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Ein guter Chor braucht Stimmen in allen Tonlagen
Die Dimensionen der Vielfalt. Kreisdiagramm: Charta der Vielfalt e.V., nach Gardenswartz und Rowe „4 Layers of Diversity“
Unterschiede können eine Herausforderung sein. Mit Menschen, deren Ziele, Erwartungen und Denkweisen voneinander abweichen, ist es nicht leicht, Übereinstimmung zu erzielen. Aber das Ergebnis einer lebhaften Diskussion ist oft viel tragfähiger als eines, auf das sich alle sofort verständigen können. Sundar Pichai, CEO von Google, ist fest davon überzeugt: „Eine vielfältige Mischung von Stimmen führt zu besseren Diskussionen, Entscheidungen und Ergebnissen für alle.“
Das ist der Grund, warum immer mehr Organisationen, Unternehmen und Behörden auf Vielfalt, englisch: Diversity, in der Belegschaft setzen. Es gilt, Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven und Erwartungen, anderen Erfahrungen und persönlichen Hintergründen, auseinander gehenden Meinungen und vielleicht sogar grundverschiedenen Arbeitsstilen einzubeziehen – gerade auch im öffentlichen Dienst. „Vielfalt in der Belegschaft ist unser größtes Potenzial und Grundlage für einen effizienten Staat“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach anlässlich des Deutschen Diversity-Tages am 31. Mai dieses Jahres. „Und das sollte auch das Ziel sein, wenn wir über die Gestaltung des öffentlichen Dienstes der Zukunft sprechen.“
Vielfalt in möglichst vielen Dimensionen wird nicht nur von jungen Menschen begrüßt. Claudia Scheerer, Sprecherin der Versicherungskammer Bayern, dem größten öffentlichen Versicherer in Deutschland, glaubt, „dass man Menschen über alle Altersstufen hinweg für das Thema begeistern kann.“ Der Münchner Konzern hat bereits 2013 damit begonnen, gezielt Angebote zu schaffen, um den Aufstieg von Frauen in Führungspositionen zu fördern. „Über die Jahre haben wir gesehen, dass dies unvermindert wichtig ist und bleibt, wir uns über die Frauenförderung hinaus jedoch weiteren Themen widmen sollten“, sagt Scheerer. So ist eine umfassende Diversity-Initiative entstanden, die sich im breiten Spektrum der Berufsanfänger bemerkbar macht. „Wir suchen nicht mehr nur nach Wirtschafts- oder Versicherungsfachleuten, sondern gezielt auch nach Menschen mit anderen Befähigungen, um deren Kreativität und deren neue Blickwinkel für unser Unternehmen fruchtbar zu machen“, erklärt die oberste Kommunikationschefin. „Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir in einer Stellenanzeige nach ‚Musterbrechern‘ gesucht haben – und darauf sowohl intern als auch extern einige Bewerbungen erhalten haben. Bewerbungen übrigens, auf die dann auch Einstellungen erfolgten.“
Der hartnäckige Mangel an Fachkräften hat der Diversity enormen Vorschub geleistet. Einerseits, weil Arbeitnehmer nachweislich bunt gemischte Organisationen bevorzugen. Andererseits, weil sie bessere Resultate zutage fördert. „Vielfalt wird auch von Arbeitgebendenseite als Schlüsselfaktor für Erfolg und Innovation gesehen“, weiß Stephan Dirschl, Projektleiter bei Charta der Vielfalt e.V. in Berlin. Ein Spaziergang sei das nicht. „Aber Konflikt ist Teil des Fortschritts, und der Weg lohnt.“
Zu den Unterzeichnern der Charta der Vielfalt gehört der Bayerische Rundfunk (BR). Sein erklärtes Ziel ist es, ein Programm für alle Menschen in Bayern zu machen. Das lässt sich aber nur umsetzen, wenn es auch beim Personal mehr Vielfalt gibt. Ziel bei der Besetzung von Leitungspositionen ist daher ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Männern und Frauen, wobei auch in Müttern und Mitarbeitenden in Eltern- und Teilzeit potenzielle Führungskräfte gesehen werden. Angepasst an deren jeweilige Lebenssituation wird ein individuelles Unterstützungspaket geschnürt. Teamwork und Support sichern den Aufsteigenden die Teilnahme an den Veranstaltungen des Programms. „Für mich persönlich war es eine tolle Erfahrung, mit Baby an dem Programm teilzunehmen“ erinnert sich Silvia Renauer, die das Aufstiegsprogramm schon hinter sich hat. „Die Gruppe und die beiden Trainer haben das Baby und mich sehr herzlich aufgenommen und unkompliziert und flexibel in alle Prozesse integriert. Ich glaube, es war ein echter Gewinn für alle.“
Neben der eigenen Belegschaft hat das Gebot der Diversity die Kunden des öffentlichen Dienstes im Blick. Auch das Amt für Kultur und Freizeit der Stadt Nürnberg will die Gesellschaft in ihrer Vielfalt ansprechen. In ihrem Diversity-Konzept hat die Behörde Kriterien festgelegt, nach denen sie beispielsweise die Eignung der Angebote für bestimmte Zielgruppen, deren passende Vermarktung bezüglich Sprache und Bilddarstellung sowie die Höhe der Eintrittsgelder überprüft. Einen weiteren Beitrag zur Vielfalt leisten die Kulturläden in den Stadtteilen mit kulturellen Veranstaltungen, Kreativkursen und Treffpunktmöglichkeiten zum Austauschen und Kennenlernen. Um die Vielfalt in Nürnberg besser abzubilden, setzt das Amt für Kultur und Freizeit ebenfalls auf den interkulturellen Dialog und die Zusammenarbeit mit den zahlreichen Vereinen in der Stadt.
Fest steht: Diversity wirkt – aber nur, wenn konsequent daran gedacht, dafür geplant und damit gearbeitet wird. Mit dem Diversity Management ist ein neues Aufgabenfeld auf Kommunen und öffentliche Unternehmen zugekommen, weiß Stephan Dirschl und mahnt: „Allein die Existenz von Vielfalt reicht nicht aus. Die vorhandene Vielfalt muss gesteuert werden.“ Am besten natürlich von gemischten Teams.
Karen Engelhardt
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