Der Mittelstand gilt als Motor der deutschen Wirtschaft und trägt vor allem in Bayern maßgeblich zur wirtschaftlichen Stärke der Region bei. Doch trotz des allgemein guten Rufs ist es für Kundinnen und Kunden oder Geschäftspartner nicht immer leicht, die besten Partner im Mittelstand zu identifizieren – allein schon wegen der Fülle an Unternehmen auf dem Markt. Auf welche Anbieter kann man sich im Jahr 2023 wirklich verlassen? Die vom SZ Institut in Auftrag gegebene Analyse gibt Antworten.
Der Begriff des Mittelstands selbst ist zunächst nicht leicht abzugrenzen – vor allem, da es in Deutschland keine einheitliche Definition gibt. Vielmehr werden verschiedene Kriterien zur Einordnung eines Unternehmens herangezogen. Dazu gehören die Anzahl der Beschäftigten, die Höhe des Umsatzes oder die Bilanzsumme der Firmen. Umgangssprachlich wird der Begriff „Mittelstand“ häufig für Unternehmen verwendet, die in ihrer Größe zwischen kleinen Familienunternehmen und Großkonzernen liegen.
Eine Möglichkeit, die Positionierung eines Unternehmens genau zu bestimmen, ist die Mittelstandsdefinition der EU. Diese bezieht sich ausschließlich auf Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von maximal 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von maximal 43 Millionen Euro. Die KfW Bankengruppe hingegen definiert den Mittelstand als privatwirtschaftliche Unternehmen aller Branchen, deren Jahresumsatz die Grenze von 500 Millionen Euro nicht überschreitet. Die Grenze liegt hier bei weniger als 500 Beschäftigten.
Trotz der unscharfen Definition spielt der Mittelstand in der deutschen Wirtschaft zweifelsohne eine wichtige Rolle, da er einen erheblichen Anteil an Beschäftigung und Wertschöpfung hat. Das Marktforschungsunternehmen Statista gibt an, dass im Jahr 2021 rund 40,65 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in mittelständischen Unternehmen beschäftigt waren – gut die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Damit gilt dieser Wirtschaftssektor hierzulande auch als wichtiger Motor für Innovationen und technologische Entwicklungen. Gerade in Bayern hat der Mittelstand eine stabile Position und trägt wesentlich zur wirtschaftlichen Spitzenstellung des Freistaats im bundesweiten Vergleich bei. Das schlägt sich auch in Zahlen nieder: Nach Angaben des Bayerischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie lassen sich über 600.000 Unternehmen in Bayern dem Mittelstand zuordnen.
Doch welche Unternehmen können sich im Jahr 2023 besonders stark positionieren? Die vom SZ Institut in Auftrag gegebene Analyse hat es sich zur Aufgabe gemacht, die stärksten mittelständischen Unternehmen in Bayern zu identifizieren und auszuzeichnen. Dazu wurde ein ausgewählter Kriterienkatalog angewendet.
Methodik der Analyse
Bei der vorliegenden Analyse, durchgeführt von der Creditreform Unternehmensgruppe, handelt es sich um eine Stichtagsbetrachtung zum 31. März 2023. Grundsätzlich wurden nur mittelständische Unternehmen aus dem Wirtschaftsabschnitt „Verarbeitendes Gewerbe“ (gemäß Definition des Statistischen Bundesamtes) mit Sitz in Bayern zugelassen. Die Unternehmen mussten ihre aktuellen Mitarbeiter- und Umsatzzahlen in der Creditreform Wirtschaftsdatenbank hinterlegt haben, auch die Verfügbarkeit von Informationen zur Bilanzbonität, Auftragslage und Zahlungsmoral der Unternehmen wurde vorausgesetzt. Ausgeschlossen von der Analyse waren freiberuflich tätige KMUs sowie Start-Ups – letztere aufgrund des geforderten Unternehmensalters von mindestens 5 Jahren zum Zeitpunkt der Analyse.
Als Mittelstandsdefinition wurde der Kriterienkatalog des IfM Bonn herangezogen. Für die Zulassung an der Untersuchung wurde eine Mitarbeiterzahl zwischen einem und 499 Mitarbeitenden und ein Jahresumsatz zwischen 2.000.001 Euro und 50 Millionen Euro vorausgesetzt.
Aus allen Vorgaben ergab sich schließlich eine Grundgesamtheit von 2.281 Mittelständlern, die für die Analyse ausgewertet werden konnten. Um die stärksten Unternehmen der Grundgesamtheit zu identifizieren, wandte Creditreform folgende Kriterien auf die in der Wirtschaftsdatenbank hinterlegten Werte an:
- Realistische Entwicklung der Beschäftigtenzahlen in der Vergangenheit (inkl. Ausschluss von Unternehmen mit rückläufigen Werten)
- Realistische Umsatzentwicklung der Unternehmen bis zum Stichtag der Analyse – auch hier wurden Unternehmen mit rückläufigen Werten aus der Bewertung ausgeschlossen
- Überprüfung des Zahlungsweiseurteils – waren die Unternehmen in der Lage, Zahlungen innerhalb der vereinbarten Fristen zu leisten (mit oder ohne Skontoausnutzung)?
