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Künstliche Intelligenz

Schule und Künstliche Intelligenz

ChatGPT stellt Schulen und Lehrpersonal vor ganz neue Herausforderungen – daher werden aktuell kreative Lösungen auf unterschiedlichen Ebenen erprobt

Foto: Adobe Stock

Kein Tag, ohne heiße Meldungen über ChatGPT. Die Foren laufen über, die einschlägigen Podcasts freuen sich über den rasanten Anstieg an Followern. Selbst in den „alten“ analogen Medien wird rege diskutiert und berichtet: Auf den Wissens- und Wirtschaftsseiten, im Feuilleton sowieso, auch in den Spalten der Meinungsmachenden und nicht zuletzt bei den Entertainerinnen und Entertainern mit einem professionellen Sinn für Humor, wie Till Reiners, der sich kürzlich von der Textmaschine einen Auftritt schreiben ließ und seinem 3SAT-Publikum vortrug. Reiners‘ Fazit lautete: „Ich habe keine Angst um meinen Arbeitsplatz.“

Und die Welt der Schule? Ist viel weiter, als die schulferne Öffentlichkeit vermutet. Schon seit einigen Jahren. So legten im Sommer 2021 drei renommierte Bildungsforschungsinstitute eine 58-seitige Studie mit dem Titel vor: „KI@Bildung: Lehren und Lernen in der Schule mit Werkzeugen Künstlicher Intelligenz”. Die Stiftung Deutsche Telekom hatte die Untersuchung finanziert. Die Wissenschaftler prognostizierten drei Anwendungsfelder: „Einzelapplikationen mit begrenztem Einsatzbereich“, etwa für den Spracherwerb oder das Schulmanagement; ferner eine „intelligente Lerncloud“ als Infrastruktur für die Landes-, Schulkreis- oder Schulebene, sowie den „Learning Companion“ als „permanent zugängliche(n) persönliche(n) Lern-Assistent(en)“.

Der Konjunktiv war vor zwei Jahren vielleicht noch angebracht. Die Welt veränderte sich Ende November des vergangenen Jahres, als das US-Unternehmen OpenAI erstmals eine Version seines Chatbots ChatGPT 3 online stellte. Das NDR-Magazin „Markt“ interviewte dazu im Februar einen 13-jährigen Schüler. Er zeigte einer NDR-Redakteurin auf einer Parkbank sitzend, wie er und seine Mitschülerinnen und Mitschüler das Tool mittlerweile nutzen: als eine „Quelle, die sich auf einen selber zuschneiden lässt.“ Klingt gut, doch tatsächlich demonstriert der Teenager dann, wie er sich Arbeit, Recherchieren und Nachdenken spart: So lässt er sich von dem Programm ein Gedicht interpretieren („Der Abend“ des Barockdichters Andreas Gryphius); er zeigt, wie das Tool Matheaufgaben löst, in Biologie die Photosynthese erklärt oder überhaupt bei Hausaufgaben hilft.

Die Kultusministerien und auch die Bundesregierung haben Künstliche Intelligenz (KI) schon länger auf dem Schirm. So finden sich auf dem Bildungsserver, den das Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation im Auftrag von Bund und Ländern betreibt, hunderte von Links zu Studien (wie der oben zitierten), Projekten und Unterrichtsmaterialen. Das meiste stammt allerdings aus dem Prä-ChatGPT-Zeitalter.

Einige Länderministerien sind indes sehr aktuell: etwa das Landesmedienzentrum des baden-württembergischen Kultusministeriums. Auf dessen Seite finden sich Tipps, wie ChatGPT bei der Unterrichtsvorbereitung eingesetzt werden kann. Etwa bei der Gestaltung von Klausuraufgaben, bei der Erstellung von Informationstexten oder bei der Planung einer Unterrichtsstunde. Auch für die Unterrichtsdurchführung mit dem Chatbot haben die LMZ-Fachleute einige Ideen gesammelt. Mit ChatGPT könnten Schülerinnen und Schüler beispielsweise schwere Informationstexte vereinfachen, individuell verständlicher machen oder auch Texte übersetzen und eine Fremdsprache wie mit einem „virtuellen Partner“ trainieren. Mit der Version ChatGPT 4 könnten auch Karikaturen und Bilder interpretiert werden, meint das LMZ.

Diese Tipps sind freilich sehr allgemein. Welcher pädagogischer Zusatznutzen gewonnen ist, wenn eine Software statt einer Lehrkraft ein Gemälde oder ein Gedicht analysiert, bleibt zudem offen. Kein Wunder, es fehlen notwendigerweise noch Erfahrungen.

Die Medienforscherin Felicitas Macgilchrist beantwortet die Frage nach dem Sinn einer KI-Gedichtinterpretation so: „Man kann (...) den Chatbot bitten, eine Gedichtanalyse zu machen, und dann schaut man sich das gemeinsam an und beantwortet diese Fragen: Wo gibt es Fehler? Wo müsste man den Text ergänzen? Wo muss man Quellen hinzufügen? Auf dieser Basis machen die Schülerinnen und Schüler dann selbst eine Gedichtanalyse und zugleich eine KI-Kritik.“

Aber immerhin: Die Kultusministerialen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Auch in Bayern. So bietet die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung in Dillingen/Donau schon seit Februar immer mal wieder Online-Seminare zur Nutzung von ChatGPT und anderen Tools an. Zum Beispiel referierte Ende März der frühere Thannhausener Realschullehrer Michael Debbage-Koller (der nun in Dillingen für die „Stabsstelle Medien-Pädagogik-Didaktik” tätig ist) eine Onlinestunde lang über „ChatGPT – Der Timesaver aus der Zukunft“, zusammen mit den Gastdozentinnen Kerstin McClenaghan und Kerstin Wölfle.

Überhaupt ist in Bayerisch Schwaben einiges geboten in Sachen „KI und ChatGPT in der Schule“. So bietet Sebastian Schmidt, Lehrer für Mathematik, Informationstechnologie und Katholische Religionslehre in Neu-Ulm, am Mittwoch, 10. Mai, einen 90-minütigen Online-Workshop namens „ChatGPT – Künstliche Intelligenz in der Schule“ an, der als Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte der Sekundarstufen I und II konzipiert und vom Kultusministerium abgesegnet ist. Es wird von der Bildungsinitiative „3malE“ der Lechwerke (LEW), eine EON-Tochter, unterstützt (Anmeldung über FIBS).

Wer nicht auf Veranstaltungen warten will, dem sei die Seite www.pauker-chatgpt.com des Mathe-, Physik- und Informatiklehrers Thomas Süß empfohlen, der an einem Beispiel aus seinem Fachbereich darstellt, wie sich ein Lerngespräch mit ChatGPT darstellt. Es geht um Alan Turing, den legendären Mathematiker und Informatiker, einer der frühen Nachdenker über die Mensch-Maschinen-Kommunikation.


Horst Kramer

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