Anzeigen-Spezial

Alle Kinder haben Rechte!

16. November 2023 - 6 Min. Lesezeit

Sie haben Anspruch auf Bildung, müssen vor Not und Gewalt geschützt werden und dürfen ihre eigene Meinung formulieren – so hat es vor 30 Jahren eine Konvention der Vereinten Nationen (UN) festgelegt. Doch die Praxis sieht anders aus. SOS-Kinderdorf setzt sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche ihre Rechte in Anspruch nehmen können.

John findet, Kinder sollten in jedem Alter wählen dürfen. „Zumindest dann, wenn sie selbst ihre Wahlunterlagen abgeben können.“ Sabisan ist anderer Meinung. Grundschüler, findet er, werden zu stark von ihren Eltern beeinflusst. Sechsjährige seien zu jung zum Wählen.

John und Sabisan sind Vorstände im Kinder- und Jugendrat von SOS-Kinderdorf, die Diskussion über das Wahlalter von Kindern findet im großen Tagungsraum der „Botschaft für Kinder“ in Berlin statt. Es geht hoch her, jeder und jede möchte mitreden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer leben alle in einem SOS-Kinderdorf, sie wurden von den Bewohnern ihrer heimischen Kinderdörfer als Kinder- und Jugendräte gewählt. So wie Sabisan; er lebt in der Wohngruppe vom SOS-Kinderdorf in Kaiserslautern.

Botschaft für Kinder? 27 Jugendliche aus ganz Deutschland treffen sich hier zweimal jedes Jahr, um die Anliegen von jungen Menschen in die politische Diskussion einzubringen. Die Botschaft wurde 2017 von SOS-Kinderdorf in Berlin eröffnet.

Botschaft für Kinder? 27 Jugendliche aus ganz Deutschland treffen sich hier zweimal jedes Jahr, um die Anliegen von jungen Menschen in die politische Diskussion einzubringen. Die Botschaft wurde 2017 von SOS-Kinderdorf in Berlin eröffnet.

Die politisch und konfessionell unabhängige Organisation setzte damit ein starkes Signal: Die Anliegen junger Menschen und ihrer Familien brauchen mehr öffentliche Aufmerksamkeit. Um das zu erreichen, werden Abgeordnete aus dem nahen Bundestag eingeladen, Beschlüsse gefasst, Diskussionen organisiert. Die Kinder und Jugendlichen sind Botschafter in eigener Sache.

Kinderrechte – eine Errungenschaft unserer Zeit

Die Arbeit der Botschaft für Kinder steht in einem größeren Zusammenhang: Es geht um die Stärkung von Kinderrechten. Eines davon ist das Recht auf Mitbestimmung: Der Wille von Kindern, so heißt es, soll in politische Entscheidungen einfließen. Im Kleinen bedeutet es, dass auch im Alltag nicht einfach über den Kopf der Jungen und Jüngsten entschieden werden darf. In den SOS-Kinderdörfern wird diese Haltung praktisch umgesetzt: Kinder und Jugendliche bestimmen als Dorfräte beispielsweise über Freizeitgestaltung und den Speiseplan mit.

Kinderrechte sind eine wichtige Errungenschaft unserer Zeit. Es ist noch gar nicht so lange her, da galten Kinder quasi als das Eigentum ihrer Eltern, ihr eigener Wille spielte keine Rolle. 1989 wurde die Kinderrechtskonvention von der UN-Generalversammlung verabschiedet, 1992 trat sie in Deutschland in Kraft. Die Kinderrechte wurden Gesetz.

Aber worin bestehen diese Rechte eigentlich? Viele Menschen in Deutschland kennen die Kinderrechte nur dem Namen nach – oder gar nicht.

Kennen Sie die Kinderrechte?

196 Staaten auf der Erde haben die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet, mehr als jede andere Konvention. Das Ziel: Die Welt soll für Kinder und Jugendliche fairer und sicherer werden. Allerdings: Das klingt besser, als es in Wahrheit ist. Wer die Situation junger Menschen genauer analysiert, wird schnell ernüchtert: Nicht nur in fernen Ländern der Dritten Welt, auch in Deutschland sind die Grundsätze der Kinderrechte oftmals nur schöne Theorie.

