mehr richtig, Informationen können nicht verarbeitet und weitergeleitet werden. Im Laufe der Erkrankung sterben ganze Nervenzellen ab. Die meisten Betroffenen merken schleichend, dass sich im Gehirn etwas verändert. Eine ernst gemeinte Aussage wie „Ich bin ja schon ganz dement“ kommt wohl nur den wenigsten über die Lippen, denn Alzheimer wird von Betroffenen oftmals verschwiegen, dabei kann bei frühzeitiger Erkennung und Behandlung das Fortschreiten der Krankheit insbesondere durch nichtmedikamentöse Maßnahmen wie einer Änderung des Lebensstils beeinflusst werden.

¹ Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.: https://www.deutsche-alzheimer.de/fileadmin/alz/pdf/factsheets/infoblatt1_haeufigkeit_demenzerkrankungen_dalzg.pdf

Die Erkrankung zum Thema machen

Jeder hat davon gehört. Viele haben Angehörige, die erkrankt sind. Manche sind selbst betroffen. Aber nur wenige wissen wirklich über die Alzheimer-Erkrankung Bescheid. Anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21.09. rufen die Dachorganisationen Alzheimer’s Disease International, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. und die WHO zu mehr Bewusstsein für Alzheimer auf. Unter dem Motto „Demenz – wir müssen reden!“ sendet der Welt-Alzheimertag 2020 ein wichtiges Signal, denn es fehlt an ausreichenden Unterstützungskonzepten und umfassender Aufklärung.

1 Die präklinische Alzheimer-Erkrankung

tritt bei Menschen auf, die noch keine Symptome entwickelt haben, jedoch erste Anzeichen von Hirnveränderungen aufweisen – wie abnormale Ansammlungen von Beta-Amyloid (ein Protein im Gehirn). ¹

Die aktuellen Forschungsbemühungen fokussieren sich darauf, die Krankheit so früh wie möglich – idealerweise bereits im Stadium der Alzheimer-bedingten kognitiven Beeinträchtigung (MCI) – zu erkennen und zu behandeln. Hier liegen die besten Chancen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. ²

2 Die Alzheimer-bedingte leichte kognitive Beeinträchtigung/MCI (=Mild Cognitive Impairment)

tritt bei Menschen auf, die nachweislich Gehirnveränderungen und Symptome aufweisen, welche bereits für Freunde und Familie sichtbar sein können, aber im Alltag noch nicht wesentlich stören. ¹

Symptome: Eine merkliche Veränderung der Kognition, wie zum Beispiel Verlust des Kurzzeitgedächtnisses, Probleme bei der Wortfindung, oder Verlust des Überblicks über Tag oder Datum. ² ³

Diese Symptome sollten nicht als „Altersvergesslichkeit“ ignoriert, sondern vielmehr bewusst mit einem Arzt besprochen werden. ² ⁴

Die Alzheimer-Demenz

umfasst drei Stadien der Krankheitsentwicklung, die durch Alzheimer-bedingte Gehirnveränderungen und die Verschlechterung des Zustandes durch Zunahme von Symptomen und funktionellen Einschränkungen gekennzeichnet sind.

3 Leichte Alzheimer-Demenz:
Betroffene leben oft noch unabhängig, brauchen aber Unterstützung bei einigen Tätigkeiten.

4 Mittlere Alzheimer-Demenz:
Das längste Stadium der Krankheit, in dem die Betroffenen Schwierigkeiten bei der Kommunikation entwickeln und zunehmende Verwirrtheit erleben.

5 Schwere Alzheimer-Demenz:
Erfordert ständige Fürsorge, da Betroffene ihre Umgebung nicht mehr richtig wahrnehmen und ihre körperlichen Fähigkeiten verlieren.

Quellen:
¹ Alzheimer’s Association. 2020 Alzheimer’s Disease Facts and Figures. Alzheimers Dement 2020;16(3):391+.
² Alzheimer’s Association. 2018 Alzheimer’s Disease Facts and Figures. Alzheimers Dement 2018;14(3):367-429.
³ Jack CR, Bennett DA, Blennow K, et al. NIA-AA Research Framework: Toward a biological definition of Alzheimer’s disease. Alzheimer’s Dement. 2018; 14(4):535–562.
⁴ Wilcox J, Duffy PR. Is it a ‘senior moment’ or early dementia? Addressing memory concerns in older patients. Current Psychiatry. 2016 May;15(5):28-30,32-34,40

Schon bis zu 20 Jahre bevor die ersten Symptome auftreten, können Veränderungen im Gehirn nachgewiesen werden. Diese Phase wird als präklinische Alzheimer-Erkrankung (Phase 1) bezeichnet. Der Patient bemerkt davon nichts. Erst später sind erste leichte Symptome vorhanden, man wird unsicher und es kommen Gedanken wie „Stimmt etwas nicht mit mir?“ oder „Werde ich vergesslich?“. Die Alzheimer-bedingte leichte kognitive Beeinträchtigung (Phase 2) ist im Alltag nur manchmal bemerkbar. Umso wichtiger ist es, aktiv über die Erkrankung zu sprechen. Die leichte Alzheimer-Demenz (Phase 3) äußert sich durch einen allmählichen Verlust des Kurzzeitgedächtnisses. Im weiteren Verlauf treten erhöhte Verwirrung und Orientierungslosigkeit auf. Hier spricht man von mittlerer Alzheimer-Demenz (Phase 4). In der Phase der schweren Alzheimer-Demenz (Phase 5) ist der Patient auf ständige Pflege angewiesen. Auch Persönlichkeitsveränderungen können auftreten.

