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Foto: The Point of View Photography
In diesem Sommer hat er sich die Quantenforschung bei Google in den USA angesehen und daraufhin gesagt: „Google wird ja gern hochgehalten, wenn es um praktische Anwendungen geht. Ich kann nur sagen: Google interessieren ganz ähnliche wissenschaftliche Fragen wie uns. Das muss man unseren Politikern auch mal klarmachen.“
Herr Professor Bloch, Photonik und Quantentechnologien sind auf dem Weg zur industriellen Anwendung. Auch Ihr Institut arbeitet daran. Wird es kommen wie bisher: Das Geschäft machen andere?
Bloch: Vom Geschäft sind wir in vielen Bereichen der Quantentechnologie, insbesondere im Quantencomputing, noch weit entfernt. Es ist noch gar nicht klar, ob es überhaupt klappt, einen fehlerkorrigierten Quantenrechner zu bauen. Wir beschäftigen uns damit, was man mit den bestehenden Maschinen, wie an unserem Institut, machen kann. Die werden im Moment für wissenschaftliche Fragestellungen genutzt, um physikalische Phänomene zu erklären und um neue Einsichten zu gewinnen. Genau das hat sich Google auch auf seine Fahnen geschrieben. Auch die Amerikaner sehen die vielversprechenden Anwendungen zurzeit im wissenschaftlichen Bereich.
Wie ist Ihr Appell an die Politik dann zu verstehen?
Bloch: Von uns Wissenschaftlern wird immer gefordert, dass wir stärker nach Amerika blicken sollten. Das tun wir selbstverständlich. Und sehen zu unserem Bedauern, dass wir in Deutschland und Europa keine Großunternehmen haben, in denen man die Leute Neues ausprobieren lässt, ohne dass es erstmal direkt wirtschaftlich relevant ist. Google leistet sich diese hervorragenden wissenschaftlichen Zweige und muss dafür nur in seine Portokasse greifen. Aber es zeigt, dass man spannende Dinge tun kann, und bringt eine Menge Publizität und vielleicht später auch konkrete Anwendungen, an die wir noch gar nicht gedacht haben.
Vor wenigen Tagen erst wurde entschieden, die wissenschaftlichen Exzellenzcluster finanziell zu stärken. Braucht Deutschland mehr solcher Leuchttürme? Oder sollten die lichtstarken stärker gefördert werden?
Bloch: Einer dieser Leuchttürme ist das Munich Center for Quantum Science and Technology und steht in München. Der hat auch international eine enorme Strahlkraft, um die besten Studierenden anzuziehen. Wir werden von Stadt und Land ganz hervorragend unterstützt. Die Ministerien sind erreichbar, die Zusammenarbeit klappt vorzüglich. Der Standort München hilft uns sehr. Die Politik hat oft leider die Tendenz, mehr Geld in die Breite zu streuen. Mit Fokussierung tut man sich schwer. Das ist schade. Eine weitere Verbreiterung ist nicht immer hilfreich.
Sollte die Hochschulpolitik andere Schwerpunkte setzen?
Bloch: Wir haben in Deutschland eine extreme Bürokratie. Bayern hat die Vergaberichtlinien kürzlich gelockert, dadurch haben wir glücklicherweise mehr Flexibilität gewonnen. Es würde uns helfen, wenn das die anderen Bundesländer auch täten. Wir ersticken in Bürokratie. Immer mehr Geld, das eigentlich bei der Wissenschaft ankommen soll, versickert in der Verwaltung. In Bayern ist das ein Stück weit besser. Ich frage mich: Wenn Bayern das kann, warum können das die anderen nicht?
Karen Engelhardt
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