Beispiel Recht auf Gleichheit: In Deutschland gilt jedes fünfte Kind als arm, das sind knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche.¹

Beispiel Recht auf Schutz vor Gewalt

Mehr als 60.000 Kinder und Jugendliche waren 2022 in Deutschland in ihrem Wohl gefährdet, 59 Prozent von ihnen wiesen Zeichen einer Vernachlässigung auf. Fast jedes zweite vernachlässigte Kind war jünger als acht Jahre.²

Beispiel Recht auf elterliche Fürsorge

2022 gab es 37.880 Inobhutnahmen*, das heißt: Durchschnittlich alle 13 Minuten muss ein Kind in Deutschland zu seinem Schutz aus der Ursprungsfamilie genommen werden.³

Beispiel Recht auf Schutz vor Gewalt

Mehr als 60.000 Kinder und Jugendliche waren 2022 in Deutschland in ihrem Wohl gefährdet, 59 Prozent von ihnen wiesen Zeichen einer Vernachlässigung auf. Fast jedes zweite vernachlässigte Kind war jünger als acht Jahre.²

Beispiel Recht auf elterliche Fürsorge

2022 gab es 37.880 Inobhutnahmen*, das heißt: Durchschnittlich alle 13 Minuten muss ein Kind in Deutschland zu seinem Schutz aus der Ursprungsfamilie genommen werden.³

Bedrückende Zahlen. Und hinter jedem einzelnen Fall steckt ein Schicksal. Wo soll man beginnen, wo ansetzen, um das Leid und die Benachteiligungen vieler junger Menschen in Deutschland zu bekämpfen? SOS-Kinderdorf ist in allen Bereichen gleichzeitig aktiv. Schon seit fast 70 Jahren setzt sich die Organisation für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein und macht sich mit den unterschiedlichsten Projekten für die praktische Umsetzung ihrer Rechte stark.

Das kann Ihre Spende bewirken

Klicken Sie auf einen Betrag und entdecken Sie, welche Hilfen Sie damit beispielsweise finanzieren können.

Bildungschancen? Kommt auf den sozialen Hintergrund an

Etwa das Recht auf Bildung. Alle sollen die gleichen Chancen haben. Ein großes Ziel, doch die Realität sieht anders aus: Wie in kaum einem anderen Industrieland hängen in Deutschland die Bildungschancen vom sozialen Hintergrund ab. Ob die Eltern LKW-Fahrer und Kassiererin oder Ärztin und Lehrer sind – das macht einen Unterschied. Die Zahlen aus dem letzten nationalen Bildungsbericht bestätigen es: 79 Prozent der Kinder von Akademikern schließen selbst ein Studium ab, bei den Nichtakademikern schaffen das nur 27 Prozent. Zahlen, mit denen sich SOS-Kinderdorf nicht abfinden will. „Es darf nicht sein, dass Herkunft und Wohnort darüber entscheiden, welche Chancen ein Kind oder Jugendlicher erhält“, sagt Prof. Dr. Sabina Schutter, die Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf. Deshalb trägt die Organisation mit praktischen Hilfsangeboten zu fairen Chancen bei.

Helfen die Eltern bei den Hausaufgaben? Kinder ohne Unterstützung haben es viel schwerer in der Schule.
Helfen die Eltern bei den Hausaufgaben? Kinder ohne Unterstützung haben es viel schwerer in der Schule.