Vergesslichkeit ist aber nicht gleich Demenz. Wichtig ist, auf bestimmte Anzeichen zu achten, die eine Früherkennung der Alzheimer-Erkrankung ermöglichen. Beispiele sind Fragen wie „Habe ich Probleme, mich an meine Routineaufgaben zu erinnern?“, „Kann ich vertraute Gesichter nicht wiedererkennen?“ oder „Fällt es mir schwer, aktiv an einer Konversation teilzunehmen?“.

„Hinschauen und offen und ohne Angst über mögliche Anzeichen sprechen.“

Prof. Dr. Andreas Schmitt, Medical Director des Pharmaunternehmens Biogen und Professor für Neurologie an der Medizinischen Fakultät der Universität Aachen, beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Alzheimer-Erkrankung, einer der größten Herausforderungen unserer alternden Gesellschaft.

Interview

Kann eine Alzheimer-Erkrankung gestoppt werden?
„Bisher können nur die Symptome einer Alzheimer-Erkrankung behandelt werden, eine ursächliche Behandlung ist derzeit nicht möglich. Die Forschung läuft aber auf Hochtouren.“

Wie kann man den Krankheitsverlauf beeinflussen?
„Dass die Alzheimer-Erkrankung bislang für Betroffene oft ein Tabuthema ist, kann eine frühzeitige Diagnosestellung verhindern. Wenn Nervenzellen einmal kaputt sind, kann man sie nicht mehr reparieren. Daher ist es wichtig, hinzuschauen und offen und ohne Angst über mögliche Anzeichen zu sprechen. Das gilt nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige. Nur, wenn man früh weiß, ob eine Alzheimer-Erkrankung vorliegt, hat man eine Chance, den Krankheitsverlauf zu beeinflussen.“

Auf welchem Stand ist die Forschung im Hinblick auf die Ursachenbekämpfung?
„Viele Ansätze sind gescheitert, aber die enormen Investitionen in die Forschung waren keineswegs umsonst, denn wir wissen heute deutlich mehr als noch vor ein paar Jahren. Das ist ein wichtiger Lernprozess. Die Erkenntnisse, die wir auch aus vorzeitig beendeten Studien ziehen, sind essenziell für die weitere Erforschung der Erkrankung.“

Prävention gegen Alzheimer

Die geistige Gesundheit ist ein wichtiger Faktor für ein erfülltes Leben im Alter. Auch wenn die Alzheimer-Erkrankung aktuell nicht heilbar ist, gibt es Wege und Möglichkeiten, den Krankheitsverlauf möglicherweise zu beeinflussen. Hier ein paar Beispiele.

Bewegung
Körperliche Aktivität, am besten an der frischen Luft, hält auch mental fit. Ob ein Spaziergang, die Gartenarbeit oder einfach einmal die Treppen nehmen – schon eine halbe Stunde Bewegung pro Tag kann einen Unterschied machen. ²

Ernährung
Unser Gehirn braucht Energie, um zu funktionieren. Insbesondere Eiweiß, langkettige Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien sind wichtig. Auf dem Speiseplan sollte deshalb eine ausgewogene Ernährung stehen, am besten mit viel frischem Obst und Gemüse wie Johannisbeeren oder Brokkoli, fettem Seefisch wie Lachs, Kabeljau oder Makrele, Nüssen und zwei bis drei Litern Wasser.

Geistige Fitness
Lesen und Schreiben, ein Kreuzworträtsel, Karten- oder Brettspiele, Gruppendiskussionen oder Musizieren: Je stärker der Geist gefordert wird, desto mehr bilden sich neue Synapsen, also Verbindungen zwischen den Nervenzellen. Sterben Zellen altersbedingt ab, können andere Gehirnbereiche deren Aufgaben übernehmen. So können anfängliche Defizite, die aufgrund einer Alzheimer-Erkrankung auftreten, besser ausgeglichen werden.

Soziale Kontakte
Regelmäßiger Austausch hilft, im Kopf fit zu bleiben, denn bei sozialen Kontakten ist unser Gehirn vielfach gefordert. Die Kommunikation mit anderen Menschen aktiviert die Nervenzellen im Gehirn und hält es in Schwung.

Darüber reden

Am 21.09. kommen zum Welt-Alzheimertag Betroffene, Angehörige und Interessierte zusammen, um deutschlandweit bei Fachveranstaltungen, Online-Treffen, Ausstellungen, Podiumsdiskussionen oder beim Kaffeeklatsch offen über die Erkrankung zu sprechen. „Wir müssen reden“ sollte aber nicht nur der Leitgedanke dieses Tages sein, sondern ein Bestandteil unseres gesellschaftlichen Lebens. Denn Alzheimer ist es auch.

Biogen-73885 DE v1.0 09/2020