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Für Denis Wiegel, Senior Vice President Sales & Marketing bei der Industriesparte der Schaeffler AG, geht es um den sinnvollen Einsatz von Daten. So lässt sich etwa mit IT-gestützter Zustandsüberwachung der Reparaturbedarf von Anlagen frühzeitig erkennen, um Produktionsausfälle zu vermeiden. Foto: The Point of View Photography
Ralf Malter – Ich würde vielleicht nicht gleich von Ethik sprechen, aber wichtig ist doch die Sensibilisierung im Umgang mit Daten. Dazu gehört zum Beispiel zu wissen, wer Zugriff auf Daten hat, wo sie gespeichert werden und wie sie miteinander verknüpft werden, um Informationen daraus zu gewinnen.
Marek Rydzewski – Es geht um Verletzlichkeit und Vertrauen und darum, dass Menschen möglicherweise Angst haben, die Kontrolle über ihre Daten zu verlieren. Wir haben einen ethischen Kodex für die Nutzung von technischen Entwicklungen und Innovationen, um menschliche Werte, Freiheit und Recht zu wahren. Es geht also um Gesundheitsschutz mit Daten. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz darf beispielsweise nicht zu Annahmen führen, aufgrund derer bestimmte Versichertengruppen diskriminiert werden. Dazu muss man sich der Lücken und Grenzen der Technik bewusst sein. Gerade im Gesundheitswesen spielt Vertrauen eine große Rolle. Wenn die Menschen befürchten, dass ihnen der Dateneinsatz Nachteile einbringt, werden sie keine Daten teilen.
Denis Wiegel – Es geht darum, den Menschen den Mehrwert aufzuzeigen, den Unternehmen mit dem Einsatz von Daten generieren können. Das betrifft in meinem Umfeld den Einsatz von Daten bei Maschinen und Anlagen, etwa zur IT-gestützten Zustandsüberwachung, um Reparaturbedarf frühzeitig zu erkennen und Produktionsausfälle zu vermeiden. Vor zehn Jahren gab es dagegen noch große Widerstände, beispielsweise in der Gas- und Ölindustrie, weil die Unternehmen das Ausspionieren sensibler Prozessdaten befürchteten. Selbst wenn der Mehrwert für die Betreiber klar erkennbar war, war es für sie unvorstellbar, dass ein Externer diese Daten erhält. Heute führen wir mit den Kunden ganz andere Diskussionen, wenn wir über Maschinenüberwachung reden, weil sie verstanden haben, dass wir ihnen damit helfen, effizienter zu produzieren.
Jörg Ochs – Die Probleme beim Dateneinsatz lagen oft auch intern am Denken in Silos. Das heißt, die Abteilungen behielten mitunter ihre Daten für sich, anstatt sie in der Organisation zu teilen. Deshalb habe ich bei uns den Spieß einfach umgedreht und festgelegt, dass die Daten grundsätzlich frei verfügbar sind. Eine Abteilung muss also nicht länger begründen, warum sie die Daten einer anderen Abteilung benötigt. Vielmehr müsste ein Bereich erklären, warum er bestimmte Daten trotz Anforderung nicht teilen will. In das Entscheidungsgremium habe ich einen Spezialisten aus dem Datenschutz mit aufgenommen, der unbegründete Einwände der Abteilungen kontern kann.
Bei Cybersecurity reagieren Unternehmen oft erst, wenn etwas passiert sei, mahnt Ralf Malter, Chief Operating Officer bei NTT Data. Seit Februar dieses Jahres habe sich das Bewusstsein für Hackerangriffe jeoch geschärft. Und es sei ein spannendes Thema, mit dem man IT-Fachkräfte gewinnen könne. Foto: The Point of View Photography
Herr Hertrich, wie behutsam gehen Sie mit Energiedaten um? In der aktuellen Krise sind die ja besonders relevant…?