Neben dem Einkommen des Elternhaushalts zählt auch, welche Rolle Bildung für die Eltern spielt, ob sie ihren Kindern vorlesen, mit ihnen Hausaufgaben machen. Wer in einem sogenannten bildungsfernen Haushalt aufwächst, hat in der Schule viel schlechtere Chancen. „Schon von Geburt an spielen Bildungshintergrund und finanzielle Möglichkeiten eine wichtige Rolle für die Entwicklung“, sagt Dr. Kristin Teuber, Leiterin des Sozialpädagogischen Instituts bei SOS-Kinderdorf. Deshalb setzt SOS-Kinderdorf schon bei der Frühförderung an, etwa in Eltern-Kind-Gruppen oder in Kleinkindkursen. Für Schulkinder gibt es unter anderem Hausaufgabenhilfe, Lerngruppen und pädagogische Mittagstische. Und auch wenn die Schule abgeschlossen ist, geht die Arbeit von SOS-Kinderdorf weiter: Ein Schwerpunkt liegt darin, junge Menschen auf dem Weg in den Beruf zu unterstützen, ob Handwerk, Industrie oder Dienstleistung. In Mehrgenerationenhäusern bietet SOS-Kinderdorf sogar selbst die Möglichkeit für eine Ausbildung im hauswirtschaftlich-pflegerischen Bereich.

„Eine Stimme für alle Kinder“

Dafür sorgen, dass Kinder ihre Rechte wahrnehmen können – das sieht SOS-Kinderdorf als eine zentrale Aufgabe an. So macht sich die Organisation auch dafür stark, dass Kinder Schutz in Not erhalten und nicht in Angst leben müssen. In den SOS-Kinderdörfern, Wohngruppen und anderen stationären Einrichtungen finden Kinder, die ihr Elternhaus verlassen mussten, ein liebevolles neues Zuhause. Wichtig sind auch präventive Angebote wie Betreuung und Unterstützung von Familien. Damit aus Familienkrisen keine Katastrophen werden.

Nicht zuletzt setzt sich SOS-Kinderdorf dafür ein, dass junge Menschen eine Stimme in Gesellschaft und Politik bekommen. „Sie lernen dadurch, ihre Interessen wahrzunehmen und diese dann auch zu vertreten“, sagt Tanja Duttlinger vom SOS-Beratungszentrum Kinderschutz in Saarbrücken.

Nicht zuletzt setzt sich SOS-Kinderdorf dafür ein, dass junge Menschen eine Stimme in Gesellschaft und Politik bekommen. „Sie lernen dadurch, ihre Interessen wahrzunehmen und diese dann auch zu vertreten“, sagt Tanja Duttlinger vom SOS-Beratungszentrum Kinderschutz in Saarbrücken.

Bei der 19-jährigen Lea, die sich an der Diskussion in der Botschaft für Kinder beteiligt, hat dieses Konzept gewirkt. Sie ist als Neunjährige ins SOS-Kinderdorf Sauerland gekommen, schon bald wurde sie Sprecherin für andere Kinder und Jugendliche im Dorf. Mittlerweile ist die Abiturientin dort ausgezogen, aber bis heute setzt sie sich für ihre „Geschwister“ ein. Sie sagt: „Ich möchte eine Stimme für alle Kinder sein.“

* Name, biografische Details und Abbildungen wurden zum Schutz der Privatsphäre geändert.

Quellen:
¹ Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) Antje Funcke, Sarah Menne: Factsheet Kinder- und Jugendarmut in Deutschland, 1. Auflage 2023.
² Statistisches Bundesamt Deutschland, Pressemitteilung Nr. 304 vom 02. August 2023.
³ Statistisches Bundesamt Deutschland, Pressemitteilung Nr. 246 vom 26. Juni 2023. 

*Hinweis: Hiervon ausgerechnet sind rund 28.564 Inobhutnahmen aufgrund der Aufnahme minderjähriger Flüchtlinge. Die Zahl „13 Minuten“ bezieht sich auf den Durchschnitt der Inobhutnahmen der letzten fünf Jahre (ohne die Zahl der Inobhutnahmen minderjähriger Flüchtlinge) und ist abgerundet.

Eine Content-Marketing-Lösung von REPUBLIC.

Die Süddeutsche Zeitung ist weder für den Inhalt der Anzeige noch die darin enthaltenen Verlinkungen noch für ggf. angegebene Produkte verantwortlich.