- Auftragslage – nur Unternehmen mit sehr guter oder guter Auftragslage und sehr gutem oder gutem Geschäftsverlauf wurden im Ranking positiv bewertet.
- Positives Bilanzrating in den Bewertungskriterien CR1 bis CR7; dies entspricht einer Ausfallwahrscheinlichkeit der Unternehmen von weniger als 0,89 Prozent.
- Bonitätsindex von 250 oder besser (entspricht einer Ausfallwahrscheinlichkeit von unter 0,365 Prozent)
Nur die Unternehmen, die alle Kriterien erfüllen konnten, zählen zu Bayerns stärksten Mittelständlern 2023.
Ergebnisse der Analyse
Von den insgesamt 2.281 Mittelständlern konnten sich 238 Unternehmen einen Platz in der Top-Liste des Rankings sichern. Das sind nur rund zehn Prozent aller zugelassenen Unternehmen – ein deutliches Zeichen für die Härte des Kriterienkatalogs. Umso überzeugender sind die Ergebnisse: Alle Unternehmen im Ranking konnten eine durchweg stabile Auftragslage und eine sehr gute (Bilanz-)Bonität vorweisen, was die nachhaltige Zukunftsfähigkeit dieser Mittelständler bestätigt. Zudem weisen die Top-Unternehmen eine Ausfallwahrscheinlichkeit von weniger als einem Prozent auf – eine Sicherheit für die Kundinnen und Kunden der Unternehmen, aber auch ein zusätzliches Entscheidungskriterium für mögliche Geschäftspartner der Mittelständler. Bayerns stärkste Mittelständler zahlen alle ihre Rechnungen innerhalb der vereinbarten Zahlungsziele und verzeichnen weder Umsatz- noch Personalrückgänge.
Auffallend ist auch die Vielfalt der Unternehmen. Auch wenn alle aus dem verarbeitenden Gewerbe stammen, ist die Spezialisierung der Unternehmen im Ranking sehr unterschiedlich. Viele der Testsieger stammen aus dem Baugewerbe oder dem Maschinenbau und haben sich auf handwerkliche Bereiche wie die Herstellung von Frischbeton (BETONhotline Handels-GmbH), die Entwicklung von Kunststoffwaren (RDG Kunststoffe GmbH oder Werkzeugbau Willi Geyer GmbH) oder den Bau von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen (Kugelmann Maschinenbau e.K.) spezialisiert. Die Herstellung von Erzeugnissen aus Beton, Zement und Kalksandstein für den Bau (Hofmann Betonteile GmbH oder Betonwerk Kühne GmbH & Co. Kommanditgesellschaft) oder die Herstellung von Wellpapier und Wellpappe sowie von Verpackungsmitteln aus Papier, Karton und Pappe (Strobel GmbH, progress packaging GmbH) sind ebenfalls im Ranking genannt.
Auch Unternehmen aus dem Technologiebereich gehören zu den Testsiegern, darunter die PCS Systemtechnik GmbH oder die noax Technologies AG (Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten und Peripheriegeräten), die adeor Medical AG (Herstellung von medizintechnischen Geräten und Materialien) oder die Smeg Deutschland GmbH (Herstellung von elektrischen Haushaltsgeräten).
Natürlich ist auch das Ernährungsgewerbe vertreten. Im Ranking finden sich beispielsweise acht Hersteller von Bierspezialitäten (darunter die Familienbrauerei Jacob OHG und die Privat-Brauerei Gut Forsting e.G.) sowie Unternehmen aus der Obst- und Gemüseverarbeitung (Kugler Feinkost GmbH), der Milchverarbeitung (Gebr. Baldauf GmbH & Co. KG) oder der Backwarenherstellung (Bäckerei-Konditorei Schönstetter GmbH).
Alle Top-Unternehmen des Rankings sind als gleichberechtigte Sieger zu werten. Leserinnen und Leser können über die Angabe von Postleitzahl und Ort in der Tabelle die stärksten Mittelständler in ihrer Region leicht identifizieren.
Über die Creditreform Unternehmensgruppe
Creditreform ist als führender Anbieter von Wirtschaftsinformationen, Marketingdaten und Lösungen zum Forderungsmanagement bekannt und etabliert. Mit der weltweit größten Wirtschaftsdatenbank unterstützt Creditreform Unternehmen dabei, sich mithilfe von verlässlichen Firmeninformationen vor Zahlungsausfällen zu schützen. Die Creditreform Unternehmensgruppe hat es sich zur gemeinsamen Aufgabe gemacht, ihre Kunden durch die Bereitstellung von Wirtschaftsinformationen sowie Risikomanagement-Lösungen bestmöglich zu unterstützen.