Markus Hertrich – Das ist ein sehr sensibles Thema, nicht zuletzt deshalb, weil gerade erst ein Unternehmen aus unserer Branche gehackt und Energiedaten geleakt wurden. Der Umgang mit personenbezogenen Daten und das Thema Datensicherheit ist für uns von enormer Bedeutung. Natürlich kann man das nicht mit Patientendaten im Gesundheitswesen vergleichen, aber die personenbezogenen Verbrauchsdaten von Wasser, Strom und Gas sind ebenfalls besonders heikel. Gerade bei den aktuell sehr häufigen und sehr schnell umzusetzenden Gesetzesänderungen darf man auf keinen Fall das Thema Sicherheit stiefmütterlich behandeln – im Gegenteil. Die Zahl der Hackerangriffe auf kritische Infrastruktur wird in Zukunft noch zunehmen, weshalb wir unser Augenmerk sehr stark darauf richten. Das Thema sollte noch stärker in den jeweiligen Ausbildungszweigen integriert und angeboten werden. Auch beim Thema Cybersicherheit stecken wir in Deutschland und in Europa aus meiner Sicht noch in den Kinderschuhen. Ich würde mir eine Zusammenarbeit von Unternehmen auf nationaler als auch auf EU-Ebene wünschen.
„DIE ZAHL DER HACKER-ANGRIFFE AUF KRITISCHE INFRASTRUKTUR WIRD IN ZUKUNFT NOCH ZUNEHMEN, WESHALB WIR UNSER AUGENMERK SEHR STARK DARAUF RICHTEN.“
Mal ganz unabhängig von den Daten: Was bedeutet die aktuelle Energiekrise für Ihr Unternehmen?
Jörg Ochs – Sie bedeutet für uns in erster Linie Planungsunsicherheit im Einkauf. Früher hat man Energie vier Jahre im Voraus an der Energiebörse gekauft. Aktuell sind die Preise so volatil, dass man nicht weiß, ob sie in zwei Jahren wieder im Keller sind oder noch stärker gestiegen sind. In der IT kommt hinzu, dass der Gesetzgeber laufend Änderungen vornimmt, wie etwa die Energiepreisbremse oder den Gaspreisdeckel, die für uns technisch so kurzfristig gar nicht umsetzbar sind. Vor allem, wenn die Wohnfläche oder die Anzahl der Bewohner als Basis für Vergünstigen herhalten sollen. Zum einen haben wir diese Informationen überhaupt nicht. Zum andern könnten wir sie selbst bei Verfügbarkeit nicht so schnell in unsere komplexen Systeme integrieren.
Markus Hertrich – In der Energiewirtschaft jagt momentan ein Gesetz das nächste. Ich gehe davon aus, dass wir rund ein Drittel unserer Personalkapazitäten in diesem Jahr allein für die Umsetzung von Gesetzesänderungen verwendet haben. Das machen wir sehr gerne in der Zuversicht, dass wir damit einen bedeutenden Beitrag zum Energiesparen leisten können. Big Data wird dies im nächsten Jahr zeigen.
Wie sieht es in der Industrie aus?
Denis Wiegel – Wir haben weniger mit der Regulierung als mit den Preisen zu kämpfen. Als produzierendes Unternehmen mit mehreren Standorten merken wir die Preisexplosion bei den Energiekosten sehr deutlich. Hinzu kommt die Versorgungssicherheit, die für manche Anlagen kritisch ist, weil man die nicht beliebig hinunter- und dann wieder herauffahren kann. Natürlich stellt sich die Frage, inwieweit man das kompensieren oder an die Kunden weitergeben kann. Vor allem mittelständische Unternehmen haben damit stark zu kämpfen, und ich bin mir nicht sicher, wie viele das überleben werden.
Ist die IT wenigstens krisenfest?
Ralf Malter – Wir sind natürlich davon abhängig, wie viel unsere Kunden in IT-Beratungsprojekte investieren. In den Bereichen Nachhaltigkeit, Mobilität und Gebäudekonzepte sind wir selbst gut aufgestellt. Aber wir machen uns natürlich Gedanken über unsere Kunden, vor allem in der Fertigungsindustrie. Wir haben ein Risikomanagement aufgesetzt, das Unternehmen und laufende Projekte sowie die Wahrscheinlichkeit ihrer Fortführung bewertet. Wie stark sich die Energiekrise am Ende auf unser Geschäft auswirken wird, hängt letztendlich davon ab.
Jacob Neuhauser
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